Kaufkraft in Rheinhessen
Die aktuelle Kaufkraftanalyse 2025 der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zeigt: Die Menschen zwischen Mainz, Alzey, Bingen und Worms verfügen über mehr Einkommen als der Bundesdurchschnitt – und nutzen es überdurchschnittlich häufig für Einkäufe.
So wird der IHK-Analyse zufolge ein Viertel des verfügbaren Einkommens in Rheinhessen im Einzelhandel ausgegeben. Davon profitieren nicht nur der stationäre Einzelhandel, sondern auch Online-Shops und der Tourismus. „Rheinhessen punktet mit einer überdurchschnittlichen Kaufkraft – das ist eine wichtige Basis für Handel und Tourismus“, sagt Dr. Florian Steidl, Geschäftsführer des IHK-Dienstleistungszentrums Bingen und Standortexperte bei der IHK für Rheinhessen.
So liegt die Kaufkraft in der Region bei 20,9 Milliarden Euro – mit 32.110 Euro haben die Rheinhessen 5,1 Prozent mehr im Geldbeutel als im Bundesdurchschnitt. Im Vergleich der Kaufkraft pro Kopf landet die Stadt Mainz auf Platz 11 von den 65 Großstädten zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern. Der Kreis Mainz-Bingen erreicht mit 31.760 Euro Platz 15 der 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Unter den bundesweit 1.409 Städten zwischen 10.000 und 50.000 Einwohnern belegt die Stadt Ingelheim Platz 34, Bingen Platz 513.
Insgesamt gibt jeder Rheinhesse und jede Rheinhessin jährlich durchschnittlich 8.127 Euro im Einzelhandel aus – ein Viertel des verfügbaren Einkommens –, und damit 3,4 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Ingelheimerinnen und Ingelheimer tätigen mit 9.224 Euro pro Kopf die höchsten Ausgaben, gefolgt von Mainz (8.115 Euro) und Bingen (7.986 Euro). Leicht überdurchschnittlich sind in Rheinhessen auch die Online-Geschäfte: 13 Prozent des verfügbaren Einkommens werden für Käufe im Einzelhandel wird online ausgegeben, das entspricht 691 Millionen Euro. Im Bundesdurchschnitt sind es 12 Prozent.
Der gesamte Umsatz im stationären Einzelhandel liegt in Rheinhessen bei 4,3 Milliarden Euro, davon werden gut 40 Prozent – rund 1,7 Milliarden Euro – in der Landeshauptstadt Mainz erzielt. Die Umsätze in Worms liegen bei 707 Millionen Euro, gefolgt von Alzey mit 251 Millionen Euro, Ingelheim mit 237 Millionen Euro und Bingen mit 159 Millionen Euro. In der gesamten Region tragen Touristen etwa zehn Prozent zum Umsatz bei, in Mainz liegt der Anteil sogar bei 16 Prozent. „Diese Zielgruppe sollte der Einzelhandel nicht unterschätzen und mit dem passenden Angebot gezielt ansprechen,“ sagt Steidl.
Die Attraktivität eines Einzelhandelsstandortes lässt sich an der Kaufkraftbindungsquote ablesen. Damit wird die Fähigkeit eines Standortes bezeichnet, die Kaufkraft der eigenen Bevölkerung zu binden und ebenso Kundinnen und Kunden von außerhalb zu gewinnen. Danach hat der Alzeyer Einzelhandel von allen Orten in Rheinhessen die größte Kaufkraftbindung, die Quote liegt bei 175 Prozent. Das entspricht Platz 57 im Bundesvergleich der 1.595 Orte mit mehr als 10.000 Einwohnern. In der Stadt werden also 75 Prozent mehr Umsatz erzielt als an Kaufkraft vor Ort vorhanden ist. In Worms sind es 11 Prozent mehr, Bingen und Ingelheim verzeichnen dagegen einen Kaufkraftabfluss an andere Orte oder den Online-Handel von 21 bzw. 28 Prozent. Aus der Gesamtstadt Mainz fließen 7 Prozent der Kaufkraft ab. Hier gibt es jedoch Unterschiede in den Stadtteilen. So profitiert die Mainzer Altstadt von einem enormen Kaufkraftzufluss: Hier werden fünf Mal viermal mehr Umsätze erzielt als Kaufkraft bei den Altstadtbewohnern vorhanden ist.
„Bei der Kaufkraftbindung kann die Nähe zu umliegenden Einkaufsstandorten und die eigene Standortstärke eine Rolle spielen“, sagt Steidl. Entscheidend sei aber auch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, die Bedeutung des Tourismus und der Angebotsmix aus Handel, Gastronomie und Kultur. Ebenso nennt er die verkehrliche Erreichbarkeit als wichtigen Faktor. „Wird sie durch Baumaßnahmen erschwert, ist ein gutes Baustellenmarketing wichtig. Gäste müssen auch gut informiert werden, wie die Innenstadt erreichbar bleibt.“
Der Blick auf Städte in Nachbarregionen zeigt, dass die Kaufkraft in Bad Kreuznach 27.728 Euro, Kaufkraftindex 90,7) im Vergleich mit Bingen (31.624 Euro, Kaufkraftindex: 103,5) zwar geringer ist. Jedoch zeigt die hohe Kaufkraftbindungsquote von 155 Prozent in Bad Kreuznach, dass die Stadt stärker in der Lage ist, Kaufkraft aus der Umgebung zu binden. Wiesbaden hat mit 33.248 Euro pro Kopf eine deutlich höhere Kaufkraft als Mainz mit 31.630 Euro. Beide Städte verlieren etwas Kaufkraft an das Umland und das Internet.