Neue Bundesregierung, neuer Schwung für die Konjunktur?

Im Frühsommer 2025 gehen alle wesentlichen IHK-Konjunkturkennziffern merklich nach oben. Sowohl die Lage als auch die Zukunftsaussichten der gewerblichen Wirtschaft verbessern sich im Vergleich zum Jahresbeginn 2025. Die mit dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung einhergehenden ersten Aufbruchsignale lassen eine Stimmungsaufhellung in der Wirtschaft des IHK-Bezirks Rostock erkennen. Der IHK-Geschäftsklimaindex erhöht sich im Vergleich zur Vorumfrage um elf auf 100 Indexpunkte.

Geschäftsklima im IHK-Bezirk Rostock

Im Frühsommer 2025 offenbart sich branchenübergreifend für viele Unternehmen im IHK-Bezirk Rostock eine positivere geschäftliche Situation als noch zu Beginn des Jahres. Wenngleich die aktuellen konjunkturellen Rahmenbedingungen im In- und Ausland weiterhin als sehr herausfordernd eingeschätzt werden müssen und die grundlegenden Strukturdefizite der Bundesrepublik auf ihre Bearbeitung warten, scheint die außerplanmäßige Neuwahl des Bundestages Ende Februar und die neu konstituierte schwarz-rote Bundesregierung zu dem dringend erwarteten Stimmungsimpuls in der gewerblichen Wirtschaft geführt zu haben. Die befragten Betriebe erwarten von der Koalition zwischen CDU/CSU und SPD die dringend benötigte Stabilität und Handlungsfähigkeit. Das Schuldenpaket der neuen Bundesregierung, als eines der größten in der Geschichte der Bundesrepublik, mit einem Gesamtvolumen von 500 Mrd. Euro birgt das Potenzial einer nachhaltigen konjunkturellen Belebung in Verbindung mit der notwendigen Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur und einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Dennoch bleiben die Herausforderungen – besonders in Bezug auf den Bürokratieabbau und die Digitalisierung – gewaltig. Die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, die wirtschaftspolitischen Weichen neu zu stellen – der Koalitionsvertrag enthält richtige Ansatzpunkte. Die Unternehmen erwarten jetzt schnelle, spürbare und verlässliche Maßnahmen. Da die Lage der Wirtschaft nach wie vor angespannt ist, muss die Koalition der Gefahr des weiteren Stillstands nun entschlossen begegnen.
Der IHK-Geschäftsklimaindex steigt im Frühsommer um elf auf 100 Indexpunkte (Wert für das gesamte Mecklenburg-Vorpommern und deutschlandweit: 95). Er erreicht damit den höchsten Wert seit zwei Jahren, bleibt jedoch weiterhin unter dem langjährigen Mittel von 110 Indexpunkten. Zu diesen Ergebnissen kommt die Auswertung der Antworten von 298 Betrieben im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock, die in der letzten April- und ersten Maiwoche 2025 stattfand.
Der unerwartet deutliche konjunkturelle Fortschritt im IHK-Bezirk Rostock lässt sich sowohl auf bessere Geschäftslageeinschätzungen als auch auf eine merkliche Aufhellung der Zukunftserwartungen im Vergleich zur Vorumfrage im Januar zurückführen. Diese positiven Signale sind allerdings noch nicht stark genug, um das Ruder bei den Investitions- und Beschäftigungsabsichten in der gewerblichen Wirtschaft herumzureißen: Beide Indikatoren verbleiben im Frühsommer auf niedrigem Niveau, wenngleich die Investitionspläne ihren Tiefstand der letzten Befragung überwunden zu haben scheinen.

