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Rettung für Altes, Nachhaltigkeit für Neues
Seit 1961 wächst MC-BAUCHEMIE in Zehnjahresintervallen um etwa das Doppelte. Das Unternehmen, das zu den Hidden Champions der Region gehört, hat auch außerhalb der Labore stabile Verbindungen entwickelt: seine Kundenbeziehungen. | Text: Dominik Dopheide
Mörtel, Estrich, Putz und Kleber, Abdichtung, Farbe und Versiegelung: In Bottrop wird produziert, was Bauwerke beständig macht. Produkte der MC stecken beispielsweise im Fußboden des Münchner Hofbräuhauses, in den Tribünen des Estádio Maracanã in Rio de Janeiro und im Mauerwerk eines vom Wasser bedrohten, Jahrhunderte alten venezianischen Hotels. Doch nicht nur bei der Rettung alter Substanz, auch bei Neubau-Projekten zählt man auf die Expertise des Unternehmens. Weite Brücken, hohe Türme, tiefe Tunnel: Die Referenzliste ist lang und führt um die ganze Welt. Dabei hat alles, mit 25 Mitarbeitenden, klein angefangen. „Firmengründer Heinrich W. Müller ist von Tür zu Tür gezogen, um die persönlichen Kundenbeziehungen aufzubauen“, erzählt Anja Spirres, Geschäftsleiterin „Infrastructure, Industry & Buildings“ der MC. Neben den Produkten habe insbesondere das Prinzip des Persönlichen zu einer starken Vertrauensbasis in den Geschäftsbeziehungen geführt und somit den langfristigen Erfolg begründet, erklärt die Managerin. Das „schnelle Geld“ zu machen, sei nicht Sache des Gründers gewesen. Die Philosophie, langfristige Partnerschaften zu den Kunden aufzubauen, hat die Inhaber-Familie von Generation zu Generation weitergereicht. Zehn Jahre lang beispielsweise hat die Firma an einer Lösung gearbeitet, um die geologischen Herausforderungen beim Bau des Fildertunnels in Baden-Württemberg zu meistern. „Es muss dauerhaft funktionieren“, sagt Spirres und meint damit die Produkte und die Lösungen.
Hidden Champions
690 Unternehmen in NRW gehören laut einer Studie (pdf) des Forschungszentrums Mittelstand der Universität Trier zu den „Hidden Champions“, 73 davon haben ihren Sitz in Nord-Westfalen. Hidden Champions gehören zu den Top-3-Unternehmen auf dem Weltmarkt oder sind Marktführer auf dem Kontinent, erwirtschaften einen Umsatz von weniger als fünf Milliarden Euro und verfügen nur über einen geringen Bekanntheitsgrad.
Weitere Hidden Champions in Nord-Westfalen, die schon im IHK-Wirtschaftsspiegel porträtiert wurden, sind L.B. Bohle in Ennigerloh, die Optitime GmbH & Co. KG in Rheine, metrica in Senden, TRAPO in Gescher und H. Gautzsch in Münster.
690 Unternehmen in NRW gehören laut einer Studie (pdf) des Forschungszentrums Mittelstand der Universität Trier zu den „Hidden Champions“, 73 davon haben ihren Sitz in Nord-Westfalen. Hidden Champions gehören zu den Top-3-Unternehmen auf dem Weltmarkt oder sind Marktführer auf dem Kontinent, erwirtschaften einen Umsatz von weniger als fünf Milliarden Euro und verfügen nur über einen geringen Bekanntheitsgrad.
Weitere Hidden Champions in Nord-Westfalen, die schon im IHK-Wirtschaftsspiegel porträtiert wurden, sind L.B. Bohle in Ennigerloh, die Optitime GmbH & Co. KG in Rheine, metrica in Senden, TRAPO in Gescher und H. Gautzsch in Münster.
Dieselbe Devise gilt am Kruppwald in Bottrop aber auch für Kundenbeziehungen und Arbeitsverhältnisse. „Viele unserer Mitarbeitenden haben eine Firmenzugehörigkeit von mehr als zehn oder zwanzig Jahren“, sagt die Geschäftsleiterin. Insbesondere im Vertrieb könne so das Vertrauensverhältnis zwischen Kunden und Unternehmen immer weiter wachsen. Spirres selbst hat im Unternehmen eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert und, nach dem Jurastudium, ihre Karriere bei MC in verschiedenen leitenden Funktionen fortgesetzt. Inzwischen ist sie seit mehr als 34 Jahren im Betrieb und trägt in ihrem Geschäftsbereich die kaufmännische Verantwortung für die DACH-Region. Für die lange Zugehörigkeit hat sie ihre Gründe: flache Hierarchien, hohe Freiheitsgrade, schnelle Entscheidungswege und exzellente Entwicklungsperspektiven. „Schon der stete Wachstumsprozess sorgt dafür, dass es hier nicht langweilig wird“, erklärt Spirres.
Auch im Zuge des internationalen Expansionskurses seit den 90ern habe MC das Prinzip des Persönlichen beibehalten.
Kein Markt werde nur aus strategischem Kalkül angesteuert, auf vertrauensvolle Kontakte zu Partnern vor Ort viel Wert gelegt. Inzwischen ist die Firmengruppe rund um die Welt in mehr als 40 Ländern präsent. Die jüngsten Standorte sind Anfang 2024 eröffnet worden – in Australien und Tansania.
Vor einigen Jahren hat das Unternehmen die Selbstständigkeit der Auslandsgesellschaften gestärkt. Die Dezentralisierung hat sich als Erfolgsmodell erwiesen. „Wir können und wollen nicht von Deutschland aus die Geschicke in jedem Land bestimmen“, begründet Spirres. Nur so könne das Leistungsangebot von den Verantwortlichen vor Ort noch stärker auf lokale Kundenwünsche ausgerichtet werden. Aus Deutschland kommt nach wie vor Unterstützung für die Gesellschaften rund um den Globus. Der Standort Bottrop bleibt weiter Zentrum für Innovationen. Hinter den Türen der zahlreichen Labore werden Materialien und Prozesse entwickelt, die einem geschädigten Bauwerk neue Substanz verleihen oder die Nachhaltigkeit geplanter Projekte verbessern können. Beton, das zeige sich nicht nur an mancher Autobahnbrücke, müsse kontinuierlich kontrolliert werden, sonst drohen Schäden, die bis zum Abriss führen können, erklärt Spirres. MC hat beispielsweise eine umfassende Injektionstechnologie entwickelt, um abzudichten, zu verstärken und Hohlräume zu füllen. „Im Bereich der Bauteilinjektion sind wir Technologie- und Marktführer“, betont Spirres und nennt eine weitere Innovations-Mission: Zementfreien Beton für einen reduzierten CO₂-Fußabdruck. „Da sind wir ganz vorn dran“, berichtet sie.
Etwas Nachholbedarf hat MC – sonst wäre es kein Hidden Champion – in der regionalen Außendarstellung. Als Antwort auf den allgemeinen Rückgang an Bewerbungen um Ausbildungsplätze hat MC Kontakte mit Schulen intensiviert und ist generell viel sichtbarer geworden im öffentlichen Raum. „Wir haben erst kürzlich an Bussen Werbeflächen gebucht, damit wir ins Blickfeld der Menschen aus der Region rücken“, berichtet Spirres.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel