Durchstarter

Ein ganzes Team für den Artenschutz

Artenschutz – so manchen Bauherren mag bei diesem Schlagwort in Bezug auf Projektvorhaben ein Schauer über den Rücken laufen. Denn gefühlt stellt diese in der Regel zu beachtende Option bei Vorhaben fast immer ein notwendiges Übel und Hindernis dar.
Dabei kann die Praxis durchaus das Gegenteil beweisen – klare Handlungsempfehlungen und Lösungsvorschläge der Experten führen meist zur Entschärfung von Situationen im Sinne des Artenschutzes. Falk Ortlieb und Daniel Kösling sind überzeugte Artenschützer und damit erfolgreiche Unternehmer, betreiben gemeinsam die Ökologische Dienste Ortlieb GmbH. Bei einem Besuch in ihren hellen und weiten Büroräumen der sanierten historischen Speichergebäude im Tannenweg in Rostock konnten wir die beiden mit ihrem Team kennenlernen. Im Gespräch wurde schnell klar, die Ortlieb-Mitarbeiter denken betriebswirtschaftlich und arbeiten nach klaren Prämissen. Aber Artenschutz für den Naturerhalt und nach den gesetzlichen Erfordernissen umzusetzen wird immer auch im Sinne und für den Auftraggeber geleistet.

Junger Teamgeist

Stolz verweist Daniel Kösling, einer der beiden Geschäftsführer, der vorwiegend den betriebswirtschaftlichen Teil der Unternehmensführung verantwortet, auf die wachsende Zahl von festen Mitarbeitern im Team der Firma Ortlieb. Inzwischen sind es an die 20, überwiegend mit naturwissenschaftlicher Expertise, die im Tannenweg beschäftigt sind. Sie kommen regelmäßig in der Lunch- und Besprechungsecke zusammen, dem bei weitem größten und schönsten Raum im Unternehmenssitz. Hier wird schnell klar: Wohlfühl-​Atmosphäre und Teamgeist spielen eine große Rolle. Das Team ist jung, im Durchschnitt 35 Jahre alt, obwohl da noch ein 56-​jähriger Kollege, „der den anderen in Sachen Fitness sogar noch was vormachen könne“, mitgezählt wurde, berichtet Kösling stolz.

Vom gelegentlichen Auftrag zum Unternehmen

Falk Ortlieb, ebenfalls Geschäftsführer und der Naturwissenschaftler im Führungsteam, berichtet von seinen Ursprüngen als kleiner Ein-​Mann-Auftragnehmer 2009 vom Studium aus Greifswald heraus bis heute. Er erinnert sich an die Zeit um 2016, „da haben wir in kleinen engen Mansardenzimmern als Fünf-​Mann-Büro im Dachgeschoss der Kröpeliner-​Tor-​Vorstadt in Rostock auf engstem Raum zusammengearbeitet“. Platzbedarf und die zunehmend steigende Auftragslage führten jedoch schnell dazu, dass die Firma Ortlieb zunächst Büroräume in der Schonenfahrerstraße in Rostock anmietete, bis sie 2018 dann die Räume im Tannenweg bezogen hat.
Inzwischen kann das Unternehmen auf eine Referenzliste einiger großer Bauherren und Projekte verweisen, wie die Deutsche Bahn, 50 Hertz, Strabag oder die kommunalen Unternehmen wie WIRO und Nordwasser. Neben dem praktischen Artenschutz übernimmt das Unternehmen Leistungen für Bauherren zur ökologischen und umweltfachlichen Bauüberwachung, Kartierung und Monitoring, aber auch Leistungen im Bereich Baum und Gebäudeschutz und der Umweltplanung.
Mit Veröffentlichungen wie den Broschüren „Tierische Baustopper“ oder „Tierische Begegnungen auf der Baustelle“ sorgen die Unternehmer darüber hinaus für mehr Aufklärung in der Praxis. Zusammen mit dem Grünamt der Hansestadt Rostock wurde zudem ein Leitfaden für Bauherren zum Thema Artenschutz angestoßen.

Orthab – Innovationen für den Artenschutz

Auch Kreativität und Innovation stehen im Team ganz oben auf der Agenda. Besonders stolz sind die beiden Geschäftsführer auf ihr jüngstes und neuerdings auch ertragsreichstes Projekt unter der Marke Orthab. Am Anfang stand dabei die einfache Frage: Warum müssen die Eimer an Amphibienschutzzäumen täglich händisch geleert werden? Die Qual der Tiere und der Aufwand für den Menschen müsste reduziert werden. So entwickelten die beiden Unternehmer mit ihrem Team den „Selbstleerenden Fangeimer zur Umsiedlung von Kleintieren aus zukünftigen Baustellen“ und brachten diese Idee bis zum Gebrauchsmusterschutz.
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© Ortlieb Ökologische Dienste GmbH
Eigentlich nur ein Eimer mit Rohranschluss am Boden, der es den Reptilien und Amphibien ermöglicht, selbstständig durch die Röhre unter dem Zaun die Gefahrenzone Baustelle zu verlassen, aber dennoch eine passgenaue Praxislösung. Das System ist inzwischen in Serienreife, selbst gefertigt, praktisch erwiesen und bei den Auftraggebern anerkannt. „Eine solch simple Lösung kann so viel für den Schutz und das Wohlbehagen der Tiere tun und noch dabei die Effizienz unserer Arbeit erhöhen“, so Falk Ortlieb.

Digitale Erfassung von Arten

Eine weitere Idee zur Optimierung ihres Fangeimers haben die Unternehmer schon im Visier: digitale Bild- und Datenerfassung gekoppelt mit einer – noch zu entwickelnden – Software. Damit sollen Erkenntnisse zu Art und Anzahl der erfassten Tiere gewonnen werden, ohne dass der Mensch selbst zählen muss.
Das soll das aktuelle Zukunftsprojekt des Unternehmens sein – für den Artenschutz und im Sinne der eigenen Unternehmenszukunft. Und man kann guten Mutes sein, dass die beiden Unternehmer mit ihrer Innovationsbereitschaft diesen Weg in die Digitalisierung der Amphibienerfassung mit Bravour beschreiten werden. Die IHK zu Rostock wird ihren Teil dazu beitragen und mit Hilfe zu Förderung, Finanzierung oder Kontaktanbahnung begleiten. Erste Schritte sind gemacht.
Kai Retzlaff