Geschäftslage: Branchenübergreifend besser

Auch im Frühsommer berichten mehr Firmen über eine positive als eine negative Geschäftslage („gut“: 30 Prozent, „schlecht“: 18), wobei der Unterschied zwischen den beiden Polen sich gegenüber dem Jahresbeginn merklich verbessert hat: Der sektorübergreifende Geschäftslagesaldo steigt im Vergleich zur Vorumfrage um sechs auf zwölf Prozentpunkte. Er rangiert damit weiterhin unter seinem langjährigen Durchschnittswert von 26 Prozentpunkten. Gerade die Industrie und die Dienstleistungswirtschaft machen einen deutlichen Schritt nach vorn und nähern sich bereits den langfristigen Branchenmittelwerten an. Auf der anderen Seite steht der Handel anhaltend unter dem Eindruck der Konsumzurückhaltung und kann sich daher kaum verbessern. Die Verkehrs- und Logistikunternehmen leiden unter der rezessionsbedingt schwachen Transportnachfrage sowie den hohen Energiepreisen. Die Bauwirtschaft sieht sich einer leichten Eintrübung der bereits schlechten Lagewerte der Vorumfrage gegenüber und ist auf dem Niveau der gesamten gewerblichen Wirtschaft angekommen. Der Bauboom der vergangenen Jahre scheint zunächst beendet.
Die sich möglicherweise verändernden konjunkturellen Vorzeichen, können an den aktuell wieder etwas besseren Auftragsbeständen der Firmen abgelesen werden: 25 Prozent der betreffenden Befragten beurteilen ihren aktuellen Auftragsbestand als „eher zu gering“ (Herbst 2024: 34 Prozent), während – wie in der Vorumfrage – 13 Prozent diesen als „eher groß“ einschätzen.

Aktuelle Finanzlage: Erste Entspannungsanzeichen

Die insgesamt verbesserte geschäftliche Situation der befragten Betriebe findet ihren Ausdruck auch darin, dass die eigene Finanzlage wieder etwas freundlicher beurteilt wird: 54 Prozent sehen sie als unproblematisch an (Vorumfrage: 51 Prozent). Der Anteil der Befragten, deren aktuelle Finanzlage von zunehmenden Forderungsausfällen gekennzeichnet ist, nimmt im Vergleich zum Jahresbeginn um zwei auf zwölf und der Anteil der Betriebe mit einem erschwerten Fremdkapitalzugang um drei auf sechs Prozentpunkte ab. Wie in der Vorumfrage sieht sich gut jedes fünfte Unternehmen mit Liquiditätsengpässen konfrontiert (21 Prozent) und drei Prozent befürchten die eigene Insolvenz.

Geschäftserwartungen: Zuversicht wächst wieder

Wenngleich sich im Frühsommer 2025 abzeichnet, dass ein Weg aus dem Konjunkturtal möglich ist, wird dieser für die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk beschwerlich werden. Mit Ausnahme der Industrie und des Gastgewerbes überwiegen in den Branchen die negativen Geschäftserwartungen die hoffnungsvollen Aussichten. Allerdings ist das bei weitem nicht mehr in dem Ausmaß zu beobachten wie noch zu Jahresbeginn. Das Ergebnis der vorzeitigen Bundestagswahl und der weitgehend geräuschlosen Bildung der ‚Vernunftsehe Große Koalition‘ könnte zu einem Stimmungswendepunkt geworden sein – dessen Nachhaltigkeit sich allerdings noch unter Beweis stellen muss. Die Geschäftserwartungen vollziehen im Frühsommer einen deutlichen Sprung, wenn auch auf niedrigem Niveau: Wie in der Vorumfrage vom Januar blicken gerade einmal elf Prozent der Unternehmen optimistisch auf die kommenden zwölf Monate. Auf der anderen Seite gehen jedoch mit 23 Prozent deutlich weniger Befragte von einer Verschlechterung ihrer Geschäfte aus (Jahresbeginn: 35 Prozent). Der Erwartungssaldo steigt um zwölf auf minus zwölf Prozentpunkte und liegt damit immer noch deutlich abseits seines langjährigen Mittelwerts von minus einem Prozentpunkt.

