Digitalisierungsumfrage: Verwaltung fällt durch

Die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern haben die Chancen der Digitalisierung nicht nur erkannt, sie setzen sie auch ein, beispielsweise zur Flexibilisierung des Arbeitens (69 Prozent), zu Qualitätssteigerungen (65 Prozent) und Kosteneinsparungen (61 Prozent). Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zusammen mit den IHKs in MV durchgeführt hat. In Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich 275 Unternehmen an der Umfrage.
Zu den weiteren Ergebnissen der Umfrage:
  • Ein Drittel der Unternehmen verfügt trotz umfangreicher Fördermaßnahmen von Bund und Land noch immer nicht über eine bedarfsgerechte Breitbandversorgung. 
  • Nur für 16 Prozent der Unternehmen verbesserte sich seit 2020 die Versorgungslage. 
Eine leistungsfähige Breitband-Internetversorgung ist jedoch ein zentraler Standortfaktor; denn Unternehmen müssen mit anderen Betrieben, Kunden und Verwaltungen vernetzt sein, um die Potenziale der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können. Die IHKs in MV fordern deshalb insbesondere in den unterversorgten ländlichen Regionen die Priorisierung eines zeitnahen, flächendeckenden und bedarfsgerechten Ausbaus der Breitbandversorgung.

Verwaltung fällt durch

Als Haupthindernis der Digitalisierung benennen die Unternehmen in der Umfrage die fehlende Digitalisierung von Verwaltungsprozessen. Die vom Gesetzgeber geforderten Dokumentationserfordernisse an die Unternehmen steigen stetig. Viele Verwaltungsvorgänge, die einen Informationsaustausch zwischen Unternehmen und Verwaltung erfordern, sind dagegen trotz gesetzlicher Vorgaben aus dem Online-Zugangsgesetz bisher nicht digitalisiert. Daraus resultiert ein zusätzlicher Zeitaufwand. Diesen können Unternehmen kaum mehr leisten. Viele Informationen müssen für Verwaltungen mehrfach bereitgestellt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass der Stand der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung von über zwei Dritteln der Unternehmen mit der Schulnote 4 und schlechter bewertet wird. Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, die derzeit die Geschäftsführung der IHKs in MV innehat, zieht aus den Umfrageergebnissen den Schluss:
„Klares Ziel muss eine vollständige und flächendeckende Vernetzung der Verwaltungen sein. Einmal erhobene Daten müssen auch für andere Verwaltungseinrichtungen verfügbar sein. Dies gilt auf kommunaler Ebene, aber auch auf den Ebenen Land und Bund.“

Herausforderungen für Unternehmen

Mit der Einführung neuer digitaler Technologien geht ein hoher Investitions- und Umstellungsbedarf in den Unternehmen einher, der viel Zeit und Personalkapazität bindet. Bereits in den vergangenen Jahren war der Zeitmangel ein erhebliches Problem; mit 53 Prozent steht dieser nunmehr bei den Herausforderungen an erster Stelle. Dies ist u. a. auf notwendige Anpassungen an sich häufig ändernde Rahmenbedingungen und die zusätzlichen Aufwendungen zur Krisenbewältigung zurückzuführen. Der notwendige Zeiteinsatz ist auch in der hohen Komplexität von Digitalisierungsvorhaben begründet, die von fast jedem zweiten Unternehmen (49 Prozent) als Hemmnis genannt wird. Nicht selten erfordert die Digitalisierung von Unternehmensprozessen umfassende organisatorische und kulturelle Veränderungen im Betrieb.
Herausfordernd sind außerdem die finanziellen Aufwendungen – immerhin 44 Prozent der befragten Unternehmen geben das an –, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Dies betrifft die Anfangsinvestitionen für die Anschaffung und Installation von Hard- und Software, die Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiterschaft sowie wiederkehrende Aufwendungen für Wartung, Aktualisierung oder Maßnahmen zur Datensicherheit. Unter dem Strich wird deutlich:
„Der digitale Transformationsprozess ist und bleibt für die Unternehmen ein Kraftakt, bei dessen Bewältigung sie nicht allein gelassen werden dürfen“, macht Klaus-Jürgen Strupp deutlich.
Eine moderne Verwaltung und weniger Bürokratie sind Grundvoraussetzung für eine bessere Transformation.

Niederschwellige Förderung gefragt

Unterstützend wirken kann auch eine Förderung von Unternehmen. Die Neuaufstellung der Digitalisierungsförderung in Mecklenburg-Vorpommern bewerten die Unternehmen indes kritisch. Die Ende 2022 ausgelaufene, gut genutzte DigiTrans-Richtlinie wurde nicht verlängert, sondern durch ersetzt. In einer Region mit vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmen nützt die festgeschriebene Bagatellgrenze von 30.000 Euro nicht den Unternehmen, die schnell Unterstützung benötigen. Die notwendigen niederschwelligen und praxistauglichen Lösungen für Kleinunternehmen, die ca. 95 Prozent der heimischen Wirtschaft ausmachen, fallen aus der Förderung heraus. 

Herausforderungen verbleiben

Allerdings sehen die Unternehmen auch Herausforderungen bei der Datennutzung, die von rechtlichen Unsicherheiten (63 Prozent) beim Datenschutz oder den Unklarheiten über die Nutzungsansprüche der Daten gekennzeichnet sind. 56 Prozent der Unternehmen bemängeln technische Hindernisse durch fehlende Standards, Infrastruktur und Software zur Absicherung oder Auswertung der Daten.
Die Gefährdung der Daten- und Informationssicherheit durch Cyberangriffe ist bei den Unternehmen präsent, auch wenn 85 Prozent der Unternehmen keine Kenntnis von Vorfällen im eigenen Unternehmen haben. Gegenüber 2020 haben die Unternehmen die strategischen, organisatorischen und technischen Sicherheitsmaßnahmen deutlich erhöht.
Grundlage der Auswertung sind die Antworten von 275 Unternehmen aus acht verschiedenen Wirtschaftszweigen: Industrie (7 Prozent), Bauwirtschaft (7 Prozent), Handel (14 Prozent), Verkehr (7 Prozent), Gastgewerbe (13 Prozent), Information/ Kommunikation (8 Prozent), Finanzwirtschaft (9 Prozent) und Sonstige Dienstleistungen (35 Prozent).

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