„Wir dürfen es uns nicht leisten, Potenziale zu übersehen“

IHK für Rheinhessen: Bildungsminister Teuber zu Gast bei „Parlament der Wirtschaft“ – Wirtschaftspolitische Weichenstellungen zu Bildung, Bürokratie und Rohstoffen
27. August 2025 – Die Vollversammlung der IHK für Rheinhessen hat sich einstimmig gegen neue Tourismusabgaben ausgesprochen. Vor allem Übernachtungs- und Bettensteuern, deren Einnahmen nicht zweckgebunden sind, stoßen auf klare Ablehnung bei den gewählten Unternehmerinnen und Unternehmern. „Tourismusbetriebe werden belastet, ohne dass der Tourismus selbst profitiert“, so das Votum. Stattdessen befürwortet die Industrie- und Handelskammer freiwillige Modelle. Wo nötig, sei ein Gästebeitrag akzeptabel – wenn die Mittel vollständig dem Tourismus zugutekommen und Betriebe mitentscheiden.
Bei der Sitzung des Wirtschaftsparlaments am 26. August stand vor allem das Thema Bildung im Mittelpunkt: Zu Gast war Bildungsminister Sven Teuber, der sich nach einem Impuls zur Zukunft des Lernens dem Dialog mit der regionalen Wirtschaft stellte. Dabei hob der Minister die Rolle von Kammern und Unternehmen als Partner für die duale Ausbildung hervor. Sein Credo: „Jedes Kind kann etwas – und wir brauchen das Können von jedem und jeder in unserer Gesellschaft. Gerade angesichts des Fachkräftemangels dürfen wir uns nicht leisten, Potenziale zu übersehen.“ IHK-Präsident Dr. Marcus Walden bekräftigte dabei die Forderung der Wirtschaft: „Wir brauchen ein praxisnahes Bildungssystem, das alle jungen Menschen aufs Berufsleben vorbereitet und kein Talent verloren gibt. Das ist der Schlüssel zur Fachkräftesicherung und zur Sicherung unseres wirtschaftlichen Fundaments.“
Auch die Verwendung des Sondervermögens war Thema in dem regionalen Wirtschaftsgremium. IHK-Hauptgeschäftsführerin Karina Szwede warnte: „Es reicht nicht, neue Mittel bereitzustellen. Ohne strukturelle Reformen und echten Bürokratieabbau versickert das Geld wirkungslos.“
Im Fokus stand ebenso die regionale Rohstoffversorgung, besonders vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen, globaler Krisen und brüchiger Lieferketten. Dazu beschlossen die Unternehmerinnen und Unternehmer ein Positionspapier der IHK Metropolregion Rhein-Neckar mit dem Fazit: „Die regionale Rohstoffsicherung ist Schlüssel für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Resilienz. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen hier gemeinsam Verantwortung übernehmen.“ Eine zentrale Forderung in diesem Zusammenhang ist die langfristige Sicherung wirtschaftlich nutzbarer Flächen. „Wer Entwicklung will, muss Flächen frühzeitig sichern, Genehmigungen beschleunigen und regionale Versorgungsketten stärken“, so die Positionierung der Vollversammlung.
Ein starkes Signal setzte der Veranstaltungsort: Die in.betrieb gGmbH in Nieder-Olm steht für gelebte Inklusion. Geschäftsführer Michael Huber gab eindrucksvolle Einblicke in die Arbeit mit Menschen mit Behinderung und machte deutlich: „Inklusion ist kein Extra – sie ist ein Gewinn für Betriebe und Region.“