Investitionen: Weiterhin Zurückhaltung

Der leichte Hoffnungsschimmer am Horizont schlägt noch nicht auf die Investitionsabsichten der Betriebe durch, da die Weichen zwar auf wachstumsfördernde öffentliche Investitionen gestellt werden, die Umsetzung heute jedoch noch nicht beurteilt werden kann. Der Investitionssaldo verbessert sich im Vergleich zum Jahresbeginn um sechs auf minus zwölf Prozentpunkte , verbleibt aber deutlich unter seinem langjährigen Mittelwert von null Prozentpunkten. Der Anteil der Betriebe, die in den kommenden zwölf Monaten keine Investitionen planen, bleibt mit 38 Prozent weiterhin überdurchschnittlich. Im konjunkturellen Abschwung sind viele Kapazitäten nicht ausgelastet und auch die Unternehmenserträge stehen unter Druck.
Typisch für die rezessive Phase ist, dass der Investitionsfokus der Betriebe auf dem Ersatz des abgenutzten Sachanlagevermögens liegt: 77 Prozent wollen in den kommenden zwölf Monaten in den Substanzerhalt investieren. Die andauernd schwache Nachfrage im In- und Ausland bedingt, dass das Motiv Kapazitätserweiterung auch im Frühsommer kaum an Bedeutung zulegen kann (plus drei Prozentpunkte auf 27 Prozent). Zudem führen die weiterhin hohen Energie- und Arbeitskosten dazu, dass die Befragten verstärkt in Rationalisierungsmaßnahmen investieren wollen (plus sechs auf 44 Prozentpunkte). Bei investitionsbereiten Unternehmen, die diese beiden Risikoklassen explizit als Hemmnis benennen, beabsichtigt dies sogar mehr als jeder zweite Betrieb (55 Prozent).

Fremdfinanzierung: Zinsdruck nimmt weiter ab

Der Zugang der befragten Unternehmen zur Fremdkapitalfinanzierung wird weiterhin als überwiegend unkritisch erachtet und mit der Leitzinssenkung der EZB im April – der sechsten in Folge seit Juni 2024 – sind die Zinslasten der Firmen nochmals zurückgegangen. Ebenso zeigt sich, dass auch bei den anderen Fremdfinanzierungskonditionen der Druck etwas abnimmt. Die meisten Betriebe haben einen guten (22 Prozent) bzw. zufriedenstellenden (19 Prozent) Zugang zu Fremdkapital. Weitere 46 Prozent benötigen keine Finanzierung durch Dritte. Der Anteil der Befragten, die einen schlechten Zugang oder abgelehnte Finanzierungen angeben, liegt mit 13 Prozent auf dem Niveau der Vorumfrage vom Januar. Mit 21 Prozent fällt im Frühsommer der Anteil der betroffenen Firmen mit gestiegenen Dokumentationspflichten niedriger aus als zu Jahresbeginn (36 Prozent). Der Anteil derjenigen, die gewachsene Sicherheitsanforderungen als Grund für die Verschlechterung ihrer Fremdfinanzierungsbedingungen angeben, bleibt mit 59 Prozent weitgehend stabil, worin sich das rezessionsbedingte gestiegene Ausfallrisiko für die Fremdkapitalgeber niederschlägt.

Exporte: Kein Licht am Ende des Tunnels

Die international tätigen Unternehmen im IHK-Bezirk sehen in Anbetracht der weiter schwachen Nachfrage wichtiger Handelspartnerländer, z. B. China, dem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit in einzelnen Industriezweigen, u. a. aufgrund hoher Energiepreise, und der handelspolitischen Unwägbarkeiten, wie einer als erratisch wahrgenommenen Zollpolitik der Trump-Administration und möglichen globalen Handelskonflikten, aktuell kein Licht am Ende des Tunnels. Ihre Exporterwartungen verschlechtern sich im Frühsommer erneut massiv: Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) geht von sinkenden Ausfuhren in den kommenden zwölf Monaten aus (Jahresbeginn: 42). Lediglich sieben Prozent rechnen mit einer Steigerung ihres internationalen Absatzes.

Beschäftigung: Trendumkehr nicht in Sicht

Die anhaltende gesamtwirtschaftliche Nachfrageschwäche bei weiterhin nicht ausgelasteten Kapazitäten, Kostendruck oder auch der nach wie vor bestehende Fach- und Arbeitskräftemangel führen dazu, dass die Beschäftigungsabsichten im IHK-Bezirk Rostock in der Tendenz weiter rückläufig sind und auf niedrigem Niveau verharren: 20 Prozent der Firmen rechnen mit einer abnehmenden Beschäftigtenzahl (Jahresbeginn: 24), während nur acht Prozent von einer Zunahme des Personalbestands ausgehen (Januar: elf). Da ein Großteil der Betriebe die Zahl ihrer Mitarbeitenden konstant halten will (72 Prozent), ist auch im Frühsommer klar ersichtlich, dass das Hauptaugenmerk auf dem Halten qualifizierten Personals im Betrieb liegt.
Der Anteil der Unternehmen, die offene Stellen nicht besetzen können, weil sie keine passenden Arbeitskräfte finden, hat im Vergleich zur Vorumfrage wieder zugenommen (plus vier Prozentpunkte auf 39). Die Industrie als konjunktureller Branchenprimus in der aktuellen Umfrage sieht sich jedoch bereits wieder mit einem verstärkten Mangel an Fachkräften konfrontiert: Mit 46 Prozent wird diese Risikokategorie schon wieder an zweiter Stelle der Hemmnisse und Probleme genannt.

