Dezember 2023 | Unternehmensförderung

Lotsen für Inklusion stehen Unternehmen zur Seite

Daniel Leja und Sandra Polke beraten Firmen, wenn diese Mitarbeiter mit einem Behinderungsgrad einstellen wollen. Der Stralsunder Gastronom Christoph Sandt hat das Angebot genutzt und berichtet von seinen Erfahrungen.
Vielfalt in Unternehmen kann auch entstehen, wenn sich Unternehmen dem Thema Inklusion öffnen. Das Einstellen von Mitarbeitern mit Behinderung ist nicht nur eine Chance im Kampf gegen den Fachkräftemangel, sondern kann Produktivität und Unternehmenskultur positiv beeinflussen. Dennoch stehen bei vielen Unternehmen zahlreiche kritische Fragen und Skepsis im Vordergrund, wenn es um dieses Thema geht. Sandra Polke und Daniel Leja erleben das in ihrer täglichen Arbeit oft. Sie sind bei den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber als Lotsen für Inklusion tätig. Ihre Aufgabe: Unternehmen, die Menschen mit Behinderung einstellen oder sich einfach nur informieren möchten über alle damit zusammenhängenden Möglichkeiten zu beraten.

Vielfältige Gründe für eine Schwerbehinderung

„Oft scheitert die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung nicht am Willen der Arbeitgeber, sondern haben gerade kleine und mittlere Unternehmen häufig noch keine Erfahrungen mit diesem Thema gesammelt“, sagt Daniel Leja. Das Wichtigste sei daher, die Unternehmen dafür zu öffnen und sie darüber aufzuklären, welche Möglichkeiten der Förderung sie als Arbeitgeber haben. „Viele verbinden mit dem Thema Schwerbehinderung aufwändige Umbaumaßnahmen, weil oft ein Rollstuhl damit assoziiert wird. Doch es gibt vielfältige Gründe für eine Schwerbehinderung, zum Beispiel Einschränkungen des Seh- oder Hörvermögens sowie innere oder psychische Erkrankungen“, sagt Daniel Leja.

Beratung und Service

Daniel Leja ist zuständig für das Gebiet Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald, Sandra Polke betreut Unternehmen im Rostocker Stadtgebiet und im Landkreis Rostock. Als Lotsen informieren sie Arbeitgeber darüber, wo genau Fördermöglichkeiten bestehen, welche Kostenträger zuständig sind, welche rechtlichen Rahmenbedingungen – auch für den Arbeitgeber selbst – gelten. Wichtig: „Wir bearbeiten die Anträge nicht, dafür sind die Träger zuständig“, betont Leja.
Neben dem finanziellen und rechtlichen Rahmen zeigen die Inklusionslotsen zudem auf, welche positiven Auswirkungen die Einstellung von Mitarbeitern mit Behinderung haben kann. Häufig geht von Menschen mit einer Behinderung ein hohes Maß an Motivation aus, oft sind sie fachlich besonders gut qualifiziert, sagt Sandra Polke. „Sie sind froh, wenn sie die Chance bekommen, sich einzubringen und sind oft sehr loyal und fleißig.“ Daniel Leja ergänzt: „Auch das gesamte Team kann sich dadurch weiterentwickeln. Denn gerade Menschen mit Behinderungen bringen Sichtweisen mit ein, die Beschäftigte ohne Einschränkung oft nicht im Blick haben – von denen aber alle profitieren können.“

Erfolgsgeschichte aus Stralsund

Das bestätigt auch Christoph Sandt, der in Stralsund das neue Lokal Konvergenz 53 betreibt. In der Einstellungsphase seiner Gründung hatte er eine Bewerberin mit einem Behinderungsgrad. „Ich habe mich dann direkt an die Arbeitsagentur gewandt, die mich wiederum an Herrn Leja zur Beratung verwiesen hat. Wir haben uns unkompliziert abgestimmt und er ist dann direkt für ein ausführliches Gespräch zu mir gekommen“, berichtet der Gastronom. Gemeinsam mit Daniel Leja konnte der Unternehmer ausloten, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für ihn gibt, wenn er die Bewerberin einstellt. „Einige konnte ich in Anspruch nehmen.“
Durch ihre persönlichen Erfahrungen hat meine Mitarbeiterin ein anderes Verständnis für Menschen mit Erkrankungen und ist generell sehr auf Fürsorge bedacht. Das sehe ich als großen Gewinn an.

Christoph Sandt, Gastronom

Christoph Sandt empfiehlt allen Unternehmen, vor allem in der Gastronomie, darüber nachzudenken, Menschen mit Behinderungsgrad zu beschäftigen. „Aus der Erfahrung mit meiner Mitarbeiterin kann ich berichten: Ich habe sie in einer relativ hohen Position angestellt. Das habe ich vor allem gemacht, weil sie ein sehr hohes Maß an Empathie mitbringt, was zu vielen Teilen auch durch ihre Beeinträchtigung kommt. Durch ihre persönlichen Erfahrungen hat sie ein anderes Verständnis für Menschen mit Erkrankungen und ist generell sehr auf Fürsorge bedacht. Das sehe ich als großen Gewinn an.“
Als Unternehmer ist Sandt zudem davon überzeugt, dass auch die Außenwirkung positiv beeinflusst wird. „Für Kunden ist es schön zu sehen, wenn sich ein Unternehmen seiner sozialen Verantwortung stellt. Wenn sich also aus einem Bewerbungsgespräch heraus ergibt, dass eine Person menschlich und fachlich geeignet ist, dann sollte eine Behinderung keine Hürde sein.“

Hintergrund: Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA)

Die EAA beraten und informieren Arbeitgeber unabhängig, bundesweit und trägerübergreifend. Um über Beschäftigungs- und Fördermöglichkeiten zu informieren, gehen sie auch proaktiv auf Unternehmen zu. Außerdem begleiten sie bei Antragsverfahren und schließen somit die Lücke zwischen Beratung und tatsächlicher Beschäftigungsaufnahme oder Ausbildung von schwerbehinderten Menschen. Vor allem KMU profitieren und können leichter ihre Beschäftigungspflicht erfüllen. Die Leistungen der Ansprechstellen sind kostenfrei und können jederzeit und formlos in Anspruch genommen werden. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Fachkräften der Integrationsfachdienste (IFD) stellen die EAA sicher, dass die Leistungen der IFD nahtlos zur Sicherung von bestehenden Beschäftigungsverhältnissen schwerbehinderter Menschen zur Verfügung stehen.
Die EAA sind bei freien Trägern angesiedelt. Durch die dezentrale Organisation sind sie immer gut erreichbar und kennen zudem die Besonderheiten in der jeweiligen Region.