IHK-Jahresbericht 2022

Unternehmensförderung

Digitale Angebote auch 2022 gefragt

Obschon die Kontakteinschränkungen nicht mehr die Relevanz der Vorjahre einnahmen, setzte die IHK weiter auf digitale Formate, da diese einen leichteren Zugang der Teilnahme ermöglichen und eine größere Reichweite erzeugen, um ihren Mitgliedsunternehmen den gewohnten Service zur Verfügung zu stellen. Sowohl im Gründungs- und Finanzierungs- als auch im Unternehmensnachfolgebereich fanden unterschiedliche Webinare statt. Ob eigene IHK-Angebote wie beispielsweise das Webinar „Finanzplanung in Coronazeiten“, die monatlich stattfindenden Sprechtage „Steuern für Existenzgründer, Unternehmensnachfolge und Finanzierung“, die Webinar Reihe „Gründung im Nebenerwerb“, die Informationsveranstaltungen zur neuen „Transformationsberatung“, mit der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH (G.I.B), das „Einsteigerseminar für Existenzgründer“ oder gemeinsam mit dem Gründungsnetzwerk „Münster gründet!“. An den Onlineangeboten nahmen regelmäßig bis zu 100 Personen und mehr teil.

Gründerland@Nord-Westfalen

Immer weniger Frauen und Männer sind bereit, ein Unternehmen zu gründen oder die Nachfolge in einem Betrieb anzutreten, die Gründerquote hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert. Dabei sind Unternehmensgründungen der Motor für eine dynamische Wirtschaft, sie sorgen mit für neue Ideen und die notwendige Belebung. „Mehr Mut zum Unternehmertum“ forderte daher die Vollversammlung in ihrem bereits im Sommer 2019 beschlossenen Positionspapier.
Neben der Information und Beratung der beiden STARTERCENTER der IHK in Münster und Gelsenkirchen sowie neuen – pandemiebedingt meist virtuellen - Seminaren und Workshops für Gründungswillige, Gründende und junge Unternehmen runden Expertensprechtage sowie eine eigene auch digital angebotene Informationsbroschüre und die Gründungswerkstatt das Angebot für Gründungsinteressierte ab. Auf Veranstaltungen wie den im Kreis Borken organisierten Digital Cafés, der REACH Science to Start-up Convention 22 oder den Accelerator Demodays, die gemeinsam vom Digital Hub münsterLAND, der NRW.BANK und der IHK angeboten wurden, stellten innovative Start-ups ihre digitalen Geschäftsmodelle der Community vor. Daneben dienen diese Angebote zur Vernetzung und zum Austausch von Investoren, Kunden und Partnern der Start-up Szene. Die Geschäftsmodelle der Start-ups deckten dabei ein breites Spektrum von Analytik Sets für den Ernährungsbereich in der Agrarwirtschaft über chemische Spezifikationen in der Batteriezelle, digitalen Lösungen für die Gesundheitsbranche bis hin zu Konzepten für nachhaltige lokale Lieferdienste ab. Die IHK war zudem in den Jurys für das Gründerstipendium NRW aktiv und übernahm das Coaching von Stipendiaten sowie die Begleitung von jungen Gründenden durch das Mentoren Netz Nord-Westfalen.
Erstmals seit vier Jahren wagten in der Emscher-Lippe-Region wieder mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Wachstum der „echten“ Unternehmensgründungen, die die IHK Nord Westfalen aus den Gewerbeanzeigen nach einem bundesweiten Standard herausgefiltert hat, lag 2021 mit sieben Prozent sogar zwei Prozentpunkte über dem nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt. Besonders positiv ist, dass weniger als früher aus der Not heraus gegründet wird. Es werden viele sogenannte Chancengründungen realisiert, die in der Regel stabiler und nachhaltiger sind.

