August 2023 | Durchstarter

Kurze Wege für langlebige Kleidung, die mitwächst

Der Blick über Rostock und in die Ferne ist hervorragend. Hier, in der 5. Etage eines Bürohauses an der Rosa-Luxemburg-Straße im Herzen Rostocks, haben Lisa Gehrke und Hanna Rolly ihr Atelier eingerichtet. Sie produzieren handgefertigte Kleidung für Babies und Kleinkinder. Großen Wert legen sie neben einer ansprechenden Optik der Kleidung auf hochwertige Stoffe, auf deren Funktionalität und Nachhaltigkeit.
„Hosen und Shirts sollen mitwachsen”, sagt Hanna Rolly. Kleider, Hosen, Oberteile und Sonnenhüte sind beispielsweise aus weicher zertifizierter Baumwolle oder Bio-Musselin. „Bei unseren Kollektionen achten wir darauf, dass die Babyhose genügend Spielraum für Stoffwindeln lässt, dass der Gummibund am Bauch weich und die Öffnung an den Oberteilen so groß ist, dass auch ein großer Kopf problemlos hindurchpasst”, ergänzt Lisa Gehrke. Wer als Kind mit dem Kopf in Pulloveröffnungen stecken blieb, weiß, wovon sie spricht.

Zwei Frauen – eine gemeinsame Idee

Die Geschäftsidee entstand als Folge der eigenen Erfahrungen mit der Kleidung ihrer Söhne. Die Brandenburgerin Lisa Gehrke, die es einst zum Good Governance-Studium nach Rostock zog, ist Mutter eines Sohnes. Hanna Rolly, die Parchimerin, hat zwei Söhne. Gemeinsam mit ihrem Mann kam die studierte Tourismus- und Eventmanagerin 2020 nach Stationen in München und Berlin wieder zurück nach Mecklenburg. Auf dem Spielplatz am Rostocker Reifergraben kamen die beiden Mütter miteinander ins Gespräch, waren sich gleich sympathisch. Dann ging alles ganz schnell: Sie erstellten einen Businessplan, gründeten ihr Unternehmen im September 2021 und eröffneten kurz vor Weihnachten 2021 ihr Atelier.
Zunächst entwarfen und nähten sie alles selbst. 2022 stellten sie eine Mitarbeiterin ein, kooperieren zudem mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Rostock, die die Musselintücher für die Kollektionen näht. Neuerdings arbeiten die beiden Gründerinnen auch mit einer Näherei in Tschechien zusammen.

„Das Pop-Up-Angebot im K17 war ein perfekter Start”

Die beiden Frauen arbeiteten sich mit Rückhalt ihrer Männer und Familien ein in Warenwirtschaft und Steuerthemen, in Stoffkunde und Lieferantensuche, in Preisbildung, Onlinemarketing und Vertrieb. „Im Mai 2022 erhielten wir dann die Gelegenheit, von Mitte Juni bis Ende September 2022 im K17 an der Kröpeliner Straße auszustellen”, berichten Lisa Gehrke und Hanna Rolly von dem Projekt des Pop-Up-Stores, an dem sich auch die IHK zu Rostock beteiligt hatte. Für die beiden Gründerinnen war das „ein perfekter Start”. 
Einer der schönsten Momente des Geschäftserfolgs: „Wenn wir irgendwo ein kleines Kleid von uns langlaufen sehen.”
Bestseller sind eine Knickerbocker-Hose und eine Beanie- Mütze. Der Verkauf erfolgt auf Märkten wie beispielsweise dem Designmarkt „Ponyhof”, über den Onlineshop oder vor Ort im Atelier. Da kommen auch Kundinnen und Kunden vorbei. Die Geschäftsfrauen freut es, denn genauso wie langlebige mitwachsende Kleidung lieben sie kurze Wege: „Das ist nachhaltig”, sagt Lisa Gehrke. Einer der schönsten Momente des Geschäftserfolgs: „Wenn wir irgendwo ein kleines Kleid von uns langlaufen sehen.”
Der Name „Hejou“ sei übrigens für das gemeinsame Unternehmen gewählt worden, weil es gut zu der Art passe, wie sich die beiden Gründerinnen kennengelernt haben: entspannt, neugierig, nach vorne schauend. Das schätzen die beiden Frauen aneinander und „dass die andere immer ein offenes Ohr hat“.

Immense Bürokratie

Noch sind die eigenen Kinder diejenigen, an denen Lisa Gehrke und Hanna Rolly die neuen Kollektionen der Größen 50/56 bis 122/128 testen. Können sich die beiden vorstellen, die eigenen Kollektionen mit den Kindern mitwachsen zu lassen? „Mal schauen“, meint Hanna Rolly. „Unser Ziel ist, dass das Unternehmen gesund weiter wächst, dazu haben wir viele Rädchen, an denen wir drehen können.” Ein gutes Marketing sei dabei sehr wichtig.
„Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, dass unsere Produkte super kombinierbar sind. Ein kleiner, aber qualitativ hochwertiger Kleiderschrank.“
Vor allem schätzten die Kunden die Werte, denen sich Lisa Gehrke und Hanna Rolly verschrieben haben: Nachhaltigkeit, bequeme Passform und faire Produktion. „Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, dass unsere Produkte super kombinierbar sind. Ein kleiner, aber qualitativ hochwertiger Kleiderschrank“, so Lisa Gehrke.
 „Wir möchten unser Marketing weiter ausbauen“, sind sich die beiden einig. Es gibt viele Ideen, doch oft raube ein immenser bürokratischer Aufwand die kostbare Zeit der Unternehmerinnen. Das kann die beiden letztlich aber nicht entmutigen. Hanna Rolly: „Uns motiviert es, wenn Menschen begeistert sagen, dass sie unsere Selbstständigkeit toll finden und wir als Gründerinnen gewertschätzt werden.“
Sabine Zinzgraf