Kreislaufwirtschaft 1|2024

Ein Kreislauf für Fensterrahmen

Der Fensterprofilhersteller VEKA hat bereits in den 1990er-Jahren den Aufbau geschlossener Stoffkreisläufe angestoßen. Heute ist er neben seinem Hauptgeschäft auch als Rohstoffhändler für Recycling-Kunststoff aktiv. | Text: Melanie Rübartsch
Was ursprünglich aus einer Not heraus geboren wurde, hat VEKA rückblickend zum Visionär einer Branche gemacht. Seit 1969 produziert das Sendenhorster Unternehmen Fensterrahmenprofile aus Kunststoff. Ende der 1980er-Jahre bekommt der Spezialist ein Problem: Die ökologische Stimmung im Land ändert sich, und PVC gerät als Baustoff unter Druck. Insbesondere die Entsorgung wirft Fragen auf. Schließlich braucht das Material auf Deponien viel Platz und die chemischen Folgen einer Verbrennung sind damals noch nicht abschließend geklärt. In dieser Phase erreichen die ersten Kunststoffprofile, die in Deutschland gebaut wurden, das Ende ihrer Lebensdauer. Eine Lösung muss her. PVC muss sein Image als Gefahrenstoff ablegen und zum Muster für gelungenes Recycling werden, so der Plan von Firmengründers Heinrich Laumann. In der Folge entsteht 1993 die Unternehmenstochter VEKA Umwelttechnik GmbH im Thüringischen Behringen.

Kunststoff im Kreislauf

Hier entwickelt der Mittelständler ein Verfahren, wie sich PVC-Rahmen mechanisch wieder in qualitativ hochwertige Kunststoffpellets verwandeln lassen. Ziel ist, einen Rohstoff zu gewinnen, der eins zu eins wieder zu neuen Rahmen verarbeitet werden kann. „VEKA hat damit die ersten Schritte zu einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft im eigenen Unternehmen gestartet“, erklärt Matthias Koch, Leiter  Corporate Social Responsibility (CSR) und Unternehmensstrategie bei VEKA.

Aus der Umwelttochter ist mittlerweile ein Recyclingverbund mit drei Standorten in Deutschland, Großbritannien  und Frankreich  geworden. „In allen zwei Werken führen wir heute drei unterschiedliche Wertstoffkreisläufe durch“, erklärt Alexander Möhne, Vertriebsleiter der VEKA Umwelttechnik Deutschland. Das Unternehmen verwertet zum einen die Produktionsreste der Fensterbauer, die die Profile von VEKA zu einem Fenster weiterverarbeiten. Und nimmt zum anderen alte Fenster zurück, trennt die darin enthaltenen Rohstoffe und führt diese einer neuen Verwertung zu. „Wir reden nicht von Downcycling“, betont Möhne.

Recyclingverbund

Am Ende des Recyclingprozesses entsteht hochwertiges Kunsstoffrezyklat, das ohne Qualitätsverlust wieder verarbeitet werden kann. Auf diese Weise stellt VEKA in Deutschland 50000 Tonnen Granulat pro Jahr her, an den anderen beiden Standorten jeweils 25000 Tonnen. Zudem befinden sich mittlerweile schon 40.000.000 Fenster mit Recyclingkern im Umlauf. Um den Kreislauf in Gang zu halten, arbeitet VEKA inzwischen mit als mehr als 1000 Fachbetrieben zusammen – darunter sowohl Fensterbauer als auch Entsorgungsfachbetriebe. Das Altmaterial wird entweder in den Werken angeliefert oder von VEKA selbst eingesammelt. Die preislichen Konditionen dafür hängen von der Qualität, der Menge und den Marktpreisen ab. „Hier sind wir inzwischen ganz und gar als Rohstoffhändler aktiv, der den Regeln des Marktes unterliegt“, erklärt Andreas Möhne. 
 „Wir profitieren hier davon, dass wir als Familienunternehmen mit langem Atem zukunftsorientiert agieren können und möchten“, sagt Koch. Zugleich gebe es inzwischen aber starke Anzeichen dafür, dass sich die ökonomische Situation ändert. Die Nachfrage nach recycelten Materialien steige. „Waren noch bis vor Kurzem aufbereitete Stoffe als vermeintliche Produkte zweiter Klasse mit einem gewissen Misstrauen behaftet, steigt deren Wert gerade aufgrund eines zunehmenden ökologischem Bewusstseins“, begründet der CSR-Leiter. 

Digitaler Fingerabdruck

Um die Kreislaufwirtschaft sowie deren Akzeptanz weiter voranzutreiben, setzt das Unternehmen seit Kurzem zudem auf einen eigenen digitalen Fingerabdruck, den die VEKA-Ausgründung Digital Building Solutions GmbH entwickelt hat. Dahinter verbirgt sich ein im Fensterflügel verbaubarer NFC -Chip, abgekürzt für Near Field Communication, der die verwendeten Rohstoffe und die Recyclingfähigkeit der Produktbestandteile genau dokumentiert. Über den Chip kann am Ende der Lebensdauer eines Rahmen auch direkt Kontakt zum Recyclingwerk aufgenommen werden, um unkompliziert die Entsorgung zu organisieren. „Der NFC-Chip bringt letztendlich Profilhersteller, Fensterbauer, Monteure und Recyclingunternehmen zusammen, um die Kreislaufwirtschaft im Fensterbau digital zu unterstützen“, fasst Matthias Koch zusammen. In diesem Sinne nimmt er ein stückweit bereits die Pläne der EU voraus, die an einem einheitlichen digitalen Produktpass arbeitet. Den in den 1990er-Jahren eingeschlagenen Weg Richtung Kreislaufwirtschaft geht VEKA damit konsequent Richtung Zukunft weiter.