Probleme: Arbeitskosten dominieren weiter

Wie in den beiden Vorumfragen ist die Höhe der Arbeitskosten branchenübergreifend der gravierendste Sorgenfaktor der befragten Betriebe, wenngleich der Problemdruck im Vergleich zum Januar etwas abgenommen hat: 51 Prozent nennen diese Risikokategorie (Jahresbeginn: 58). Die zum 1. Januar 2025 gestiegenen Sozialversicherungsabgaben und der erhöhte Mindestlohn sind bereits in die Kalkulationen und damit in die Erwartungsbildung der Unternehmen eingeflossen. Sie reihen sich damit in das Gesamtbild anhaltend hoher Vorleistungskosten ein. Auch im Frühsommer stehen die „Energiepreise“ weit oben in der Rangordnung betrieblicher Hemmnisse (46 Prozent, Vorumfrage: 51) und damit gleichauf mit der Sorgenkategorie „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“, die im Vergleich zum Januar allerdings merklich an Bedeutung verloren hat (minus sieben Prozentpunkte auf 46 Prozent), was durchaus als Vertrauensvorschuss an die neue Bundesregierung gesehen werden kann.

Geschäftsklima in den Branchen

Industrie

Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe hat im Vergleich zur Vorumfrage einen bemerkenswerten Sprung nach vorn vollzogen: Sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen der befragten Industriebetriebe verbessern sich deutlich. Der Anteil der Firmen, die ihre gegenwärtigen Geschäfte als „gut“ bewerten, steigt um 14 Prozentpunkte auf 41 Prozent. Der Anteil der negativen Einschätzungen sinkt um drei Prozentpunkte auf 14 Prozent. Der Geschäftslagesaldo liegt aktuell mit 27 Prozentpunkten nur noch knapp unter dem langjährigen Branchenmittelwert von 29. Ebenfalls deutlich positiv entwickeln sich die Geschäftserwartungen: Sahen in der Vorumfrage 25 Prozent der Befragten pessimistisch auf die kommenden Monate, so fällt dieser Wert im Frühsommer auf 14 Prozent. Dagegen steigt der prozentuale Anteil der Firmen, die von einer Verbesserung ausgehen, um drei Prozentpunkte auf 16 Prozent. Die positiven Marktentwicklungen bilden sich ebenfalls in den Auftragsbeständen ab: Während in der Vorumfrage lediglich sechs Prozent der befragten Industriebetriebe einen „eher großen“ Auftragsbestand vermeldeten, steigt dieser Anteil im Frühsommer auf 15 Prozent. Im Vergleich der gesamten gewerblichen Wirtschaft steht die Industrie mit einem Geschäftsklimaindexwert von 114 Indexpunkten als Primus da (langfristiges Mittel: 116).

Baugewerbe

Auch im Frühsommer zeigt sich die Lage der befragten Baubetriebe überwiegend noch positiv: 28 Prozent geben „gute Geschäfte“ an, während 17 Prozent eine negative Einschätzung vornehmen. Der Lagesaldo pegelt sich mit elf Punkten erstmals (knapp) unter dem branchenübergreifenden Lagesaldo ein, was darauf hindeutet, dass die Sonderstellung der Bauwirtschaft als jahrelange Boombranche zunächst vorüber ist. Allerdings können noch zwei Drittel der Bauunternehmen auf einen „eher großen“ bzw. „ausreichend großen/saisonüblichen“ Auftragsbestand zurückgreifen. Hoffnungsvoll erscheint ebenfalls, dass die Bauunternehmen erheblich optimistischer in die Zukunft schauen als noch in der Vorumfrage: Statt 43 Prozent gehen nur noch 28 Prozent von einer Verschlechterung ihrer Geschäfte aus. Viele Baubetriebe hoffen, an der öffentlichen Investitionsoffensive aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung partizipieren zu können. Der Branchengeschäftsklimaindex steigt um neun auf 90 Indexpunkte und kann damit einen deutlichen Schritt in Richtung langjährigen Durchschnittswert von 109 vollziehen.

