Studie

IHK-Handelsatlas: Mehr Engagement für den Handel

Die IHK Potsdam setzt sich auf Landesebene und bei den Städten für eine zentrenorientierte Einzelhandelsentwicklung ein. Vor dem Hintergrund des enormen Strukturwandels in der Handelsbranche bedarf es großer Anstrengungen, damit der Einzelhandel auch in Zukunft seine positiven Auswirkungen auf Beschäftigung, Steueraufkommen, Stadtentwicklung und gesellschaftliches Zusammenleben entfalten kann. Mit dem vorliegenden „Handelsatlas 2018“ sollen die Entscheider in den Kommunen und auf Landesebene für die besondere Funktion von Innenstädten sowie für die Bedeutung der Nahversorgung sensibilisiert werden.
Der Handelsatlas (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 33658 KB)(PDF) untersucht und bewertet den Zustand des stationären Einzelhandels, der Innenstädte und der Nahversorgungssituation im Kammerbezirk der IHK Potsdam. Dazu werden Nachfrage und Angebot beleuchtet sowie die räumliche Entwicklungen der vergangenen Jahre aufgezeigt.

Bedeutung des Einzelhandels 

Gut 18 % der IHK-Mitgliedsunternehmen sind der Branche zuzuordnen. Sie beschäftigen 40.000 Arbeitnehmer und bilden rund 2.250 junge Menschen aus. Der Einzelhandel ist damit ein bedeutender Arbeitgeber, aber auch Steuerzahler in der Region.  Aus Stadtentwicklungssicht ist der Einzelhandel der wichtigste Frequenzbringer für Innenstädte. Er bildet den wichtigsten Besuchsgrund für Innenstädte und Ortszentren, sorgt für belebte Zentren sowie ein Zusammenkommen von Menschen unterschiedlichster sozialer Hintergründe und ist damit wichtiger Initiator des gesellschaftlichen Austauschs. Er wirkt somit identitätsstiftend.
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Aus gesellschaftlicher Perspektive treten Kaufleute mit ihrem ehrenamtlichen Engagement in der Gemeinschaft hervor. Gerade in den kleineren Gemeinden engagieren sie sich in Werbegemeinschaften und unterstützen das Vereinsleben ideell, finanziell und personell.

Hoher Kaufkraftabfluss 

Den 1,17 Mio. Einwohner unserer Region stehen rund 6,4 Mrd. Euro einzelhandelsrelevante Kaufkraft zur Verfügung. Hingegen wurden lediglich 5,0 Mrd. Euro in den Läden Westbrandenburgs umgesetzt. Damit liegt die Zentralität (Umsatz : Kaufkraft x 100) bei gerade einmal 78.
Hiervon profitieren Konkurrenzstandorte benachbarter Bundesländer (insbesondere Berlin) sowie der Distanzhandel. Ziel muss es sein, diese Kaufkraft wieder in unserer Region zu binden. 

Einzelhandel in Innenstädten stärken

Je mehr Verkaufsfläche ein Einzelhandelsstandort aufweisen kann, desto größer ist seine Anziehungskraft. Im Bezirk der IHK Potsdam weisen lediglich Potsdam und Brandenburg an der Havel Innenstädte mit mehr als 20.000 m² Verkaufsfläche auf.  
Dies ist zum einen auf die kleinteilige Städte- und Siedlungslandschaft Brandenburgs zurückzuführen. Zum anderen wurden viele dezentral gelegene Einzelhandelsstandorte planungsrechtlich genehmigt. Ergebnis ist ein Verkaufsflächenüberhang, der zu einer hohen Leerstandsquote und dispersen Einzelhandelsstruktur geführt hat.
Erfolgsfaktoren zur Stärkung der Zentren sind eine konsequent zentrenorientierte Einzelhandelssteuerung, die Schaffung moderner Verkaufsflächengrößen und -zuschnitte durch aktives und vorausschauendes kommunales Flächenmanagement, Investitionen in die Aufenthaltsqualität, die Gewährleistung guter und einfacher Erreichbarkeit der Innenstadt sowie ein in Stadt wie Wirtschaft verankertes, auskömmlich finanziertes Citymanagement.
Stadtzentren mit den größten Verkaufsflächen.

Weichen der Nahversorgung jetzt stellen

Vor dem Hintergrund der mit der Alterung der Bevölkerung abnehmenden Mobilität gewinnt die fußläufige Nahversorgung an Bedeutung. Der starke Wettbewerb im Handel mit Lebensmittel und Drogeriewaren hat zu steigenden Betriebsgrößen geführt, einhergehend mit vergrößerten Einzugsgebieten von Nahversorgern. Die Zahl der Lebensmittelstandorte ist perspektivisch rückläufig, die Nahversorgungsstruktur in ihrer Engmaschigkeit gefährdet.  
Neben nur langfristig zu beeinflussenden Faktoren wie der Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur haben auch Lage sowie Größe der Lebensmittelmärkte einen Einfluss. Über die kommunale Bauleitplanung können die Gemeinden dies direkt beeinflussen. Die Einzugsgebiete moderner Nahversorger überschreiten aber oftmals Gemeindegrenzen. Hier sind interkommunale Kooperationen geeignet, um sich auf nachhaltige Nahversorgungskonzeptionen zu verständigen.