Regional verankert

„Das ist nichts für Schnellschüsse“

Wirtschaftsförderer, Sportler, Unternehmensgründer und Rostocks Oberbürgermeister – Oliver Kramer hat in seinem Podcast „Wellenrauschen“ schon so einige spannende Gesprächspartner am Mikrofon gehabt. Seit 2019 nimmt der 41-​Jährige regelmäßig Interviews auf und veröffentlicht diese auf den gängigen Audio-​Plattformen im Internet. Sein Anspruch dabei: zu zeigen, wie vielfältig Mecklenburg-​Vorpommern und seine Menschen sind.
Als er anfing, war Oliver Kramer hierzulande noch ein Exot, wie er selbst sagt. „Außer den großen Medienunternehmen hat das hier vor zwei Jahren kaum jemand gemacht. Aber mittlerweile hat sich das stark gewandelt.“ Auch in seinem eigenen Leben hat das Thema Podcast immer mehr an Bedeutung gewonnen: Was eigentlich als Hobby mit kleinem Nebenerwerb begann, ist für ihn nun zum Hauptberuf geworden.
Im April hat Oliver Kramer entschieden, sich selbstständig zu machen. Aus „Wellenrauschen“ ist nun eine Spezial-​Agentur für die Konzeption, Produktion und Vermarktung von Podcasts geworden. Über diese möchte er allen, die das Audioformat für sich nutzen möchten, unter die Arme greifen. Seine Zielgruppe grenzt Kramer nicht stark ein. Privatpersonen, Vereine und Verbände möchte er genauso ansprechen wie kleine und mittelständische Unternehmen. Potenzial gebe es viel, es lasse sich immer eine gute Geschichte erzählen, sagt er.

Vom Journalismus in die ­Selbstständigkeit

Das Erzählen spannender Geschichten hat Oliver Kramer von der Pike auf gelernt. 20 Jahre lang war der gebürtige Berliner Journalist, begann seine Laufbahn bei der Magdeburger Volksstimme und ging schließlich nach Rostock, wo er für verschiedene Medien als freier Sportjournalist tätig war. Für die Arbeit bei einer regionalen Marketingagentur kehrte Kramer dem Journalismus den Rücken. Während dieser Zeit habe er sehr viel gelernt, sagt er. Dennoch sei der Wunsch, sich mit dem Thema Podcast etwas Eigenes aufzubauen immer größer geworden.
„Ich habe gedacht, wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es vielleicht nie.“ Er sei sich darüber im Klaren, dass er hart dafür arbeiten muss, um sich zu etablieren. So rührt Oliver Kramer nicht nur fleißig die Werbetrommel, sondern bildet sich auch inhaltlich durch Seminare und Workshops immer weiter.
Die ersten Anfragen konnte Kramer schon kurz nach der Gründung seiner Agentur für sich verbuchen. Darunter unter anderem eine Frau aus dem Landkreis Rostock, die einen Podcast zum Thema Handarbeit produzieren wollte – und nachdem er ihr Starthilfe gegeben hat, schon nach den ersten Wochen fast 2.000 Hörer hatte. „Sie hat genau die richtige Nische gefunden, denn das ist ein ziemlicher Erfolg“, sagt Oliver Kramer. Und betont gleich danach:
„Man sollte sich unbedingt bewusst sein, dass so ein Podcast nichts für Schnellschüsse ist. Um sich zu etablieren, braucht man einen langen Atem. Die Erfahrung zeigt, es ist kein schnelllebiges Medium.“

Oliver Kramer

Um herauszufinden, ob ein Podcast überhaupt das Richtige für den jeweiligen Kunden ist, bietet Oliver Kramer erst einmal einen Grundlagenworkshop an. Danach wird die Strategie entwickelt und am Ende schließlich produziert. „Ob kurzfristige Starthilfe oder langfristige Betreuung – dank der Unterstützung meines Teams, bestehend aus Sprechern, Producern, Grafikern und Marketing-​Spezialisten, kann ich den gesamten Prozess der Produktion begleiten.“
Doch egal, wie sehr im Trend Podcasts gerade sind, wer nichts zu sagen hat, der wird auch nicht viel mit dem Medium erreichen, sagt Kramer. „Ich muss vorher wissen, was ich erzählen möchte und vor allem, wem ich das erzählen möchte. Da gibt es zum Beispiel für Unternehmen viele Ansatzpunkte. Von der Vermarktung der eigenen Produkte über Recruiting bis zur internen Kommunikation.“
Während er über diese inhaltlichen Möglichkeiten spricht, kommt zum Vorschein, wie geübt Oliver Kramer darin ist, Geschichten zu entdecken und sie dann weiterzuerzählen. Die Umstellung vom geschriebenen aufs gesprochene Wort habe er nicht bereut, dennoch habe ein Lernprozess dahintergesteckt. „Aber es lohnt sich, dran zu bleiben. Denn es macht vor allem riesigen Spaß.“
Christina Milbrandt