Bilanz zur Situation am Ausbildungsmarkt

„Ohne Nachwuchs keine Zukunftsperspektiven für Unternehmen“, so fasst es Heike Strack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Mainzer Arbeitsagentur, zusammen. Nun treffe ein derzeit unruhiger Arbeitsmarkt mit vielen verunsicherten Arbeitgebenden auf einen Jahrgang von Schulentlassenen, die ihre Chance zum Berufseinstieg-suchen. Doch eine langfristige Fachkräftesicherung kann nur gelingen, wenn beide Seiten zueinander finden.
Mit vielen Messen aber auch anderen (gemeinsamen) Aktionen haben die Partner am rheinhessischen Ausbildungsmarkt auch in den vergangenen Monaten dieses Ziel verfolgt und die Bedeutung der dualen Ausbildung immer wieder betont. Die Bilanz der Partner fällt gemischt aus.

Zahlen der Arbeitsagentur

Bewerberzahlen angestiegen

Im jetzt abgelaufenen Berufsberatungsjahr lagen laut der aktuellen Bilanz der Mainzer Arbeitsagentur die Bewerberzahlen mit 2.853 Bewerberinnen und Bewerbern etwas über den Vorjahreszahlen. Von den Bewerberinnen und Bewerbern waren 355 -rund 12 Prozent- 25 Jahre und älter. 785 oder rund 28 Prozent hatten einen ausländischen Pass, davon 334 Personen im Kontext Flucht. 896 oder 31 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerbern hatte die Schule mit der Hochschul- oder Fachhochschulreife abgeschlossen, das waren 8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Etwas mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr

Auch bei den gemeldeten Ausbildungsstellen gab es einen leichten Auswärtstrend gegenüber dem Vorjahr – dennoch gibt es nach wie vor mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerber. Insgesamt wurden 3.760 Stellen gemeldet, 305 mehr als im Vorjahr. Im Verhältnis kamen 79 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 Ausbildungsstellen. Im Jahr zuvor waren es ebenfalls 79. Die meistern Stellen wurden im Einzelhandel, im Verkauf, im Büromanagement, in der Lagerlogistik und im Bereich Zahnmedizin gemeldet.

Unterstützungen während der Ausbildung

Treten in einer bestehenden Ausbildung Probleme auf, sei es ein fachlicher Nachhilfe-Bedarf, Prüfungsstress oder auch Auseinandersetzungen mit dem Betrieb, so kann die Assistierte Ausbildung in Anspruch genommen werden. „Über 200 Eintritte in dieses Angebot gab es in den vergangenen 12 Monaten, was deutlich macht, dass mit Unterzeichnung eines Ausbildungsvertrages oft neue Herausforderungen für die Jugendlichen zu Tage treten, für die sie Hilfe brauchen“, resümiert Strack.

Die Situation im Handwerk - Zahlen der Handwerkskammer Rheinhessen

„Auch in diesem Jahr konnte das Handwerk in Rheinhessen wieder etwas mehr neue Auszubildende begrüßen als im Vorjahr. Insgesamt haben 944 junge Männer und Frauen ihre Lehre in einem Handwerksbetrieb begonnen.
Die Top-3 Ausbildungsberufe sind erneut Kraftfahrzeugmechatroniker/in, Anlagen-mechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Elektroniker/in. Beson-ders zulegen konnten die Berufe Augenoptiker/in (+70%), Metallbauer/in (+47%) und Zimmerer/in (+40%).“

Zahlen der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen

Zum Stichtag 30. September wurden bei der IHK für Rheinhessen 1.846 neue Ausbildungsverträge eingetragen, rund 120 weniger als im Vorjahr. „Obwohl die Unternehmen ihren Einsatz immer weiter verstärken, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen, konnten sie in diesem Jahr nicht alle offenen Ausbildungsstellen besetzen“, sagt Timon Zapf, stellvertretender Leiter Aus- und Weiterbildung bei der IHK für Rheinhessen. „Das zeigt, wie herausfordernd es für viele Unternehmen geworden ist, passende Auszubildende zu finden.“
Trotz des Rückgangs bei den neuen Verträgen blieb die Zahl der Ausbildungsverhältnisse mit 4.806 Auszubildenden insgesamt stabil und liegt nur knapp unter dem Vorjahreswert. Bei der IHK sind dieses Jahr erneut die Berufe Einzelhandels und die Kaufleute für Büromanagement bei den Berufsstartern am beliebtesten. „Wir sehen, dass sich viele junge Menschen wieder für eine Ausbildung interessieren, auch mit Haupt- oder Realschulabschluss“, betont Zapf. Der Anteil der Auszubildenden mit Berufsreife ist gestiegen, ebenso wie die Zahl der Azubis mit ausländischer Staatsbürgerschaft, die inzwischen 14 Prozent ausmachen. „Das zeigt, dass unsere Ausbildungskampagnen und die gezielte Fachkräfterekrutierung Wirkung zeigen.“
Eingebettet in den "Sommer der Berufsausbildung" der Allianz für Aus- und Weiterbildung www.aus-und-weiterbildungsallianz.de, wollen die Akteure der Pressekonferenz in diesem Herbst auch die Bedeutung von Praktika in die Öffentlichkeit tragen. Gerade junge Menschen, die nach dem Schulabschluss noch keinen Anschluss gefunden haben, können die Zeit für die Berufsorientierung nutzen und Praktika absolvieren. Hierbei können sie Betriebe und Branchen kennenlernen und ihren Berufswunsch erarbeiten oder festigen.
Dafür kann man beispielsweise das Angebot des Berufsorientierungspraktikums (BOP), welches im Rahmen der Ausbildungsgarantie geschaffen wurde, in Absprache mit den Arbeitsagenturen in Anspruch nehmen, Auch die Einstiegsqualifizierung (EQ), ein unterstütztes Langzeitpraktikum, kann ein wichtiger Hebel für einen Erfolg im neuen Ausbildungsjahr sein.
Insgesamt, so die Feststellung aller Partner, habe man mit den Instrumenten der Ausbildungsgarantie politisch eine sinnvolle Weichenstellung vorgenommen, aus vielen Gesprächen mit Betrieben sei aber immer wieder deutlich geworden, dass diese noch zu wenig bekannt seien. Hier gilt es weiterhin aktiv auf die Optionen hinzuweisen. Neben BOP gehören hierzu z.B. auch der Mobilitätszuschuss, der jungen Menschen unterstützt, die bereit sind, für eine betriebliche Berufsausbildung umzuziehen.
Infos zur Ausbildungsgarantie: