Alternative Antriebe für gewerbliche Fahrzeuge

Die Diskussion um Fahrverbote und die Diesel-Technologie hat viele Unternehmen bei der Wahl geeigneter Antriebsarten verunsichert. Dieses Merkblatt zu Antriebsoptionen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 134 KB) bietet einen kurzen Überblick über verschiedene Antriebsarten.

Welche Fahrzeuge wählen Unternehmen bisher?

Trotz der intensiven Berichterstattung über Emissionsprobleme bei Dieselfahrzeugen einerseits und über alternative Antriebe andererseits, behalten Motoren mit Dieselkraftstoffen eine zentrale Bedeutung. Im Jahr 2016 hatten sie einen Anteil von 71 Prozent der gewerblichen Neuzulassungen im Pkw-Segment. Im Nutzfahrzeug-Bereich liegt deren Anteil noch höher.

Wären neue Dieselfahrzeuge von Fahrverboten betroffen?

Wahrscheinlich nicht: Allen offiziellen Plänen oder Urteilen rund um Fahrverbote ist bisher gemeinsam, dass keine Dieselfahrzeuge der Euro-6-Schadstoffnorm betroffen sind. Sie zielen auf der Euro-5-Norm oder älter, die heute nicht mehr neu zugelassen werden. Fahrverbote für Fahrzeuge mit aktueller Euro-6-Schadstoffnorm gelten daher als unwahrscheinlich.
Aber: Aufgrund hoher NOx-Emissionen auch neuerer Euro-6-Diesel-Pkw hat das Bundesumweltministerium vorgeschlagen, auch Beschränkungen für Fahrzeuge mit Euro-6-Norm einzuführen. Nur Diesel-Pkw mit der im September 2017 eingeführten Schadstoffnorm Euro-6d-TEMP könnten dann den Beschränkungen entgehen. Bis Ende 2018 werden Pkw mit alter Euro-6-Norm (sog. Euro 6b) noch erhältlich sein. ADAC und das Umweltministerium raten deshalb, beim Neukauf Fahrzeuge mit Euro-6d-TEMP zu wählen.

Welche alternativen Antriebe stehen zur Verfügung?

Bei der Entscheidung über geeignete Antriebe können Unternehmen nicht mehr nur Benzin- oder Dieselmotoren wählen. Auch Elektro, Erd- oder Autogas sowie hybride Antriebsformen werden angeboten. Sie alle weisen Unterschiede hinsichtlich der Zahl möglicher Modelle, des Anschaffungspreises, der Betriebskosten, der Reichweite sowie der Infrastruktur auf.
Eine Übersicht der Eigenschaften verschiedener Antriebsarten (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 134 KB) finden Sie im vollständigen Merkblatt zu Alternativen Antrieben für gewerbliche Fahrzeuge.

Benzinfahrzeuge

Nach den Dieselfahrzeugen sind Benziner bisher die zweite Wahl für gewerbliche Nutzer. Gegenüber dem Diesel sind ihr Anschaffungspreis und die Kfz-Steuer meist geringer. Aufgrund der etwas höheren Verbräuche und Kraftstoffpreise liegen die Betriebskosten hier in der Regel höher. Bei Nutzfahrzeugen werden überwiegend kleinere Modelle angeboten.

Hybridfahrzeuge

Hybridantriebe versuchen, die Vorteile fossiler und elektrischer Antriebe zu kombinieren und sind damit bisher die im Markt erfolgreichste Alternative zu reinen Verbrennern. Überschüssige Energie des Motors sowie zurückgewonnene Bremsenergie speisen hier eine Batterie. Ihre Vorteile im Verbrauch spielen sie besonders bei Stadt- und Kurzstreckenfahrten aus. Hybridfahrzeuge besitzen zudem eine vergleichbare Reichweite wie reine Verbrenner. Bei Pkws sind heute bereits zahlreiche Modelle in allen Segmenten erhältlich. Bei den leichten und schweren Nutzfahrzeugen finden sich dagegen nur vereinzelt Fahrzeuge in der Serienfertigung. Die Kraftfahrzeugsteuer ist bei Hybridfahrzeugen aufgrund der geringeren Emissionen häufig etwas niedriger als bei Verbrennern.

Elektrofahrzeuge

Batterieelektrischen Fahrzeugen werden die größten Zuwachsraten vorausgesagt. Ihr meist hoher Kaufpreis rentiert sich gerade im Stadtverkehr aufgrund geringer Betriebskosten. Außerhalb der Kurzstrecken eignen sie sich aufgrund der noch geringen Reichweiten weniger. Aufgrund der notwendigen Ladesäulen sollten Unternehmen zudem auf eine vorhandene oder ggf. aufzubauende Infrastruktur achten. Im Pkw-Bereich nimmt die Zahl der angebotenen Modelle beständig zu. Einige leichte Nutzfahrzeuge befinden sich bereits in Serienproduktion, Tendenz steigend. Mit bis zu 5.000 Euro Umweltbonus und hohen Umtauschprämien können die bisher noch relativ hohen Anschaffungskosten deutlich reduziert werden. Für Elektrofahrzeuge fällt zudem für 10 Jahre keine Kfz-Steuer an.
Plug-in Hybride2, die Teilstrecken rein elektrisch zurücklegen können und darüber hinaus zumeist einen Benzinmotor nutzen, werden unter Elektrofahrzeugen eingeordnet. Das Fahrzeugangebot im mittleren bis oberen Pkw Fahrzeugsegment ist vorhanden. Bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen ist erst in kommenden Jahren mit Fahrzeugen zu rechnen. Als Elektroautos können Plug-in Hybride mit 3.000 Euro über den Umweltbonus des Bundesamtes für Wirtschaft (BAFA) und den Händler bezuschusst werden.
Brennstoffzellen-Pkw sind vereinzelt verfügbar, Nutzfahrzeuge dagegen nicht. Busse werden sukzessive eingesetzt. Das Tankstellennetz in Deutschland wächst auf 100 Tankstellen bis 2019 in Metropolen und entlang der Fernverkehrsachsen. Bis zu 400 Tankstellen entstehen bis 2023. Kurzfristig sind Brennstoffzellenfahrzeuge damit keine Alternative.