Veranstaltungsreihe „Gründung im Nebenerwerb”

Unternehmensgründungen im Nebenerwerb liegen ganz im Trend. Das belegen auch die statistischen Zahlen, die im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 13,4 % verzeichneten. Mit der darauf abgestimmten Webinar Reihe erreichte die IHK im Jahr 2022 bereits über 250 Interessierte. Dabei ging es neben rechtlichen Voraussetzungen sowie Steuern und Finanzen auch um das erforderliche Marketing und den Erfahrungsaustausch mit Beispielen aus der Praxis.
„Deutlich mehr als die Hälfte aller Gründungen erfolgen im Nebenerwerb“, weiß IHK-Gründungsberater Christian Seega. Aus seiner Sicht, „ist das eine hervorragende Möglichkeit, unternehmerisches Handeln auszuprobieren und dabei weiter finanziell und sozial abgesichert zu sein“. Nicht selten entwickelt sich aus dem Nebenerwerb später eine vollberufliche Selbstständigkeit. Wie zum Beispiel bei Carolin Handschuh oder Lena Kretschmann, die den Teilnehmer*innen des Online-Workshops beim „Gründungstalk“ neben einem spannenden Einblick in die Entwicklung ihrer Unternehmen auch zahlreiche Praxistipps gaben. Angesichts des großen Interesses an einer „Gründung im Nebenerwerb“, wird diese Veranstaltungsreihe in das regelmäßige Angebot der IHK-Gründungsberatung aufgenommen. Die nächste Reihe startet Mitte März 2023.

Gründungswerkstatt NRW

Die Gründungswerkstatt NRW ist nach wie vor das Onlineberatungstool für Gründungswillige in NRW. Neben einer Schnittstelle mit der kostenlos und unkompliziert aus dem Portal z.B. eine Bürgschaftsanfrage erstellen werden kann, bietet die Werkstatt insbesondere für Teamgründungen alle notwendigen Voraussetzungen der Dokumentensteuerung und Aufgabenverteilung. Über 120 neue Projekte wurden im Jahr 2022 hierüber gestartet.
Die Gründungswerkstatt ist ein Verbund von IHKs, Handwerkskammern und anderen Gründungsförderern, die eine gemeinsame technische Basis für die Erstellung eines Businessplan und Gründerbetreuung einsetzen. Es handelt sich dabei um ein internetgestütztes Informations-, Qualifizierungs- und Beratungssystem. Es verbindet die Vorteile der digitalen Welt sowie persönlicher Beratung und unterstützt damit Existenzgründer sowie deren Berater entlang des Prozesses. Durch regional abgestimmte Angebote ist es möglich, eine neutrale, kompetente und ortskundige Betreuung der Gründer durch die Gründungswerkstätten zu gewährleisten.

IHK Nord Westfalen Partner bei „Jugend gründet“

Beim Wettbewerb 2022 gab es vier Kategorien: „A Green World“ für Ideen zur Nachhaltigkeit, „A Wise World“ für Ideen zum lebenslangen Lernen, „A Digital World“ für Apps und Online-Angebote sowie „A Material World“ für Produkte.  Aus über 700 Einreichungen wurden für jeden Themenbereich acht Gründerteams ausgewählt. Die eigentlich als regionaler Vorentscheid geplante Veranstaltung fand coronabedingt, wie im Jahr zuvor, erneut online und nach Schwerpunktthemen geordnet statt.  Anfang April führte die IHK Nord Westfalen als Regionalpartner von „Jugend gründet“ den Vorentscheid für „A Material World“ durch. Erfreulicherweise waren unter den Teilnehmenden auch zwei Gründungsteams vom Hans-Böckler-Berufskolleg aus Münster dabei.
Den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Businessplan-Wettbewerb „Jugend gründet“ für Schülerinnen und Schüler gibt es bereits seit 2003. Er ermöglicht Jugendlichen, sich frühzeitig mit den Themen Gründung und Unternehmertum auseinanderzusetzen und erste praxisnahe Erfahrungen zu sammeln. Die Gewinner der Vorentscheide qualifizieren sich direkt für das Bundesfinale, bei dem es unter anderem eine Reise ins Silicon Valley zu gewinnen gibt.
„Wir sehen in dem Wettbewerb gerade mit Blick auf die Ausgestaltung des Schulfachs Wirtschaft in NRW eine hervorragende Möglichkeit, sich Wissen anzueignen und gleichzeitig praxisnah erste Erfahrungen im Gründungsbereich zu sammeln“, unterstreicht Michael Meese, Teamleiter Gründung und Unternehmensförderung bei der IHK Nord Westfalen.

