IRENA-Studie zum technisch-ökonomischen Potenzial des globalen Handels mit grünem Wasserstoff und seinen Derivaten

Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) hat im Juli 2025 eine umfassende Studie zum Potenzial des globalen Handels mit grünem Wasserstoff und seinen Derivaten (auf englisch) vorgelegt. Dabei wurde untersucht, welche Regionen sich bis 2050 als Export- und Importzentren etablieren könnten und welche Infrastrukturmaßnahmen erforderlich wären.
Die Untersuchung basiert auf einem Kostenoptimierungsmodell und vergleicht zwei zentrale Szenarien: ein Szenario mit einheitlichen Finanzierungskosten (same WACC) für alle Länder und ein Szenario mit differenzierten Finanzierungskosten (differentiated WACC) je nach Länderprofil.
Hauptaussagen der Studie:
  • Bis zu 80 % des gehandelten grünen Wasserstoffs könnten in Form von Ammoniak, E-Methanol oder Eisenschwamm ("DRI") transportiert werden, denn diese weiterverarbeiteten Produkten geringere Transportkosten und eine höhere Effizienz darstellen.
  • Finanzierungskosten (WACC) beeinflussen Handelsmuster stark:
    • Im „Same WACC-Szenario“ dominieren Länder des globalen Südens als Exporteure. Im „Differentiated WACC-Szenario“ verschiebt sich das Handelszentrum stärker in Industrieländer wie Australien, China oder die USA.
    • Der Handelanteil der unterschiedlichen Produkte variiert deutlich. So steigt z. B. der Handelsanteil von Ammoniak von 30 % bei einheitlichen Finanzierungskosten auf 35 % bei differenzierten Finanzierungskosten, während der von Methanol von 18 % auf 14 % sinkt.
  • Die notwendigen globalen Investitionen für Infrastruktur (Erneuerbare, Elektrolyseure, Speicher) bis 2050 belaufen sich auf rund 2,49 Billionen US-Dollar.
Politische Schlussfolgerungen:
Die Studie unterstreicht die Bedeutung international einheitlicher Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf Zertifizierung, Förderung und Investitionssicherheit. Länder mit hohem Potenzial – etwa in Afrika oder Lateinamerika – benötigen gezielten Zugang zu Kapital, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Für Importregionen wie Europa und Japan bietet grüner Wasserstoff Chancen zur Dekarbonisierung und Diversifizierung der Energieversorgung.