Jahresbeginn 2020: Auf Kurs durch konjunkturelle Untiefen

Der Wirtschaft im Bezirk der IHK zu Rostock gelingt es trotzt konjunktureller Untiefen ihren guten Kurs beizubehalten. Sie zeigt sich in besserer Verfassung als noch bei der Umfrage im Herbst 2019. Der IHK-Konjunkturklimaindex – der geometrische Mittelwert aus Geschäftslage- und Geschäftserwartungssaldo – steigt um vier Punkte auf gute 119 Punkte und liegt damit über dem langjährigen Mittel von 113 Punkten. Zu diesen Ergebnissen führte die Auswertung der Antworten von 170 Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock im Januar 2020.Chart

Erwartungen verbessern sich wieder

Ursächlich für die Geschäftsklimaverbesserung sind sowohl konstant gute Geschäftslagebeurteilungen als auch wieder optimistischere Zukunftserwartungen. Aktuell schätzen 40 Prozent der Unternehmen die eigene wirtschaftliche Situation positiv ein. Lediglich sieben Prozent kommen zu einer negativen Bewertung. Auch bei den Geschäftsaussichten überwiegen die zuversichtlichen Ausblicke die skeptischeren Prognosen, wenn auch nicht in vergleichbarem Ausmaß. Im Herbst 2019 überwogen noch die pessimistischen Einschätzungen.

Industrie atmet auf

Das Verarbeitende Gewerbe erfährt nach dem deutlichen Einbruch in der Vorumfrage im Herbst eine kräftige Erholung. Der Geschäftsklimaindex der Industriebetriebe steigt um beachtliche 19 auf 122 Punkte und erreicht damit sogar ein Niveau leicht über dem Durchschnittswert der gewerblichen Wirtschaft des IHK-Bezirks. Hierfür sind sowohl die Geschäftslage (Saldo plus 19 Punkte) als auch die Aussichten für die kommenden zwölf Monate (plus 17) verantwortlich. Die Branche schätzt sowohl die Inlandsnachfrage als auch die Entwicklung von Rohstoff- und Energiepreisen als deutlich weniger problematisch als noch im Herbst ein. Ähnlich zuversichtlich zeigt sich das Gastgewerbe (Erwartungssaldo plus 19 Punkte). Die aktuelle Situation kann sich, im Vergleich zur bereits sehr guten Lage im Herbst, sogar noch verbessern (Saldo plus vier auf 52 Prozentpunkte). Die Beherbergungs- und Gaststättenbetriebe konnten sich im vergangenen Jahr mit guten Übernachtungszahlen behaupten. Wie schon im Vorjahr ist Mecklenburg-Vorpommern auch in 2019 das beliebteste Inlandsreiseziel der Deutschen gewesen. Das Baugewerbe kann weitgehend an die Hochstimmung der Vorumfrage anknüpfen: 70 Prozent der Baubetriebe schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ ein. Kein Umfrageteilnehmer aus der Branche ist unzufrieden. Die dauerhaft stabile Hochkonjunktur im Wohnungsbau und die weiterhin niedrigen Zinsen sichern eine hohe Kapazitätsauslastung im Gewerbe. Fast ebenso eindrucksvoll stellt sich das Geschäftsklima im größten Wirtschaftszweig des IHK-Bezirks dar: 93 Prozent der Dienstleister sind mit ihrer Geschäftslage zumindest zufrieden und annähernd gleich viele (86 Prozent) erwarten für die nächsten zwölf Monate gleich bleibende oder sogar noch bessere Geschäfte.

Schwieriger als noch im Herbst stellt sich die aktuelle wirtschaftliche Situation im Handel dar. Der Branchenklimaindex sinkt um fünf auf 97 Punkte und liegt damit deutlich unter dem langfristigen Durchschnittswert von 113 Punkten. Übertrafen in der Vorumfrage die positiven Lagemeldungen die negativen Einschätzungen noch klar, halten sich diese zu Jahresbeginn fast die Waage. Gleichzeitig sind die Geschäftserwartungen so pessimistisch wie in keinem anderen Zweig der gewerblichen Wirtschaft der Region (Erwartungssaldo: minus 10 Punkte). Fast jeder zweite Händler sieht in der Entwicklung der inländischen Nachfrage ein Risiko (alle Branchen: 20 Prozent).

Betriebe wollen Beschäftigung ausweiten

Mit der insgesamt wieder etwas aufgehellten Perspektive verbessern sich auch die Beschäftigungspläne der Betriebe. Zu Jahresbeginn planen die Unternehmen im IHK-Bezirk wieder verstärkt Beschäftigung aufzubauen. Mit Ausnahme der Industrie und des Gastgewerbes wollen alle befragten Wirtschaftszweige ihren Personalbestand in den kommenden zwölf Monaten vergrößern. 15 Prozent der Betriebe wollen mehr Mitarbeiter einstellen, 76 Prozent planen mit einem konstanten Personalbestand. Besonders die Verkehrs- und Logistikbranche sowie das Dienstleistungsgewerbe wollen zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. In beiden Branchen ist der Saldo der Beschäftigungsabsichten deutlich positiv. Gleichwohl erschwert der Mangel an Fachkräften in beiden Sektoren einen weiteren Anstieg der Erwerbstätigkeit.

Zurückhaltung bei Investitionen

Die wieder etwas optimistischeren Zukunftseinschätzungen der Befragten wirken noch nicht auf die Investitionspläne der Firmen durch. Der Investitionssaldo ist mit minus sechs Punkten deutlich negativ. Mehr als jedes fünfte Unternehmen beabsichtigt keine Investitionen in den kommenden zwölf Monaten (29 Prozent). Der Ausbau der eigenen Kapazitäten ist nur noch für knapp jedes dritte befragte Unternehmen als Investitionsmotiv relevant. Mehr als drei Viertel der investierenden Unternehmen beabsichtigen Ersatzinvestitionen vorzunehmen. Weiterhin gänzlich unkritisch stellen sich jedoch die Finanzierungsbedingungen dar: fast die Hälfte der Befragten berichtet über gute Kreditkonditionen ihrer Banken. Weniger als zehn Prozent das Gegenteil.

Fachkräftemangel auch bei schwächerer Konjunktur

FK-Mangel
Noch vor wenigen Jahren gingen konjunkturelle Schwächephasen mit einer Entspannung der Arbeitsmarktsituation für die Unternehmen als Nachfrager nach Arbeitskräften einher. Die IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn zeigt eindrücklich, dass dies nicht mehr der Fall ist. Zu nachhaltig wirken die langfristigen demografischen Prozesse auf den Arbeitsmarkt: Auch zum Beginn des Jahres 2020 sind die Probleme der Betriebe bei der Gewinnung qualifizierter Beschäftigter und neuer Auszubildender das schwerwiegendste Hemmnis für die Unternehmen. Der „Fachkräftemangel“ ist für mehr als zwei Drittel der befragten Firmen die dominierende Kategorie in der Rangfolge der erheblichen Risikofaktoren für ihre geschäftliche Entwicklung. Branchenübergreifend auf Rang zwei der Risikofaktoren folgt mit 27 Prozentpunkten Abstand die Kategorie „Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“, die ebenfalls im Vergleich zur Vorumfrage leicht an Bedeutung zugelegt hat.