Handel setzt auf Multikanal-Vertrieb

Der Handel setzt immer stärker auf Multikanal-Vertrieb – zu diesem Ergebnis kommen das Forschungsinstitut ibi research an der Universität Regensburg und die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in der neuen Studie "Der deutsche Einzelhandel 2024". Die Studie erfasst die gegenwärtige Situation des Einzelhandels unter Berücksichtigung der Themen Digitalisierung und IT-Sicherheit, Nachhaltigkeit, Bürokratie und Unternehmensnachfolge. Zudem wirft die Studie einen Blick auf die Herausforderungen und Chancen der Branche.
Die aktuelle Geschäftslage wird durch den Fachkräftemangel, steigende Energiekosten und Frequenzrückgänge in den Innenstädten am stärksten geprägt. Weitere Belastungen für die Händler stellen die Rückzahlungen der Corona-Soforthilfe, der Rückgang der Liquidität und vielerorts steigende Mietpreise dar.

Zusammenfassung der Gesamtstudie

  • Rein stationärer Handel nimmt weiterhin ab - Multikanal nimmt deutlich zu
  • Digitale Anwendungen sind nicht mehr wegzudenken
  • Herausforderungen durch Digitalisierung: Unternehmen sehen sich schlechter gerüstet als im Jahr 2020
  • IT-Sicherheit ist besonders für große Unternehmen wichtig - kleine Händler sind seltener von Sicherheitsproblemen betroffen
  • 1/3 der Händler nutzt bereits KI, insbesondre für Marketingmaßnahmen
  • Mehr als die Hälfte der Unternehmen mit stationärem Geschäft sind von Ladendiebstählen betroffen und fordern eine konsequentere Strafverfolgung /-vollstreckung
  • Viele Händler sehen sich durch die zunehmende Regulierung, globale Marktplätze und Drittstaatenhändler bedroht
  • Belastung durch steigende Energiekosten und Mieten
  • Bürokratische Verpflichtungen beschränken unternehmerisches Handeln stark
  • Nachhaltiges Handeln scheint oft gebremst durch Angst vor höheren Preisen und dem erwarteten Bürokratieaufwand
  • Große Unternehmen besonders von Fachkräftemangel betroffen
  • Erhöhter Stellenwert für nachhaltiges Handeln
  • Unternehmensnachfolge im inhabergeführten Einzelhandel steht an

Stärkster Vertriebskanal bleibt Stationäres Ladengeschäft

Im Vergleich zu den Studienergebnissen 2020 nimmt der Anteil der Händler, die rein stationär verkaufen deutlich ab. Der Anteil der Multikanal-Händler, also Händler, die ein stationäres Ladengeschäft und zusätzlich mindestens einen Online-Kanal betreiben, ist um 35% gestiegen. Stark steigende Umsätze über den Online-Handel werden von zweidrittel der Händler erwartet.

Herausforderungen in der Digitalisierung

Der beliebteste Marketingkanal ist das Google-Unternehmensprofil. Jedoch nutzen diese Möglichkeit der Unternehmensdarstellung lediglich 6 von 10 befragten Händlern im Bezirk der IHK zu Rostock. Insbesondere kleine Händler sehen sich im Vergleich am schlechtesten für die Herausforderungen der Digitalisierung gerüstet. Nur jedes vierte Unternehmen verfolgt eine eigene Digitalisierungsstrategie, während jedes zweite Unternehmen keine Zeit für Digitalisierungsmaßnahmen findet.

Steigende Kriminalität sowie wachsende Bedeutung von IT-Sicherheit

Mehr als die Hälfte der Unternehmen mit stationärem Geschäft sind von Ladendiebstählen betroffen und fordern eine konsequentere Strafverfolgung /-vollstreckung. Die stationären Händler in Mecklenburg-Vorpommern nutzen lokale WhatsApp-Gruppen und Ähnliches zur Organisation und Kommunikation gegen organisierten Ladendiebstahl.
Das Thema IT-Sicherheit wird immer wichtiger, jedoch sind kleinere Händler seltener von Angriffen auf ihre IT-Systeme betroffen.

Zunehmende Belastungen schränken Geschäftsbetrieb stark ein

Zunehmende Regulierung, unfairer Wettbewerb und die Marktmacht globaler Drittstaatenhändler werden als sehr negativer Einfluss auf das Geschäftsmodell wahrgenommen. Die bürokratischen Verpflichtungen beschränken unternehmerisches Handeln ebenso wie rechtliche Unsicherheiten und Datenschutzbestimmungen. Wachsender Fachkräftemangel insbesondere in großen Unternehmen, hohe Energiekosten und sinkende Passantenfrequenzen in den Innenstädten werden als zusätzliche Belastung wahrgenommen.

Nachhaltigkeit im Einzelhandel

Für viele Händler spielt das Thema Nachhaltigkeit eine (sehr) große Rolle. Zweidrittel der befragten Händler geben an aus eigener Motivation in verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit aktiv zu sein. Höhere Preise und zusätzlicher Bürokratieaufwand bremsen vielerorts Nachhaltigkeitsstrategien, sodass 60% der Händler auf eine Treibhausgasbilanzierung und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes verzichten.

Über die IHKs in MV:

Die Industrie- und Handelskammern MV engagieren sich mit ihren Handelsausschüssen und im Dialogforum Einzelhandel MV für die Belange und Zukunft des Handels, der Versorgungsstandorte und der Innenstädte im Land.

Über ibi research:

ibi research an der Universität Regensburg GmbH ist ein deutschlandweit aktives Institut für angewandte Forschung im Bereich der digitalen Wirtschaft. Mit Fokus auf Banking, Payment und Handel untersuchen sie innovative Technologien, Geschäftsmodelle und Trends, um praxisnahe Lösungen und Empfehlungen für Unternehmen und Organisationen zu entwickeln.