Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main

Gesundheit ist das wichtigste Gut im Leben der Menschen. Dafür sind viele Menschen bereit, einen wachsenden Anteil ihres Einkommens auszugeben. Die Gesundheitspolitik in Deutschland wird jedoch nicht vom Wunsch nach verbesserter Lebensqualität, sondern vom Kampf um die Kostenbegrenzung des staatlich regulierten Systems bestimmt. Auch in der öffentlichen Diskussion wird die Gesundheitswirtschaft bisher meist nur als Kostenfaktor wahrgenommen.
Im internationalen Vergleich gibt die gesetzliche Krankenversicherung für Leistungen vielfach ungesicherter Qualität zu viel Geld aus. Im deutschen Gesundheitswesen mangelt es an Transparenz, an Wettbewerb unter Anbietern und Kostenträgern sowie an überprüfbaren Qualitätsstandards. Obwohl in stationären und ambulanten Einrichtungen, in Forschung und Lehre, in der Pharmaindustrie und in der Medizintechnik vielfach Spitzenqualität geboten wird, kann sie nicht adäquat und systematisch zum Nutzen der Bevölkerung eingesetzt werden.
FrankfurtRheinMain, eine der bedeutendsten europäischen Wirtschaftsregionen, gilt als Zentrum der Finanzdienstleistungen, als Verkehrsknotenpunkt und als Standort der Automobilindustrie. Obwohl immer schon ein Pharma-Schwerpunkt, ist das gesundheitswirtschaftliche Profil der Region eher schwach ausgeprägt. Dies will die neue Initiative ändern: Die Gesundheitswirtschaft wird zum Wachstumstreiber in ganz Deutschland, vor allem aber in FrankfurtRheinMain. Wesentliches Ziel des Vereins Gesundheitswirtschaft Rhein-Main ist die stärkere Vernetzung der Akteure der verschiedenen Branchen der Gesundheitswirtschaft. Forum für einen intensiveren Branchendialog sollen Workshops, Hintergrundgespräche und Tagungen sein. Für den schnellen Austausch von Ideen und Informationen hat der Verein ein eigenes Internetportal entwickelt.
Die Initiative will erreichen, dass FrankfurtRheinMain künftig immer auch mit dem Thema Gesundheit verknüpft wird. Lebensqualität, Arbeitsplätze und öffentliche Infrastruktur zwischen Aschaffenburg und Ingelheim, Gießen und Darmstadt könnten durch Impulse und die Dynamik der Gesundheitswirtschaft nur gewinnen. Forschung und Anwendung, Entwicklung und Produktion, Akteure im Wettbewerb der Anbieter und der Nachfrager können und müssen mit den politisch Verantwortlichen gemeinsam Qualität sichern und ausbauen sowie zu Wachstum in der Gesundheitswirtschaft beitragen. Gleichzeitig ist die Politik auf Landesebene und in den Kommunen gefordert, Egoismen und Denken in Zuständigkeitskategorien zu überwinden.
Mit einem Anstieg der Bruttowertschöpfung um 30 Prozent von 13 auf 17 Milliarden Euro kann die Gesundheitswirtschaft bis 2020 zu einem entscheidenden Wachstumsmotor der Region werden. Die Zahl der Erwerbstätigen wird um 30 500 leicht steigen. 323 000 Erwerbstätige werden dann in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt sein. Im Vergleich zum Bundesgebiet wird die Gesundheitswirtschaft in der RheinMain-Region damit in den nächsten 14 Jahren überdurchschnittlich wachsen. Dies prognostiziert unsere Studie „Wachstum und Beschäftigung – Potenziale der Gesundheitswirtschaft in der Rhein-Main-Region“.
Die Autoren, Anja Ranscht und Dennis Alexander Ostwald, gehören dem Fachgebiet Finanz- und Wirtschaftspolitik von Prof. Bert Rürup, Technische Universität Darmstadt, an. Die von der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main und der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain gemeinsam vorgelegte Untersuchung belegt damit, dass die Gesundheitswirtschaft bereits heute ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für die Region ist. So wird die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft in Deutschland bis 2020 von 162 Milliarden Euro um 25 Prozent auf über 205 Milliarden Euro steigen. In der RheinMain-Region wächst die Gesundheitswirtschaft im gleichen Zeitraum auf 17 Milliarden Euro und damit um 30 Prozent. Ursache für die überdurchschnittliche Entwicklung der Gesundheitswirtschaft ist fast ausschließlich die starke Positionierung der Region in den Wachstumsbranchen Pharmazeutische Industrie und Medizintechnik. Wichtige Faktoren für das Wirtschaftswachstum in diesen Branchen sind neue Basistechnologien wie Bio-, Gen- und Nanotechnologie. Sie stimulieren auch Innovationen und damit Wachstum in benachbarten Wirtschaftszweigen.
Schwachstellen sieht die Studie in den Bereichen Gesundheitswesen, Handel und weitere Dienstleistungen. Sie werden sich durchschnittlich entwickeln oder an Bedeutung verlieren. Große Herausforderungen stehen den Krankenhäusern und dem Bereich Pflege bevor. Kostenintensive Kliniken kommen nach Aussagen der Studie „unter starken Anpassungsdruck und die Auslese nichtwettbewerbsfähiger Anbieter beschleunigt sich“. Bis 2010 werde sich der Marktanteil der privaten Kliniken auf zwölf bis 15 Prozent steigern und könne bis 2020 bei 40 Prozent liegen. Im Pflegebereich sind aufgrund der Alterung der Bevölkerung in RheinMain 17 000 zusätzliche Arbeitskräfte erforderlich. Auch hier und auf anderen Gebieten liegen Lösungspotenziale durch eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit, wie sie die Initiative Gesundheitswirtschaft bietet.
Prof. Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt und Vorstandsmitglied des Universitätsklinikums Frankfurt, hat den stellvertretenden Vorsitz der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main übernommen. Dem Vorstand gehören außerdem Ulrich Pitkamin, Vorsitzender der Geschäftsführung, Boehringer Ingelheim Deutschland, Harry Meijer, Geschäftsführer Healthcare, Accenture, Harald Schmidt, Partner Healthcare, PricewaterhouseCoopers, sowie Detlef Hans Franke, Geschäftsführer, FuP Kommunikations-Management, an.
Infos:
Weitere Infos über die Aufgaben und die Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main online unter www.gesundheitswirtschaft-rhein-main.de.