August 2023 | Unternehmensnachfolge

Die neue Generation des »Polar-Stern«

Ein Familienurlaub, der alles veränderte: Als Dagmar und Albrecht Kurbjuhn 1992 mit ihren Kindern in Kühlungsborn Ferien machten, war es Liebe auf den ersten Blick. Das Ostseebad begeisterte die beiden so sehr, dass sie ihr ganzes Leben umkrempelten und ein Jahr später ein Hotel in der heutigen Ostseeallee eröffneten. 30 Jahre lang haben die beiden das „Polar-Stern“ aufgebaut und etabliert, immer mit der Unterstützung der Familie. Und in deren Hand bleibt das Hotel auch mit dem Ruhestand der Kurbjuhns: Tochter Sarah und ihr Ehemann Sebastian Koller führen das Hotel seit eineinhalb Jahren.

„In sehr guten Händen“

Dass ihr Berufsleben sich in der Hotellerie abspielen wird, wusste Sarah Koller schon früh. Nicht nur ihre Familie prägte sie, auch die Schule leistete einen entscheidenden Beitrag. „Schon die Praktika waren auf Tourismus ausgerichtet. Für mich stand schnell fest, dass das genau mein Ding ist“, erzählt sie. Nach der Schule studierte die heute 36-Jährige Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Tourismus und machte gleichzeitig ihre Ausbildung als Hotelfachfrau. 2011 stieg Sarah Koller fest in den Familienbetrieb ein.
2013 lernte sie Sebastian Koller kennen, der selbst Erfahrungen in der Hotelbranche mitbrachte. Expertise hat der 41-Jährige vor allem in der Personalwirtschaft und Digitalisierung von Arbeitsprozessen.
Gemeinsam sind die beiden seit 2022 Geschäftsführer des „Polar-Stern“, lenken die Geschicke des Hotels im Doppelpack – genau wie Dagmar und Albrecht Kurbjuhn vor ihnen. Die sind zwar noch als Gesellschafter eingetragen, haben sich aber größtenteils aus dem aktiven Tagesgeschäft zurückgezogen. „Das Hotel ist in sehr guten Händen“, sagt Dagmar Kurbjuhn und fügt hinzu, dass sie „sehr gut abschalten“ könne.
„Auch wenn man mit dem Familienbetrieb aufgewachsen ist, geht es nicht ohne Hilfe. Ein Steuerberater ist sehr wichtig.”

Sarah Koller

Ein Lob, das Sarah und Sebastian Koller fast zu Tränen rührt. Denn sie haben viel harte Arbeit in die Nachfolge gesteckt – und sich an entscheidenden Stellen die Hilfe von Experten gesucht. „Auch wenn man mit dem Familienbetrieb aufgewachsen ist, geht es nicht ohne Hilfe. Ein Steuerberater ist sehr wichtig“, sagt Sarah Koller. „Wenn man jemanden vom Fach hat, kann man sich auf die internen Prozesse konzentrieren.“
So hatten die Kollers Zeit, die Arbeitsstrukturen im Hotel anzupassen. „Wir setzen auf die mittlere Führungsebene mit unseren Teamleitern. Das gibt uns Freiraum für intensive Personalarbeit“, sagt Sebastian Koller. Mitarbeiter gewinnen und vor allem langfristig halten, darauf liegt der Fokus der beiden. „Wir haben zum Beispiel 13 Mitarbeiterwohnungen angemietet. Das ist bei dem aktuellen Wohnungsmarkt heute eine Voraussetzung, die man mitbringen muss“, sagt Sebastian Koller.

Alles für die Mitarbeiter

Sind die Mitarbeiter erst einmal da, sollen sie von der Arbeit nicht ausgebrannt werden. Eine faire Dienstplanung sei ihnen deshalb wichtig, sagt Sarah Koller. Es gebe keine Teilschichten und die Frequenz von großen Veranstaltungen werde so gehalten, dass sie von allen gut zu stemmen seien. Hier setzen die Chefs auf digitale Hilfsmittel. Sebastian Koller: „Wir nutzen ein Dienstplanungstool, mit dem wir alle Termine gut koordinieren können.“
Während die Hotels früher um die Gäste konkurriert haben, geht es heute um die Mitarbeiter.

Albrecht Kurbjuhn

Albrecht Kurbjuhn begrüßt das Engagement seiner Nachfolger. „Genau das ist heute besonders wichtig. Denn während die Hotels früher um die Gäste konkurriert haben, geht es heute um die Mitarbeiter“, sagt er. Er selbst stärkt und erweitert die eigens geschaffene Marke Bülow’s Weinfreunde, „Dadurch können wir direkt von familiengeführten Winzern besondere Weine, aktuell aus Argentinien, Frankreich und Deutschland importieren, sowie damit die Weinkarte des Hotels zu etwas Besonderem machen”, erklärt er. Für Sarah und Sebastian Koller ist dieser Beitrag eine wertvolle Hilfe. „Wir wollen unseren Gästen etwas Einmaliges bieten, uns abheben. Damit schaffen wir das”, sagen sie.