Unternehmensgeschichte

Rund um die Uhr im Einsatz für Nähmaschinen

Der persönliche Kontakt zu seinen Kunden, eine fundierte Beratung und faire Preise – auf diese Dinge legt Gerwald Großmann besonderen Wert. Der 57-Jährige führt das Unternehmen Nähmaschinen Großmann mit Sitz in Rostock-Schmarl. Hier verkauft er neue und gebrauchte Nähmaschinen.
Der Ausstellungsraum ist prall gefüllt mit Maschinen, die für den privaten Zweck geeignet sind, aber auch mit Industriemodellen. Denn einen großen Teil des Kundenstamms machen Unternehmen und Institutionen aus, die im großen Stil nähen. „Wir liefern zum Beispiel an Polsterer, Segelmacher, Behindertenwerkstätten und Theater“, sagt Christoph Schultz, Schwiegersohn von Gerwald Großmann und in der Firma für Verwaltung und Organisation zuständig.
Gegründet hat Gerwald Großmann sein Unternehmen im April 1999. Vorher war der gelernte Nähmaschinentechniker, der seine berufliche Laufbahn in den 1980er-Jahren in der Jugendmode in Schmarl begann, in einer Privatfirma angestellt. Die ersten Jahre meisterte der Rostocker die Geschäfte ganz allein, die erste Aushilfe stellte er 2008 ein. Mittlerweile hat sich Nähmaschinen Großmann zu einem kleinen Familienunternehmen entwickelt: Der Schwager ist vor etwa drei Jahren als Aushilfe für die Reparaturen mit eingestiegen, Christoph Schultz stieß zur gleichen Zeit als festes Teammitglied dazu. „Ich habe vorher in Hamburg gearbeitet und von dort schon nebenberuflich den Onlineshop betreut.“
Einzigartiger Service
Der Verkauf allein macht das Unternehmen aber nicht so einzigartig. „Wir sind die einzigen in der Region, die auch reparieren“, sagt Christoph Schultz. Jeder, der ein Problem mit seiner Nähmaschine hat, könne vorbeikommen – sofern das Gerät außerhalb der Garantie ist oder natürlich bei Nähmaschinen Großmann gekauft wurde. Genau dieser Service wird von allen Kunden besonders geschätzt und sorgt dafür, dass Gerwald Großmann alle Hände voll zu tun hat. „Wir bedienen Kunden in ganz Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus“, so Schultz.
Zu Spitzenzeiten – laut Christoph Schultz vor allem in der dunklen Jahreszeit, wenn die langen Abende wieder zum Nähen genutzt werden – stehen die Kunden im schmalen Flur vor der Nähmaschinenwerkstatt Schlange für eine Reparatur. Spätestens hier wird deutlich: Das Thema Nähen beschäftigt die unterschiedlichsten Menschen. Von der älteren Dame, die seit Jahrzehnten mit dem Familienerbstück näht, über die junge Mutter, die für jedes Kind eine Nähmaschine kauft, bis zur jungen Studentin, die das Nähen erst kürzlich für sich entdeckt hat. Einen Großteil der Reparaturen machen dabei noch immer die robusten DDR-Nähmaschinen aus.
Wir nehmen uns viel Zeit, um alles zu zeigen und Empfehlungen zu geben und stehen auch nach dem Kauf noch zur Verfügung. Das ist im Kaufpreis enthalten.

Gerwald Großmann

Und egal, wer vorbeikommt, jeder bekommt eine faire Beratung. „Wenn jemand seine Maschine vorbeibringt, schauen wir uns erst einmal an, was gemacht werden muss. Wäre die Reparatur zum Beispiel teurer als die Anschaffung, was bei Discountermodellen öfter vorkommt, dann informieren wir die Kunden und überlassen ihnen die Entscheidung. Oft spielen dabei auch emotionale Gründe eine Rolle “, erzählt Christoph Schultz. Oft sei das Problem auch direkt vor Ort zu lösen. Gerwald Großmann schaut sich die Maschinen gleich in seiner Werkstatt an. Ist es vielleicht nur ein Bedienerfehler, kann der Kunde seine Maschine nach einer kleinen Einweisung auch direkt wieder mitnehmen. Eine solche bekommt auch jeder, der vor Ort ein Modell kauft. „Wir nehmen uns viel Zeit, um alles zu zeigen und Empfehlungen zu geben und stehen auch nach dem Kauf noch zur Verfügung“, sagt Gerwald Großmann. „Das ist im Kaufpreis enthalten.“
Dieser Rundum-Service werde aus geschäftlicher Sicht oftmals auch als zu nett ausgelegt, räumt Christoph Schultz ein. „Aber das ist unsere Philosophie, an der wir festhalten. Bei uns bekommt jeder Kunde die Nähmaschine auch zum Auto getragen.“
Eine engmaschige Betreuung bekommen aber nicht nur Privathaushalte, sondern auch die Gewerbekunden. Dementsprechend ist Gerwald Großmann auch regelmäßig im Außeneinsatz, wenn die Industriemaschinen nicht so laufen wie sie sollen. Dementsprechend sei er im Grunde sieben Tage die Woche im Einsatz, sagt er. „Ich schaue natürlich, dass es sich lohnt und schaue mir dort, wo es mehrere Maschinen gibt, gleich alle an.“
Aussterbender Beruf
Gemessen an diesem Einsatz müsste das Unternehmen finanziell eigentlich besser dastehen, sagt Christoph Schultz. Doch die Konkurrenz und der Preisdruck durch Onlinehandel, Technikmärkte und Großanbieter von Nähmaschinen sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Diese würden zwar keinen Reparaturservice bieten, dafür aber aggressivere Werbung. Trotz identischer Preise entscheiden sich mittlerweile leider viele Kunden trotz der wichtigen Beratung vom Sofa aus für ein neues Modell. Einfache Haushaltsnähmaschinen werden dabei laut Herstellerumfrage nach drei bis fünf Jahren entsorgt. Dabei ist das Leben einer Nähmaschine auf mindestens zehn bis fünfzehn Jahre ausgelegt, im Industriebereich oft sogar auf mehr als 30 Jahre. Entsprechende Pflege und regelmäßige Wartungen vorausgesetzt, erzählen Gerwald Großmann und Christoph Schultz.
Ein schwieriges Thema ist laut Christoph Schultz auch die Frage danach, wer das Unternehmen später einmal übernehmen soll. „Hier sind alle mit Leidenschaft dabei, aber für die Nachfolge bräuchten wir einen Nähmaschinentechniker, der auch die gleiche Bandbreite abdecken kann. Leider ist das aber ein aussterbender Beruf.“ Gerwald Großmann selbst sagt, er werde weitermachen, solange er kann.
Christina Milbrandt

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