Nur ein strategisches Energie-Konzept hilft gegen die Winterdepression
Klima- und Energiesymposion ETA plus der IHKs in Rhein-Main-Neckar in Worms
© IHK für Rheinhessen
Das Thema Energiesicherheit hat in der Unternehmerschaft dem Fachkräftemangel als Problem Nummer eins den Rang abgelaufen. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zum Abschluss des Symposiums waren sich einig: Nur ein strategisches Energie-Konzept hilft gegen die Winterdepression. Dabei hatten die Diskutanten schon das Jahr 2023 im Blick, denn aktuell sind die Gasspeicher noch mit russischem Gas gefüllt und die Energieversorger nehmen Sparanstrengungen in der Industrie – wenn auch nicht bei den privaten Verbrauchern wahr. Die Ideen sind vielfältig und reichen von quartierbezogenen und regionalen Energiemanagement-Konzepten bis hin zu autarken Produktionsstätten. Allein die Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, denn noch immer stehen unabgestimmte Rechtsvorschriften der Energiewende im Weg: Genehmigungsverfahren dauern lang, Energielieferungen auf die andere Straßenseite, um zum Beispiel mit Abwärme aus der Produktion zu heizen, sind ohne eine bürokratisch aufwändige Registrierung als Energielieferant nicht möglich und es gibt keine Idee für einen Energiemix der Zukunft, der beim Strom die Versorgungssicherheit nach dem Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohlekraftwerke gewährleistet. Kein Wunder, dass Unternehmer wie Alexander Krautkrämer von Bericap, der bei der Produktion auf Strom angewiesen ist, über andere Standorte nachdenkt.
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Zuvor hatte Sandra Wimmer, Geschäftsführerin der EWR Netz GmbH aus Worms dargestellt, wie ein regionaler Energieversorger sich dem Thema Versorgungssicherheit in der aktuellen Situation nähert. Auf Engpässe wird gegebenenfalls problemorientiert reagiert: Nachdem man die physikalische Wirkung des Engpasses analysiert hat, berücksichtigt man das KO-Kriterium „Geschützter Kunde“, um dann die Wirksamkeit des Reduzierungs- / Abschaltpotenzials zu bewerten. So lässt sich gewährleisten, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen möglichst gering gehalten werden. “Es gibt keine festgelegten Listen, sollte der Fall eintreten, entscheiden wir situativ“, so die Botschaft von Sandra Wimmer. Für die Energieübertragung sieht sie die Hochspannungs- und Mittelspannungsnetze auch schon auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet. Probleme könnte es bei örtlichen Trafostationen geben, die noch nicht flächendeckend auf neue Anforderungen wie Spitzenlasten beim Einspeisen von Solarenergie aus Photovoltaikanlagen oder durch das Laden von E-Fahrzeugen ausgelegt seien.
Im zweiten Impulsvortrag des Abends hatten sich Urs Anton Löpfe, Gründer des Vereins Energieeffektivität Community und Joachim Walter, Leiter der Transfersysteme Bingen dem Thema „Energiezellen“ gewidmet. Ihre Botschaft: Energiemanagement im Quartier, im Gewerbe- und Industriegebiet oder der Region schaffen Flexibilität und reduzieren Kosten. Voraussetzung hierfür ist, dass das regionale Energiepotenzial gehoben wird: Die Verknüpfung von Wind, Solar, Wasserstoff und Wärmepumpen sowie Energiespeicher ist unabdingbar und muss gemeinsam gedacht werden. Aber selbst dann braucht es Stromlieferungen aus dem Netz für die Produktion. Das war auch das Ergebnis der Stromstudie Rhein-Neckar, die im Oktober vorgestellt wurde.