Konjunktur: Geschäftsklima kühlt sich im Herbst 2019 ab

Die aktuelle Geschäftslage der Betriebe im IHK-Bezirk Rostock ist im Herbst 2019 weiterhin gut, dennoch kühlt sich das Geschäftsklima merklich ab. Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt, im Vergleich zum Frühsommer dieses Jahres, um sieben Punkte auf nach wie vor ordentliche 115 Indexpunkte. Diese Entwicklung wird allerdings nur teilweise aus den aktuellen Geschäftslagebeurteilungen der Unternehmen gespeist. Stärker wirken die verschlechterten Zukunftserwartungen der befragten Firmen. Die gegenwärtige wirtschaftliche Situation schätzen 44 Prozent der Umfrageteilnehmer positiv ein (Frühsommer: 48). Lediglich sechs Prozent beurteilen, wie schon in der Vorumfrage, ihre Lage negativ. Zu diesen Ergebnissen führte die Auswertung der Antworten im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock im Herbst 2019.

Pessimismus überwiegt

Befragt nach den Unternehmenserwartungen für die kommenden zwölf Monate offenbart sich die Tragweite der Verunsicherung unter den Firmenlenkern. Ursachen liegen unter anderem im zuletzt schwächeren Welthandel und gestiegenen wirtschaftspolitischen Risiken, wie internationalen Handelskonflikten und dem weiterhin unklaren Brexit. Gingen noch im Mai dieses Jahres 17 Prozent der Unternehmen von einer besseren Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten aus und erwarteten lediglich elf Prozent eine Verschlechterung, so hat sich diese Relation im Herbst umgekehrt. Mit 15 Prozent überwiegen die eher pessimistischen Einschätzungen den Anteil der Befragten, die von einer positiven Entwicklung ausgehen (knapp zwölf Prozent).

Rationalisierung und Umweltschutz im Fokus

Die allgemeine Skepsis der Unternehmen wirkt sich jedoch nicht wie zu erwarten auf deren Investitionsabsichten aus. Der Investitionssaldo verbessert sich von null auf sieben Punkte. Besonders Rationalisierung und Investitionen in den Umweltschutz rücken verstärkt in das Blickfeld der betrieblichen Entscheider. Finanzierungsseitig steht den gestiegenen Investitionsplänen der Unternehmen weiterhin nichts entgegen. Der Anteil der Unternehmen, die auf gestiegene Zinsen verweisen, ist rückläufig und auch die geforderten Sicherheiten bei Kreditfinanzierungen werden weniger kritisch eingeschätzt.

Personalpläne rückläufig …

Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen im IHK-Bezirk Rostock ist im Vergleich zur Vorumfrage gesunken. Industrie, Handel und Verkehrsgewerbe revidieren ihre Beschäftigungsabsichten deutlich nach unten. Lediglich die Dienstleistungswirtschaft plant mit mehr Mitarbeitern in den nächsten Monaten. Das trotz sinkender Einstellungsbereitschaft in allen Branchen Fachkräftemangel herrscht, ist ein starkes Indiz dafür, dass bestimmte Schlüsselqualifikationen am Markt weiterhin nur schwer verfügbar sind.

… Fachkräftemangel bleibt

Die Dauerbaustelle „Fachkräftemangel“ bleibt damit unangefochtener Spitzenreiter der Problemskala: 61 Prozent der Befragten schätzen den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern als ernstes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens ein. Im Vergleich zur Frühsommerumfrage haben die Bedenken der Unternehmen hinsichtlich der Entwicklung der Energiekosten und in Bezug auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen etwas abgenommen. Vermehrt Sorgen bereiten den Betrieben jedoch die Arbeits- und Rohstoffkosten.

Geschäftsklima in den Branchen

Bauwirtschaft Boomende Bauwirtschaft
Während sich in den meisten Wirtschaftsbereichen das Geschäftsklima eintrübt, herrscht bei den Baubetrieben weiterhin Hochkonjunktur. Acht von zehn Umfrageteilnehmern aus dem Bausektor melden gute Geschäfte. Dies zeigt sich in einem überdurchschnittlich großen Auftragsbestand der Betriebe. Entsprechend optimistisch blickt die Branche auf die nächsten Monate: kein Umfrageteilnehmer erwartet eine Verschlechterung der eigenen Lage.
Dienstleistungsgewerbe
Starke Dienstleister
Ähnlich positiv ist die Situation in der Dienstleistungswirtschaft. Der Geschäftsklimaindex der Branche kann sich mit 127 Punkten gut behaupten und liegt deutlich über dem branchenübergreifenden Mittel. Ein Wermutstropfen trübt die guten Zahlen: Waren die Auftragsbücher der Betriebe im Frühsommer noch überdurchschnittlich gut gefüllt, zeigen sich hier erste Schwächen. Bereits jedes fünfte Unternehmen stellt einen eher zu geringen Auftragsbestand fest. Folglich trüben sich die Zukunftsperspektiven der Branche etwas ein und der Anteil der Optimisten überragt die Pessimisten nur noch knapp.
Handel
Handel zurückhaltend
Das Geschäftsklima im Handel verharrt auch im Herbst auf einem eher unscheinbaren Niveau. Während der Lagesaldo deutlich auf nur noch zwölf Punkte abfällt, verbessern sich die Geschäftsaussichten etwas, wenngleich auch im Herbst die pessimistischen Prognosen überwiegen. Trotz anhaltend hoher Konsumneigung der Endverbraucher, bleiben für viele Händler zahlreiche Fragezeichen in Bezug auf die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage und hinsichtlich der aktuellen Wirtschaftspolitik.
Verarbeitendes Gewerbe
Industrie bricht ein
Im Herbst 2019 erleidet das Verarbeitende Gewerbe eine merkliche Abwärtsbewegung. Der Branchenklimaindex fällt deutlich von 122 auf 104 Punkte und liegt damit klar unter dem langfristigen Mittelwert. Zwar überwiegen in der Industrie noch die positiven Lagebeurteilungen, jedoch sinkt ihr Anteil von 47 auf aktuell 21 Prozent im Vergleich zum Frühsommer. Die Erwartungen verändern sich im Einklang mit der branchenübergreifenden Entwicklung und sind überwiegend skeptischer Natur.
Verkehrsgewerbe
Logistiker sorgen sich um Rahmenbedingungen
Das bereits in der Frühsommerumfrage konstatierte schwierige Klima im Verkehrsgewerbe rutscht erfreulicherweise nicht weiter ab: der Branchenklimaindex konsolidiert und verbessert sich um vier auf 114 Punkte. Wenngleich sich die Erwartungen nicht weiter verschlechtern, sorgen jedoch besonders die gegenwärtig höheren Kraftstoffpreise und Unsicherheiten über die verkehrs- und umweltpolitischen Rahmenbedingungen für Sorgenfalten bei den Logistikern.