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Nr. 3297208
Branchenreport
Oldenburgische Seehäfen legen zu – zerstörte Huntebrücke drückt Ergebnis
In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung der maritimen Wirtschaft weltweit zugenommen. Mit der hohen Verflechtung der Weltwirtschaft werden immer mehr Güter über den Seeweg versendet. Für Deutschland als Exportnation sind die Häfen daher wichtig. Darüber hinaus nehmen die Seehäfen eine Schlüsselposition für die Umsetzung der Energiewende und eine gesicherte Energieversorgung unseres Landes ein.
Vom maritimen Aufschwung haben auch die regionalen Häfen profitiert. Die vier See- und Binnenhäfen – Wilhelmshaven, Nordenham, Brake und Oldenburg – bilden die wirtschaftliche Basis für cirka 200 hafenaffine Unternehmen im IHK-Bereich. Hierzu zählen die See-, Binnen- und Küstenschifffahrt, der Boots- und Yachtbau, aber auch Speditionen, Frachtumschlagsunternehmen und die Seehafenbetriebe. Dabei haben sich die Seehäfen auf Seegüterteilmärkte wie Massengüter, massenhafte Stückgüter (Breakbulk), Ro-Ro- und Automobilumschlag sowie Projektladung spezialisiert. Hierzu zählt auch der Umschlag von Futtermitteln in Brake und Oldenburg für die im Nordwesten ansässige Ernährungswirtschaft, ebenso wie die Verladung von Windkraftanlagen oder die Verschiffung von Flugzeugteilen.
2012 wurde in Wilhelmshaven der JadeWeserPort fertig gestellt, Deutschlands einziger Tiefwasserhafen. Die größten Containerfrachter bis 16,50 m Tiefgang können hier rund um die Uhr tideunabhängig voll beladen empfangen werden. Im Dezember 2022 wurde in Wilhelmshaven der erste deutsche LNG-Terminal eröffnet und leistet einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland.
Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2024
Mit einem Gesamtumschlag von rund 55,5 Mio. Tonnen im Jahr 2024 konnten die Niedersächsischen Seehäfen ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr (50,6 Mio. Tonnen) trotz einer rückläufigen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und eines schwierigen geopolitischen Umfelds um 10 Prozent steigern. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung waren Zuwächse im Bereich flüssiger Massengüter (z. B. Rohöl, Flüssigkreide und Chemikalien) und fester Massengüter (z. B. Agrarprodukte, Baustoffe, Erze und Kohle). Darüber hinaus konnte der seeseitige Umschlag von Stückgütern, insbesondere Zellstoff, Stahlprodukte oder Windenergiekomponenten, spürbar zulegen.
Auch die Oldenburgischen Seehäfen liegen auf Wachstumskurs. Aufgrund von zwei Havarien im Februar und Juli 2024 an der Huntebrücke bei Elsfleth-Ohrt konnten sie ihren Gesamtumschlag allerdings nur leicht unterdurchschnittlich um knapp 8 Prozent auf 42,5 Mio. Tonnen im Vergleich zum Vorjahr (39,5 Mio. Tonnen) steigern. Infolge der beiden Havarien waren die Seehäfen Brake und Nordenham jeweils für mehrere Wochen vom Bahnverkehr abgeschnitten. Der Oldenburger Hafen ist bis zur Fertigstellung des Neubaus der Huntebrücke bei Elsfleth-Ohrt per Seeschiff nicht erreichbar. Infolgedessen mussten die drei betroffenen Seehäfen erhebliche Umschlagsrückgänge im Seeverkehr verkraften. Die Oldenburgischen Seehäfen haben im vergangenen Jahr mehr als drei Viertel des gesamten niedersächsischen Seegüterumschlags umgeschlagen.
