Standortpolitik

Landkreis Ostprignitz-Ruppin hat die Nase vorn

Das Ergebnis IHK-Studie Wirtschaftsprofil und Gewerbeflächengutachten 2025 spricht für den Wirtschaftsstandort Ostprignitz-Ruppin: Der Landkreis verzeichnete Zuwächse über Landes- und Bundesdurchschnitt. Defizite gibt es jedoch vor allem bei der digitalen Infrastruktur.
„Die Wirtschaft im Landkreis Ostprignitz-Ruppin hat in den vergangenen Jahren einen erheblichen Sprung nach vorn gemacht.“
Das sagte Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam heute in Werder (Märkisch Linden) zur Vorstellung der Studie
„Wirtschaftsprofil und Gewerbeflächengutachten 2025“. Diese hat die IHK Potsdam zu Trends, Standortanforderungen, Gewerbebaugrundstücken, Angebotssituation, zur Ansiedlungs- und Nutzungsstruktur sowie zur Breitbandversorgung erstellen lassen.
„Die hervorragenden Rahmenbedingungen und Potenziale müssen jetzt überregional bekannt gemacht werden. Brandenburg ist nicht nur ein guter Standort zum Leben, sondern auch für die Wirtschaft“, erklärt Tobias. „Dazu gehört eine bedarfsgerechte Gewerbeflächenentwicklung und Konzentration auf bestehende Standorte sowie eine stärkere Standortprofilierung von Industrie- und Gewerbegebieten mit hohem Flächenpotenzial.“
Gearbeitet werden müsse unbedingt an der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur. „Ohne schnelles Internet geht heute nichts mehr“, so der IHK Hauptgeschäftsführer.

Höchst positive Wirtschaftsentwicklung in Ostprignitz-Ruppin

Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass sich die Wirtschaft trotz der demografischen Entwicklung sehr positiv entwickelt hat. Die Zahl der Beschäftigten nahm im Zeitraum zwischen 2005 bis 2014 um 11,1 Prozent auf rund 33.900 zu. Entsprechend ist die Zahl der Arbeitslosen überdurchschnittlich stark zurückgegangen. Lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2008 noch bei 16, betrug sie im Februar 2016 nur noch 10,2 Prozent. Trotz der ländlichen Struktur hat die Industrie einen hohen Stellenwert im Kreis. Im Verarbeitenden Gewerbe arbeiten knapp 5.600 Beschäftigte. Wichtige industrielle Schwerpunktbranchen sind die Ernährungswirtschaft, die Holzwirtschaft, die chemische Industrie, die Kunststoffindustrie sowie die Metallbranche. Ebenfalls stark in der Region vertreten sind das Baugewerbe mit knapp 3.000 und die Logistik mit rund 1.200 Beschäftigten. Allein in diesen drei direkt gewerbeflächenrelevanten Branchen Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe sowie Verkehr und Lagerei sind 9.800 Beschäftigte tätig. Damit ist jeder dritte bis vierte Arbeitsplatz im Kreis von einer ausreichenden quantitativen und qualitativen Gewerbeflächenentwicklung abhängig.

Dynamische Entwicklung in der Industrie

Die Beschäftigung in den direkt gewerbeflächenrelevanten Bereichen ist seit dem Jahr 2008 um 6,4 Prozent angestiegen. Eine besonders positive Entwicklung gab es dabei im Verarbeitenden Gewerbe. Hier legte die Zahl der Beschäftigten im Zeitraum von 2008 bis 2014 im Kreis sogar um 12,5 Prozent zu, während der Zuwachs im Landesdurchschnitt 4,8 Prozent und bundesweit 1,3 Prozent betrug. Die positive Beschäftigtenentwicklung geht zudem mit einem starken Anstieg der Wertschöpfung in der Industrie einher. Während diese im Kreis im Zeitraum 2005 bis 2012 um über 46 Prozent angestiegen ist, lag der Zuwachs im Bundes- und Landesdurchschnitt nur bei jeweils rund 21 Prozent. Ablesbar ist die positive Entwicklung auch an der hohen Exportquote. Der Anteil des Auslandsumsatzes lag im Jahr 2014 bei 46,9 Prozent (Land Brandenburg 28,3 Prozent).

Hoher Gewerbeflächenumsatz

Der Landkreis verzeichnete in den vergangenen Jahren eine kontinuierliche Gewerbeflächenvermarktung: Im Zeitraum 2005 bis 2014 wurden 313 Kauffälle für gewerbliche Baugrundstücke registriert (31 Kauffälle pro Jahr). Im entsprechenden Zeitraum wurden rund 2,2 Millionen Quadratmeter Gewerbeflächen vermarktet (22 Hektar pro Jahr). Hinsichtlich der regionalen Verteilung zeigt sich, dass mehr als die Hälfte des Flächenumsatzes auf das Ruppiner Land und jeweils ein Viertel auf die Kleeblatt-Region (Stadt Kyritz, Amt Neustadt/Dosse, Gemeinde Wusterhausen/Dosse und die Gemeinde Gumtow) sowie das Autobahndreieck Wittstock/Dosse entfällt. Zurzeit befinden sich 16 größere Industrie- und Gewerbegebiete mit einer Gesamtfläche von 660 Hektar in der Vermarktung. Die grobe Auswertung zum freien Flächenpotenzial zeigt, dass davon aktuell noch etwa 156 Hektar verfügbar sind. Das größte Gewerbeflächenangebot gibt es mit 56 Hektar im Temnitz-Park (Amt Temnitz).

Orientierungsrahmen: Rund 150 bis 190 Hektar bis 2025

Je nach wirtschaftlicher Dynamik ist für den Zeitraum 2015 bis 2025 von einer realistischen Nachfragespanne für neue Gewerbeflächen von 148 bis 192 Hektar (netto) auszugehen. Das Nachfragepotenzial verteilt sich dabei sehr unterschiedlich auf die einzelnen Teilregionen. Für das Ruppiner Land kann von rund 81 bis 105 Hektar (netto), für die Kleeblatt-Region von rund 29 bis 37 Hektar (netto) und für das Autobahndreieck Wittstock/Dosse von rund 38 bis 49 Hektar (netto) bis zum Jahr 2025 ausgegangen werden. Durch den Abgleich mit den aktuell vorhandenen Flächenpotenzialen ist erkennbar, dass es einen eher moderaten zusätzlichen Flächenbedarf bis zum Jahr 2025 gibt – je nach konjunktureller Entwicklung kann dieser bis zu 36 Hektar betragen.
Die IHK Potsdam will mit der Studie die Kommunen und die Wirtschaftsförderer des Landkreises unterstützen, indem sie Defizite sowie Chancen und Potenziale aufzeigt, damit die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft dauerhaft gesichert bzw. verbessert werden können. Erstellt wurde die Studie durch das Beratungsinstitut Georg Consulting aus Hamburg.