Handel

Der nach wie vor bestehende Inflationsdruck, insbesondere in einzelnen Lebensmittel- und Dienstleistungsmarktsegmenten, die Unsicherheit aufgrund (geo-)politischer Spannungen und die weiterhin schwache Konjunkturerwartung der Verbraucherinnen und Verbraucher führen dazu, dass die Konsumzurückhaltungen aktuell nicht überwunden werden kann und das Geschäftsklima bei den Händlern im IHK-Bezirk schlecht ist. Der Branchengeschäftsklimaindex verharrt mit 82 Indexpunkten auf dem Niveau der Vorumfrage und ist weit von seinem langjährigen Mittel von 107 entfernt. Der Anteil der befragten Handelsbetriebe, die ihre gegenwärtige Geschäftslage positiv beurteilen, liegt mit 21 Prozent nur knapp unter den „schlechten“ Lageeinschätzungen (24 Prozent). Die Geschäftsaussichten bleiben weiter trübe: Lediglich fünf Prozent der befragten Firmen gehen von einer Verbesserung, 60 Prozent von gleichbleibenden und 35 Prozent von schlechteren Geschäften in den kommenden Monaten aus. Auch im Frühsommer wird die schwache Inlandsnachfrage von den pessimistischen Händlern überdurchschnittlich als größtes Risiko wahrgenommen (70 Prozent).

Verkehrsgewerbe

Noch trüber als im Handel stellt sich die geschäftliche Situation derzeit bei den Verkehrs- und Logistikbetrieben dar: Der Geschäftslagesaldo verschlechtert sich gegenüber Jahresbeginn erneut und sinkt um elf auf -14 Prozentpunkte. Auf der anderen Seite scheint der generelle Stimmungswandel auch vorm Verkehrsgewerbe nicht Halt zu machen. Gingen zu Jahresbeginn noch 38 Prozent der Betriebe von einer Eintrübung ihrer Geschäfte aus, so sinkt dieser Anteil auf 28 Prozent in der aktuellen Umfrage. Die Auftragsbestände der Logistiker haben sich folgerichtig etwas besser entwickelt: Konstatierten im Januar noch 41 Prozent einen „eher zu geringen“ Auftragsbestand, sinkt dieser Anteil im Frühsommer auf 34 Prozent. Der Branchenklimaindex liegt mit 88 Indexpunkten fast auf dem Niveau der Vorumfrage (langjähriger Mittelwert: 114). Die Arbeitskosten (66 Prozent) haben die Energie-/Kraftstoffpreise (59 Prozent) auf dem negativen Spitzenplatz der Rangfolge der bedeutendsten Risikofaktoren der Branche abgelöst. Die mit der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12,82 Euro pro Stunde zum 1. Januar 2025 einhergehenden Kostenbelastungen setzen gerade die kleinen und mittleren Betriebe unter Ertragsdruck und verschärfen die Wettbewerbssituation gegenüber großen Konkurrenzbetrieben, die einen höheren Automatisierungsgrad aufweisen, dies z. B. bei kleineren Kurierdiensten.

