MRN-Resolution Digitalisierung

Industrie 4.0 in der Metropolregion Rhein-Neckar: Digitalisierung vorantreiben - Standortvorteile sichern
Eine Resolution des IHK-Wirtschaftsforums Metropolregion Rhein-Neckar 
Die zunehmende Digitalisierung hat sich zu einem zentralen Zukunftsthema der Wirtschaft in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) entwickelt: So sehen bereits heute 55% der hiesigen Unternehmen das Thema Industrie 4.0 als bedeutend oder sehr bedeutend an. Und dieser Anteil wird in den nächsten Jahren weiter steigen - für die Zukunft messen mehr als drei Viertel der Betriebe der Thematik einen hohen Stellenwert bei. Dies ist ein zentrales Ergebnis der gemeinsam von den IHKs in der MRN beim Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung beauftragten Studie „Industrie 4.0 – Chancen und Perspektiven für Unternehmen der Metropolregion Rhein-Neckar“.
Die Studie bescheinigt der Metropolregion eine exzellente wissenschaftliche Infrastruktur für diese Transformation der Wirtschaft. Dies gilt nicht nur bei der Betrachtung des engeren Kernraums der Region, sondern insbesondere bei Einbeziehung der umliegenden Technologie- und Wissenschaftsstandorte Kaiserslautern, Darmstadt und Karlsruhe. Eine besondere Stärke der Metropolregion ist die Dichte und ausgewogene Mischung von Anbietern und Anwendern von Industrie 4.0-Technologien. 
Die Studie kommt aber auch zu dem Schluss, dass sich viele Unternehmen noch vorsichtig dem Thema Industrie 4.0 nähern, mit wichtigen Investitionsentscheidungen zurückhalten und die Tragweite der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle häufig noch nicht erkennen. Die IHKs werden deshalb ihre Mitgliedsunternehmen beim Technologietransfer und Know-howAufbau noch stärker unterstützen und ihre Dienstleistungen erweitern. Um die Digitalisierung der Industrie voranzutreiben und die vorhandenen Standortvorteile der Metropolregion zu sichern, muss aber auch die Politik die notwendigen wirtschafts- und regionalpolitischen Weichen richtig stellen. Das IHK-Wirtschaftsforum fordert deshalb: 
  1. Breitbandausbau am Bedarf der Wirtschaft ausrichten
    Die Verfügbarkeit schneller Internetanbindungen ist die Grundvoraussetzung für die Nutzung und Entwicklung von Industrie 4.0-Technologien in Unternehmen. Die verfügbaren Datenübertragungsraten hinken dem schnell steigenden Bedarf in vielen Teilen der Metropolregion jedoch hinterher. Neben der ohnehin problematischen Versorgung im ländlichen Raum sind teilweise auch Gewerbegebiete in gut angebundenen Regionen unterversorgt. Unternehmen, die Industrie 4.0-Technologien nutzen wollen, sind dabei nicht nur auf hohe Übertragungsraten angewiesen, sondern auch auf sichere, symmetrische und hochverfügbare Breitbandanbindungen. Rasche Fortschritte beim Ausbau der Breitbandnetze sind daher in allen drei Landesteilen der Metropolregion erforderlich. Die Landesstrategien zum Breitbandausbau in den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz sollten zudem harmonisiert werden, um ein einheitlich hohes Ausbauniveau in der gesamten Metropolregion zu gewährleisten.
  2. Digitale Kompetenzen stärken
    Ein Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften und unzureichende Kompetenzen von Mitarbeitern im IT-Bereich dürfen nicht zum Engpass für die Zukunftsstrategien der Betriebe werden. Der Umgang mit innovativen digitalen Anwendungen muss deshalb bedarfsgerecht in der schulischen und beruflichen Bildung sowie an den Hochschulen vermittelt werden. Dafür sind wesentlich stärker als bisher einschlägige Kompetenzen aus den Bereichen Digitalisierung und Industrie 4.0 in den Schulcurricula und Lehrplänen zu verankern. Die digitale Infrastruktur an den Schulen muss an diese Anforderungen angepasst werden. Ein wichtiger Schritt bei der Kräftigung der Digitalkompetenzen ist die Etablierung von Industrie 4.0-Lernfabriken in Mannheim, dem Rhein-Neckar- und dem Neckar-Odenwald-Kreis. Diese durch das Land Baden-Württemberg geförderten und von der Wirtschaft unterstützten Einrichtungen sollten Unternehmen aus der gesamten MRN offenstehen und in Hessen und Rheinland-Pfalz Nachahmung finden. 
  3. Vernetzung der Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren sicherstellen
    Die Förderinitiative „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie soll kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation in Richtung Industrie 4.0 unterstützen. Drei dieser Zentren entstehen in unmittelbarer Nachbarschaft der Metropolregion – in Darmstadt, Kaiserslautern und Stuttgart. Die IHKs werden mit diesen Einrichtungen eng kooperieren und den Technologietransfer in den Mittelstand sicherstellen. Die Mittelstand 4.0- Kompetenzzentren sollten sich untereinander vernetzen und Arbeitsschwerpunkte geben, um staatlich geförderte Doppelstrukturen zu vermeiden. 
  4. Betriebliche Kooperationen unterstützen
    Die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten ist für produzierende Unternehmen meist nicht ohne externe Partner möglich. Um entsprechende Kooperationen zu unterstützen, sollten existierende Branchencluster und Netzwerke als Anlaufstellen für Betriebe eng kooperieren. Zudem empfiehlt das IHK-Wirtschaftsforum, bestehende Datenbanken und Suchplattformen zu einem länderübergreifenden Kompetenzatlas Industrie 4.0 in der MRN weiterzuentwickeln. 
  5. Digitalisierung und intelligente Vernetzung der öffentlichen Infrastrukturen
    Den öffentlichen Infrastrukturen (Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung, Verwaltung) kommt auch in Zukunft eine fundamentale Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes zu. Die Digitalisierung und intelligente Vernetzung öffentlicher Infrastrukturen eröffnet vielfältige neue Perspektiven und Potenziale, die es gemeinsam mit der öffentlichen Verwaltung zu erschließen gilt. Das IHKWirtschaftsforum begrüßt die gemeinsame Zielsetzung der Landesregierungen Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, die MRN zu einer Modellregion für intelligent vernetzte Infrastrukturen zu entwickeln. 
Das IHK-Wirtschaftsforum ist die Stimme der Wirtschaft in der Metropolregion Rhein-Neckar. Im Wirtschaftsforum arbeiten ehrenamtlich mehr als 30 Unternehmerinnen und Unternehmer als Vertreter der vier Industrie- und Handelskammern (IHKs) Darmstadt, Pfalz, Rheinhessen und Rhein-Neckar in der Metropolregion zusammen.