Konjunkturwellen ohne Auftrieb – Kleinbetriebe im Frühsommer 2025 besonders unter Druck
Die Konjunktur pendelt seit dem Herbst 2022 in wellenförmigen Bewegungen, wobei vor allem kleinere Unternehmen mangels wirtschaftspolitischer Impulse unter einer anhaltend schwachen Geschäftslage leiden, während größere Betriebe nach einer Bodenbildung nur mit stagnierenden Aussichten rechnen und Dienstleister trotz etwas höherer Zuversicht keine durchgreifende Erholung erwarten.
- Baugewerbe und Dienstleister stabil, Industrie & Handel pessimistisch
- Kleinst- und Kleinbetriebe zeigen weitere konjunkturelle Verschlechterung
- Politische Rahmenbedingungen wirken als Toprisiko
- Innovation im Fokus; Investitionsbereitschaft bei Kleinen unterdurchschnittlich
- Konkurrenz & schwache Nachfrage - Stimmungsbild der Unternehmen
Dreimal im Jahr werden Unternehmen in Berlin und Brandenburg von den jeweiligen IHKn zu ihrer aktuellen konjunkturellen Lage und ihren Erwartungen befragt. Sie liefern ein detailliertes Bild der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen und zukünftigen Entwicklungen in Ostbrandenburg.
Sie wollen sich an der Umfrage beteiligen? Melden Sie sich gerne unter umfragen@ihk-ostbrandenburg.de
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Baugewerbe und Dienstleister stabil, Industrie & Handel pessimistisch
Die wirtschaftliche Stimmung im IHK-Bezirk Ostbrandenburg hellt sich im Frühsommer 2025 zwar leicht auf – der Konjunkturklimaindex (KKI) steigt auf 88 Punkte –, bleibt aber deutlich unter der Wachstumsschwelle; getragen wird der Zuwachs vor allem von größeren Unternehmen und Dienstleistern, während kleine Betriebe und der Handel besonders unter Konsumzurückhaltung, politischen Unsicherheiten, knapper Finanzierung sowie hohen Energie- und Rohstoffkosten leiden. Insgesamt dominiert Abwarten: Die Mehrheit rechnet weder mit Verbesserungen noch mit gravierenden Verschlechterungen, sodass die Region trotz saisonaler Impulse in einer wellenförmigen Stagnation verharrt, im Einklang mit dem bundesweit prognostizierten Nullwachstum für 2025.
- Baugewerbe – Kostendruck hält an, zaghafte Stabilisierung (KKI+ 91)
Mit einem Anteil von 15 % guter (ein Minus von 4 Prozentpunkten) und 77 % befriedigender Geschäftslage, hat sich die Lage im Baugewerbe gegenüber dem Jahresbeginn leicht verschlechtert. Allerdings nehmen negative Einschätzungen etwas ab, was auf eine Stabilisierung hindeutet. Sieben Prozent mehr Unternehmen erwarten bessere Geschäfte, während eine Mehrheit der Unternehmen (56 %) davon ausgeht, dass die Lage sich nicht weiter verschlechtern wird. Gleichwohl rechnen 39 % der Firmen mit sinkenden und kein Unternehmen mit steigenden Umsätzen. - Industrie – Stand-by-Modus, Aufschwung vertagt (KKI+ 75)
Lediglich 18 % der ostbrandenburgischen Industrieunternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut, zwei Drittel (65 %) als befriedigend, 18 % als schlecht. Für die nächsten zwölf Monate erwarten 47 % eine weitere Verschlechterung, 51 % Stagnation und nur 2 % Besserung. Hauptbremsen bleiben schwache Nachfrage, hohe Kosten und politische Unsicherheit. Lagebedingt steigt der Konjunkturklimaindex dennoch leicht um fünf Punkte auf 75. - Handel – Lage kritisch, Erwartungen anhaltend pessimistisch (KKI- 63)
Der Handel guter Geschäftslagen liegt bei 11 %, während 57 % befriedigende Werte melden. Der Negativsaldo gegenüber Jahresbeginn hat sich sowohl im Jahresvergleich und zum Jahresbeginn erneut verstärkt (-22 Prozentpunkte). Weniger Händler erwarten eine Besserung dieses Zustands, während mehr als die Hälfte (53 %) von einer weiteren Verschlechterung ausgeht - Dienstleistungen – Lage stabil, Zuversicht nimmt ab (KKI+ 96)
Die Dienstleistungsunternehmen der Kammerregion weisen im Saldo eine um zehn Prozentpunkte gestiegene positive Geschäftslage auf. Auch der Anteil schlechter Geschäftslagen nimmt leicht ab (19 %), während zugleich der Anteil guter Geschäftslagen um 7 Prozentpunkte zunimmt. In den Erwartungen allerdings bleiben die Dienstleitungsunternehmen zunehmend zurückhaltend: Zwei Drittel gehen davon aus, dass diese sich nicht weiter verbessern wird (+8 Prozentpunkte), während die Anteile der positiven wie negativen Erwartungen in gleicher Höhe abnehmen. - Gastgewerbe – Sommeroptimismus, besonders in der Beherbung (KKI++ 104)
Ein Viertel der Betriebe bewertet seine Lage positiv, etwas weniger als zu Jahresbeginn. Im Beherbergungssegment sehen 40 % ihr Geschäft als gut, während in der Gastronomie 58 % lediglich befriedigende Ergebnisse melden. Der Anteil schlechter Bewertungen sinkt bei Beherbergungs- (17 %) und Gastronomiebetrieben (25 %), wodurch sich der Saldo leicht verbessert.