Dienstleistungsgewerbe

Wie die Industrie kann sich auch die Dienstleistungsbranche deutlich von der sektorübergreifenden Situation in der gewerblichen Wirtschaft des IHK-Bezirks absetzen: 39 Prozent der Dienstleister beurteilen die aktuelle Lage als „gut“, 49 Prozent als „befriedigend“. Der Anteil der negativen Lageurteile liegt mit zwölf Prozent sieben Prozentpunkte niedriger als noch zu Jahresbeginn. Der Geschäftslagesaldo verbessert sich um neun auf 27 Prozentpunkte. Dagegen ist die Branche etwas weniger zuversichtlich als die Industrie, denn hier übertreffen die pessimistischen Erwartungen die optimistischen Zukunftsaussichten: 14 Prozent erwarten bessere Geschäfte, während 21 Prozent eher mit einer Verschlechterung kalkulieren. Wie im Verkehrsgewerbe werden die gestiegenen Arbeitskosten an erster Stelle als Risikofaktor benannt. Die deutlich verbesserte Geschäftslage führt jedoch dazu, dass der Branchenklimaindex im Vergleich zum Jahresbeginn um zwölf auf 108 Indexpunkte steigt, damit aber klar unter dem langfristigen Mittel von 119 bleibt.

Gastgewerbe

Im Frühsommer stellt sich der geschäftliche Status quo der Beherbergungs- und Gaststättenbetriebe – in Anbetracht der anhaltend schwachen Binnennachfrage und des hohen Kostendrucks in dem arbeitsintensiven Wirtschaftszweig – relativ stabil dar, was auch auf die gute durchschnittliche Bettenauslastung in den ersten vier Monaten des Jahres zurückzuführen sein dürfte. Im Frühsommer schätzen mehr als ein Viertel (28 Prozent, Jahresbeginn: 26) der Befragten ihre Lage als „gut“ ein, während 20 Prozent zu einer negativen Beurteilung kommen (Jahresbeginn: 38 Prozent). Für die Sommersaison 2025 geht die Branche von einer stabilen touristischen Nachfrage aus: 80 Prozent der Befragten erwarten dies. Lediglich jeder zehnte Betrieb rechnet entweder mit einer Verbesserung oder einer Verschlechterung in den kommenden Monaten. Der Branchenklimaindex steigt deutlich im Vergleich zur Vorumfrage um 27 auf 104 Indexpunkte und erreicht damit fast den langfristigen Durchschnittswert von 107.

Geschäftsklima in den Regionen des IHK-Bezirks

Auch in der Frühsommerumfrage 2025 gilt: Die konjunkturelle Situation im Bezirk der IHK zu Rostock bietet auf regionaler Ebene ein deutlich unterschiedliches Bild. Zwischen den beiden Landkreisen und Rostock, als der größten Stadt des Bundeslandes, bestehen teils große Abweichungen. In der Hanse- und Universitätsstadt Rostock und im Landkreis Rostock gestaltet sich die aktuelle Geschäftssituation positiver. Die befragten Betriebe in der Hanse- und Universitätsstadt sind im Schnitt deutlich weniger pessimistisch für die kommenden Monate (Lagesaldo: plus vier auf zwölf, Erwartungssaldo: plus 17 auf minus sechs Prozentpunkte). Der IHK-Konjunkturklimaindex für Rostock vollzieht zur Vorumfrage einen spürbaren Sprung um elf auf 102 Indexpunkte. Im regionalen Vergleich am herausforderndsten stellt sich der wirtschaftliche Status quo für die Unternehmen im Landkreis Vorpommern-Rügen dar: Der IHK-Konjunkturklimaindex verbessert sich zwar ebenfalls um elf, jedoch nur auf 97 Punkte. 26 Prozent der Umfrageteilnehmenden aus Vorpommern-Rügen beschreiben eine gute Lage, 20 Prozent ziehen ein negatives Fazit, wobei die Skepsis für die kommenden Monate stärker als in der Hanse- und Universitätsstadt ausgeprägt ist (Lagesaldo: sechs, Erwartungssaldo: minus elf Prozentpunkte). Das Geschäftsklima im Landkreis Rostock belegt die beiden Extrempositionen bei den betrachteten Indikatoren: Die Lageeinschätzungen sind deutlich besser als in den beiden anderen Regionen (Lagesaldo: 19 Prozentpunkte), während die nähere Zukunft überdurchschnittlich pessimistisch eingeschätzt wird (Erwartungssaldo: -15). Der IHK-Konjunkturklimaindex im Landkreis Rostock steigt um zehn auf 101 Indexpunkte.

Die Wirtschaft in ganz Mecklenburg-Vorpommern auf einen Blick

Für Daten, die Gesamt-Mecklenburg-Vorpommern betreffen, haben wir ein gesondertes Faktenblatt zum Download (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 102 KB) aufbereitet.