Im Zuge starker Zuwächse bei flüssigen Massengütern, wie Rohöl und Chemikalien, sowie von festen Massengütern, insbesondere Baustoffen und Kohle, steigerte der Seehafen Wilhelmshaven im Jahr 2024 seinen Umschlag um knapp 13 Prozent auf 35,3 Mio. Tonnen (31,3 Mio. Tonnen in 2023). Auch der Containerterminal Wilhelmshaven (JadeWeserPort) konnte im Jahr 2024 mit einem Zuwachs von annähernd 59 Prozent auf 843.452 TEU (530.954 TEU in 2023) sein Ergebnis deutlich ausbauen und die bisherige Bestmarke von rund 712.953 TEU im Jahr 2021 klar überbieten. Durch die „Gemini-Kooperation“ der Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk sind im Zuge eines erweiterten Angebots an Liniendiensten weitere Umschlagszuwächse für Deutschlands einzigen tideunabhängigen Tiefwasserhafen zu erwarten. Darüber hinaus verdoppelte sich die Anzahl der in Wilhelmshaven umgeschlagenen Fahrzeuge im Jahr 2024 auf 74.427 Einheiten.
Infolge von zwei Schiffskollisionen an der Huntebrücke bei Elsfleth-Ohrt im Jahr 2024 war der Seehafen Brake jeweils über mehrere Wochen hinweg vom Bahnverkehr abgeschnitten, was auf sämtliche Ladungsbereiche negative Auswirkungen hatte. Beim seewärtigen Umschlagsvolumen von Getreide und Futtermitteln konnte mit rund 3 Mio. Tonnen das Vorjahresniveau gehalten werden. Weiterhin wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Logistikketten im Agrarsektor aus, indem Waren vielfach per Bahn anstatt per Schiff transportiert werden. Beim Zellstoffumschlag konnte ein leichter Zuwachs von 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 868.146 Tonnen erzielt werden. Insgesamt verzeichnete der Seehafen Brake im Jahr 2024 mit einem Gesamtumschlag von 5,4 Mio. Tonnen einen Rückgang von gut 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (6,1 Mio. Tonnen in 2023). Im Jahr 2024 wurde zur weiteren Prozessoptimierung in der Hafenlogistik ein neuer Hafenportalkran in Betrieb genommen. Weitere Potenziale für den Seehafen Brake ergeben sich im Bereich der Projektlogistik und der Erneuerbaren Energien.
Trotz Steigerungen beim Stückgutumschlag, vor allem bei Komponenten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, konnte der Seehafen Nordenham mit einem Rückgang von knapp 24 Prozent auf 1,7 Mio. Tonnen (2,3 Mio. Tonnen in 2023) nicht an das Vorjahresergebnis anknüpfen. Ursache hierfür sind ein rückläufiger Kohleumschlag aufgrund der Stilllegung zweier bislang über Nordenham belieferter Kraftwerke sowie abnehmende Umschlagsmengen bei Mineralölprodukten infolge der zwei Havarien an der Eisenbahnbrücke über die Hunte bei Elsfleth-Ohrt. Entwicklungsperspektiven ergeben sich im Bereich der Erneuerbaren Energien beispielsweise beim Umschlag mit Seekabeln. Zur Optimierung operativer Prozesse wurde zum Jahresende 2024 in einen Hafenmobilkran investiert.
Seit der ersten Havarie an der Huntebrücke bei Elsfleth-Ohrt im Februar 2024 ist der Oldenburger Hafen für Seeschiffe nicht mehr erreichbar. Aufgrund dessen weist die Seeverkehrsstatistik für das Jahr 2024 lediglich einen Umschlag von 24.262 Tonnen an Importen von Futtermitteln und Baustoffen aus, während das Seeverkehrsvolumen noch im Jahr 2023 auf 141.756 Tonnen deutlich angestiegen war. Das fertiggestellte Wendebecken hatte die Erreichbarkeit des Oldenburger Hafens für Seeschiffe vor der Zerstörung der Huntebrücke erheblich verbessert mit positiven Auswirkungen auf das Umschlagsergebnis. Im Zuge von Verlagerungen auf das Binnenschiff und die Schiene konnten die Umschlagsmengen im kombinierten See- und Binnenverkehr bei insgesamt 1,1 Mio. Tonnen im Vergleich zum Vorjahr konstant gehalten werden. Seitens der Oldenburger Hafenwirtschaft und der Oldenburgischen IHK besteht die Erwartung, dass mit Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke über die Hunte bei Elsfleth-Ohrt zum Jahresende 2027 der Oldenburger Hafen wieder per Seeschiff erreichbar sein wird.