Kleinst- und Kleinbetriebe zeigen weitere konjunkturelle Verschlechterung
Branchenübergreifend zeigt sich deutlich: Bei kleinen Unternehmen – bis zu 49 Mitarbeitenden – hat sich die Geschäftslage weiter eingetrübt; gleichzeitig stagnieren die Erwartungen. In Betrieben ab 50 Mitarbeitenden scheint der Tiefpunkt zwar erreicht, neue Impulse bleiben jedoch aus: Die überwiegende Mehrheit rechnet lediglich mit einer unveränderten Geschäftslage, und der Anteil derer, die eine Verbesserung erwarten, sank von 9 % auf 7 %. Positiv ist, dass nur noch 17 % der Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden eine schlechte Lage melden (minus 10 Prozentpunkte gegenüber zuvor 28 %). Im Gegensatz dazu stieg dieser Anteil bei KMU unter 50 Mitarbeitenden um 4 Prozentpunkte.
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Der Konjunkturklimaindex (KKI) fasst die Salden aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen zu einem gemeinsamen Indikator zusammen und ermöglicht so einen schnellen Überblick über die wirtschaftliche Stimmung in verschiedenen Branchen.
Der Konjunkturklimaindex (KKI) fasst die Salden aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen zu einem gemeinsamen Indikator zusammen und ermöglicht so einen schnellen Überblick über die wirtschaftliche Stimmung in verschiedenen Branchen.
Politische Rahmenbedingungen wirken als Toprisiko
Neben den Geschäfts- und Umsatzerwartungen fragen wir regelmäßig nach den größten Wirtschaftsrisiken durch die Unternehmen. Diese blieben im Kammerbezirk zum Jahresbeginn ohne große Entspannung
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen bleiben trotz stabiler Regierungsbildung größtes Wirtschaftsrisiko der Ostbrandenburger Wirtschaft. Fast dreiviertel unserer Unternehmen bemängeln diese (74%), gefolgt von Energie- und Rohstoffpreisen (63 %) und Arbeitskosten (56 %). Der Fachkräftemangel liegt aufgrund von Konjunkturflaute aktuell bei 49 Prozent. Eine leichte Risikointensivierung gibt es bei der Finanzierung (Risiko steigt um 3 Prozentpunkte auf 18 %).
Innovation im Fokus; Investitionsbereitschaft bei Kleinen unterdurchschnittlich
Mit 55 Prozent der antwortenden Unternehmen liegt die Investitionsbereitschaft der Unternehmen weiterhin unterdurchschnittlich, obgleich der Anteil sich fast auf Niveau des Jahresbeginns (56 %) bewegt und immerhin sechs Prozent höher liegt als noch vor einem Jahr. Vor allem Kleinstunternehmen und KMU unter 50 Mitarbeitenden geben mehrheitlich an, nicht zu investieren (59 %).
Hauptmotiv der Investitionen im gesamten Kammerbezirk sind an erster Stelle Ersatzbedarfe (69 %), gefolgt von Investitionen in Produktinnovationen (34 %), die seit Herbst 2022 wieder kontinuierlich in den Vordergrund treten. Es folgen Kapazitätsausweitungen (34 %), Rationalisierungen (29 %) und Umweltschutz (21 %) als Gründe geplanter Investitionsmaßnahmen.
Konkurrenz & schwache Nachfrage - Stimmungsbild der Unternehmen
Die Vorzeichen der konjunkturellen Lagen bleiben bis auf einzelne Ausnahmen recht negativ. Diese Stimmung zeichnet sich auch in der Analyse der Freitexte der Konjunkturumfrage ab. Unsichere politische Rahmenbedingungen dominieren gemeinsam mit schwacher Nachfrage nach industriellen und Dienstleistungsgütern. Auch die Zurückhaltung privater Käufer im Baugewerbe, in der Industrie und im der Verkehrs- und Logistikbranche führt mitunter zu Schließungsüberlegungen, gerade angesichts hoher Kostenbelastungen im Bereich von Energie, Personal und Vorleistungen. Kleinere Unternehmen, vor allem aus den Branchen Handel und Logistik leiden mitunter unter Konkurrenzdruck größerer Ketten und Konkurrenz aus dem Ausland.
Im Frühsommer 2025 nahmen von 876 angeschriebenen Unternehmen in Ostbrandenburg 277 an der Umfrage teil (Rücklaufquote von 32 %). Am häufigsten sind Unternehmen aus den Landkreisen Oder-Spree, Märkisch-Oderland und Barnim vertreten. Entsprechend der wirtschaftlichen Struktur in Ostbrandenburg werden die Ergebnisse entsprechend ihrer Branchen und Betriebsgrößenklassen gewichtet. Das heißt Abweichungen in der Umfragebeteiligung werden ausgeglichen.