„Rheinhessen braucht einen Schub für mehr Flächen“

IHK für Rheinhessen fordert neue Wege bei der Gewerbeentwicklung – Vorratspolitik, stärkere Steuerung und Zusammenarbeit als Schlüsselfaktoren
01.12.2023 – Wenn Rheinhessen den Biotech-Boom weitertragen und auf andere Branchen ausweiten will, ist ein Schub bei der Flächenentwicklung nötig: Mit Blick auf die angekündigte Ansiedlung des US-Pharmakonzerns Eli Lilly in Alzey fordert die IHK für Rheinhessen die Kommunen in der Region auf, bei der Suche nach Flächen neue Wege zu gehen. „Ein Schlüssel für die Milliardeninvestition in Alzey war das rasch und flexibel verfügbare Baugebiet“, sagt IHK-Präsident Peter Hähner. „Das Beispiel zeigt, wie entscheidend es ist, dass die Kommunen ihre Potenziale für die Neuansiedlung und Erweiterung von Gewerbe vorausschauend nutzen. Schließlich kann sich eine Region nur entwickeln, wenn sie auch den Unternehmen die Chance dafür bietet – angesichts der angespannten Kommunalfinanzen wird die Gewerbesteuer als Haupteinnahmequelle für Städte und Gemeinden immer wichtiger.“
Nicht nur mit Blick auf knappe Ressourcen gilt es, die Flächenentwicklung stärker zu steuern und zu beschleunigen, fordert der IHK-Präsident: „Wir sollten die Chance nutzen, uns innerhalb der Metropolregion mit zukunftsweisenden und nachhaltigen Konzepten für Gewerbegebiete zu positionieren.“ Dafür gebe es trotz Flächenknappheit eine ganze Reihe von Möglichkeiten, angefangen bei der Modernisierung oft Jahrzehnte alter Bebauungspläne bis hin zur gezielten Flächenvorratspolitik. „Gefragt sind eine professionelle Bedarfsermittlung, eine effiziente Planung und intelligente Konzepte, um neue Gebiete nachhaltig zu erschließen und bestehende Flächen aufzuwerten.“
So weist IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz darauf hin, dass die Schaffung von Gewerbeflächen als „wirtschaftliche Daseinsvorsorge“ auch im Koalitionsvertrag der Mainzer Ampel verankert ist. Und noch vor der für Mainz historischen Ansiedlung von Biontech habe ein Gutachten für die Landeshauptstadt einen Gewerbeflächenbedarf zwischen 77 und 90 Hektar ermittelt. Dem kann aus Sicht der IHK mit drei neuen Gewerbegebieten im Mainzer Stadtgebiet Rechnung getragen werden, begonnen mit dem Spatenstich für den neuen Life-Science-Campus zwischen Saarstraße und Hochschule zum Jahresstart 2023. Die IHK macht sich ebenso für eine schnelle Entwicklung der 20 Hektar großen Fläche an der Essenheimer Straße im Stadtteil Bretzenheim stark, und für weitere 20 Hektar am Areal Forsthaus in Richtung Ober-Olm und damit an der Mainzer Stadtgrenze. „Dieses Gebiet könnte ein interkommunales Vorbildprojekt zwischen Ober-Olm und damit dem Kreis Mainz-Bingen sowie der Landeshauptstadt Mainz werden“, kommentiert Jertz. Dabei gelte es, keine Branche schon im Vorhinein auszuschließen und die Industrie nicht pauschal von Entwicklungsmöglichkeiten abzuschneiden. Denn bereits jetzt liegen bestehende Potenziale brach, kritisiert der IHK-Hauptgeschäftsführer mit Blick auf das Industriegebiet im Mainzer Stadtteil Mombach.
Die verstärkte Zusammenarbeit der Kommunen sieht der IHK-Hauptgeschäftsführer als weiteren Schlüsselfaktor, um Ressourcen zu erschließen: „Hier können wir uns kein Kirchturmdenken mehr leisten.“ Als Modellvorhaben sieht er auch die Ende 2022 an den Start gebrachte Entwicklung des Gewerbegebiets Ost in Guntersblum: Hier hatten sich Gemeinden bereit erklärt, die ihnen zustehenden kleineren Flächen zugunsten eines größeren Gewerbegebietes abzutreten, inklusive bereits vorhandener infrastruktureller Anbindung und nachhaltiger Ausrichtung.