Erdgas

Erdgas als Kraftstoff ist aufgrund einer Steuerermäßigung bis 2026 deutlich günstiger als Benzin und Diesel. Außerdem profitieren die Fahrzeuge von einer niedrigeren Kfz-Steuer. Die im Vergleich zum Benziner höheren Anschaffungskosten gleichen sich dadurch mittelfristig aus. Das Tankstellennetz für CNG-Fahrzeuge (Compressed Natural Gas) ist mit rund 900 öffentlich zugänglichen Tankstellen gut ausgebaut. Auto- und Energiebranche haben einen deutlichen Ausbau angekündigt. Sowohl im Pkw- als auch im Nutzfahrzeugbereich finden sich viele Modelle in Serienproduktion. Neben den aktuellen Umtauschprämien vieler Hersteller bieten einige regionale Energieversorger Zuschüsse zum Kauf von Erdgasfahrzeugen. Erdgasfahrzeuge emittieren etwa 25 Prozent weniger CO2 als Benzinfahrzeuge und 15 Prozent weniger als vergleichbare Dieselfahrzeuge. Auch ihre Schadstoffemissionen sind deutlich geringer.
Kurzfristig noch keine Alternative im schweren Nutzfahrzeug-Bereich sind Lkw, die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben werden. Erste Hersteller bieten zwar bereits große Lkw und Busse an. Allerdings gibt es aktuell in Deutschland nur 2 LNG-Tankstellen. Ein Ausbau auf rund 10 Tankstellen entlang der wichtigen Verkehrsachsen soll jedoch bis 2025 stattfinden.

Flüssiggas

Flüssiggas (Liquified Petroleum Gas, LPG) ist ein Gasgemisch, das unter geringem Druck verflüssigt wird. In Deutschland sind rund 450.000 Fahrzeuge mit LPG-Antrieb zugelassen. Die meisten sind nachträglich umgerüstete Benziner. Diese Umrüstung ist Stand der Technik, allerdings nur für Fahrzeuge mit Ottomotor. Da LPG bis Ende 2022 eine Steuerermäßigung genießt und damit die Betriebskosten günstiger sind, amortisieren sich die Umrüstkosten innerhalb weniger Jahre. Der Einbau von Gastanks geht jedoch zulasten der Ladekapazität. Im Neuwagenbereich gibt es ein sehr begrenztes Pkw-Fahrzeugangebot. Das Tankstellennetz ist in Deutschland mit 7.100 Tankstellen gut ausgebaut. Eine Alternative ist Flüssiggas unter Umweltgesichtspunkten: CO2, Stickoxid- und Feinstaubemissionen liegen in der Regel unter denen von Diesel.

Was können Unternehmen tun, um nachhaltiger mobil zu sein?

Betriebliches Mobilitätsmanagement

Ein signifikanter Anteil der Emissionen in Städten entstehen durch den Pendelverkehr von Arbeitnehmern. Mit Maßnahmen aus dem betrieblichen Mobilitätsmanagement können Unternehmen für ihre Arbeitnehmer positive Anreize zur Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel und des Fahrrads setzen. Diese Verkehrsverlagerung senkt indirekt den Druck auf den Wirtschaftsverkehr und erhöht den Verkehrsfluss der verbleibenden Fahrzeuge. Wie Unternehmen betriebliches Mobilitätsmanagement umsetzen können, erklären Leitfaden und Qualifizierungsangebot der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz.

Lastenfahrräder

Auch wenn Lastenräder den Ansprüchen des Wirtschaftsverkehrs nur in Nischenanwendungen genügen, können Sie durch neue Modelle mit elektrischer Tretunterstützung und besseren Reichweiten insbesondere in urbanen Gebieten einen Beitrag zur Senkung von Emissionen leisten. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtinstitut (DLR) rechnet sogar mit einem möglichen Fahrtenanteil am Wirtschaftsverkehr von 8 bis 23%5. Einige Kommunen und Länder bieten erste Förderprogrammen. Das BMUB plant für das Jahr 2018 eine Förderung im Rahmen der Klimaschutzinitiative.

Welche Förderung können Unternehmen nutzen?

Derzeit stehen eine unübersehbare Zahl an Fördermöglichkeiten für die Anschaffung neuer Fahrzeuge zur Verfügung. Neben der Umtauschprämie für alte Dieselfahrzeuge oder Zuschüssen lokaler Gasversorgungsunternehmen zu CNG-Fahrzeugen, sind dies besonders Zuschüsse zu Elektro- und Hybridfahrzeugen sowie der Ladeinfrastruktur. Diese Angebote des Bundes werden in einzelnen Bundesländern durch Landesförderprogramme ergänzt. Eine Liste dazu findet sich ebenfalls im vollständigen Merkblatt (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 134 KB), hat aber keine Ansprüche auf Vollständigkeit.