Wachsende Sorgen trotz stabiler Gästezahlen

IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz stellt Zahlen zur Tourismus-Branche vor
Zu Beginn der Sommersaison zieht das rheinland-pfälzische Gastgewerbe eine gemischte Bilanz. Zwar erholt sich der Tourismus weiter von den pandemiebedingten Einbrüchen, doch wirtschaftlich bleibt die Lage vieler Betriebe angespannt. Das zeigt eine Sonderauswertung der Konjunkturumfrage der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, an der sich zahlreiche Unternehmen aus Hotellerie und Gastronomie beteiligt haben.
Demnach bewerten lediglich 18 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Knapp die Hälfte spricht von einem zufriedenstellenden Verlauf, ein Drittel stuft die Situation hingegen als schlecht ein. Auch die Umsatzentwicklung bleibt hinter den Erwartungen zurück: Lediglich 14 Prozent der Unternehmen verzeichneten in den vergangenen zwölf Monaten ein Plus, 39 Prozent melden sinkende Einnahmen. Der Geschäftsklimaindex fällt mit 83,4 Punkten deutlich unter den Vorjahreswert (91 Punkte).
„Die steigenden Kosten nehmen vielen Betrieben die Luft zum Atmen“, warnt Jan Heidemanns, tourismuspolitischer Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Fast die Hälfte berichtet von einem Rückgang des Eigenkapitals, jeder vierte Betrieb kämpft mit akuten Liquiditätsengpässen. Das sind alarmierende Zahlen. Nur 15 Prozent der Unternehmen blicken optimistisch auf die bevorstehende Sommersaison. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur einzelne Betriebe, sondern schwächt den gesamten wirtschaftlichen Rückhalt der Branche“, erläutert Heidemanns.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Lohnkosten, der anhaltende Fach- und Arbeitskräftemangel sowie unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen belasten die Betriebe. Investitionen werden zunehmend zurückhaltend geplant, die finanzielle Lage verschärft sich spürbar.

Angespannte Situation im Gastgewerbe trotz steigender Übernachtungszahlen

Auch die touristischen Jahreszahlen zeigen ein ähnliches Bild. Zwar verzeichnet Rheinland-Pfalz im Jahr 2024 mit rund 8,67 Millionen Gästen und 22,35 Millionen Übernachtungen einen weiteren Schritt aus dem pandemiebedingten Tief. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem leichten Anstieg von 0,4 Prozent.
„Die Erholung ist erkennbar, die Gäste kehren zurück“, so Heidemanns weiter. Doch trotz positiver Entwicklung bei den Besucherzahlen sank die Zahl der gastgewerblichen Betriebe in den vergangenen zehn Jahren um zehn Prozent.
„Die betriebliche Substanz bröckelt. Um die Zukunft der Hotellerie und Gastronomie nachhaltig zu sichern, braucht es dringend bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen“, macht Heidemanns deutlich. In vielen Kommunen sehe sich das Gastgewerbe mit der Einführung oder Ausweitung von Tourismusabgaben konfrontiert, was die Branche zusätzlich finanziell belastet. Insbesondere die Bettensteuer, die nicht zweckgebunden in den allgemeinen Haushalt fließt, lehnt die IHK-Arbeitsgemeinschaft ab. „Zudem ermuntern wir die Kommunen, schnell realisierbare Erleichterungen zu ermöglichen, wie beispielsweise eine Lockerung der Schließzeiten der Außengastronomie in den Sommermonaten“, führt Heidemanns aus.
Die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz unterstützt Betriebe der Hotellerie und Gastronomie durch gezielte Maßnahmen und Beratung bei der Fachkräftesicherung, der Unternehmensnachfolge und Existenzgründung. Mit dem Arbeitgebernetzwerk „Working Family“ wird beispielsweise das Ziel verfolgt, Betriebe des Gastgewerbe als attraktive Arbeitgeber sichtbarer zu machen und das Image der Branche zu stärken. Und das kostenfreie Ausbildungskonzept HOGANEXT bietet dem Nachwuchs in gastronomischen Ausbildungsberufen zusätzliche Qualifikationsmöglichkeiten wie Fachseminare und Exkursionen an.