Festival der jungen Wirtschaft 

Gemeinsam mit den Wirtschaftsjunioren (WJ) Nord Westfalen und dem Venture Club Münster (VCM), eine studentische Initiative für Entrepreneurship, hat die IHK bereits zum zweiten „Festival der jungen Wirtschaft“ in das IHK-Bildungszentrum eingeladen. Mit gut 200 Gästen war der Kongress im IHK-Bildungszentrum bis auf den letzten Platz ausgebucht. Viele Gründungsinteressierte, die ihre Pläne am Anfang des Jahres aufgrund der Corona-Krise zurückgestellt hatten, standen im September in den Startlöchern. Das Festival hat sie mit Jungunternehmer*innen zusammengebracht, die große Lust haben, neue Wege auszuprobieren.
Drei Sessions boten den Rahmen für Erfahrungsaustausch, Wissensvermittlung, Kennenlernen und Zusammenarbeit. In einer Keynote zeichnete Benedikt Kisner, ehemaliger Gründer und Geschäftsführer der netgo group GmbH, die sich heute als „Gamechanger“ in der Informationstechnologie versteht, die Erfolgsgeschichte des Unternehmens. Die Gründerinnen von AllCup Coatings, Gewinnerinnen des Publikumspreises aus dem letzten Jahr, berichteten über die bisher erreichten und aktuell anstehenden Meilensteine.
In der Finance-Lounge informierten Vertreter von Banken und Sparkassen über Finanzierungsmöglichkeiten von Gründungsvorhaben.
Dass das Münsterland in Sachen Gründungsideen eine Menge zu bieten hat, wurde beim Startup-Wettbewerb des Festivals deutlich. Aus 32 Bewerbungen von Unternehmen, die nicht länger als drei Jahre bestehen, waren von einer Jury sechs für den Final-Pitch ausgewählt worden: Bausicht, collocAI, Herbsom, LAMA-Tracking, studymaniac und Vickii. Eindrucksvoll und wortgewandt warben die Gründerinnen und Gründer im Pitch für ihre Geschäftsidee und um die Gunst des Publikums.
Gewinner wurde Herbsom aus Münster. Das von Alicia Klemm und Kathrin Fesenmeyer gegründete Unternehmen stellt Naturkosmetik für die individuelle Hautpflege her.
Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro war von den Wirtschaftsjunioren gestiftet worden. „Für die junge Wirtschaft ist der Austausch mit Gründerinnen und Start-ups von großer Bedeutung“, unterstrich Isabel Habla, Vorsitzende der WJ Nord Westfalen. „Wir können viel voneinander lernen, wenn sich junge Menschen in etablierten Unternehmen und Gründerinnen und Gründern vernetzen.“

Gründertage in Münster

In diesem Jahr fanden die Gründungstage von Münster gründet! bereits in den Sommermonaten statt, am 30. und 31. August, damit der wichtige Aspekt des Netzwerkens auch tatsächlich und uneingeschränkt in Präsenz stattfinden konnte. Zudem wurde das Veranstaltungskonzept überdacht und komprimiert, um dem veränderten Nachfrageverhalten der Gründungsinteressierten besser zu entsprechen.
Das zentrale Event der Gründertage, die Abendveranstaltung am 30. August, zeigte mit Keynote und Impulsen aus der Praxis auf, dass „Scheitern und Erfolgreich sein“ sich nicht ausschließen müssen und regte zum anschließenden Austausch der gut 150 Teilnehmenden an. Dazu gab es an beiden Tagen ein attraktives Angebot an Workshops und weiteren Impulsen Rund um das Thema Unternehmer sein und werden. Insgesamt 490 Teilnehmende registrierten sich für das kompakte Angebot an verschiedenen Veranstaltungen und Workshops, ein schönes Ergebnis.

Accelerator Demoday - Digitale Start-ups mit viel Potenzial

Die Zusammenarbeit zwischen mittelständischen Unternehmen und digitalen Start-ups kann eine Region entscheidend voranbringen. Der Digital Hub münsterLAND fördert daher vielversprechende Geschäftsmodelle und deren Vernetzung mit der lokalen Wirtschaft im einem sechsmonatigen „Accelerator“ Programm.  
Die Themen sind vielfältig, eines jedoch haben alle Start-ups gemeinsam: Das Geschäftsmodell ist digital und skalierbar. Das heißt, es besteht die Chance auf großes Umsatzwachstum, ohne dass die Kosten in gleichem Maße mitwachsen. Dies ist auch bei der Bewerbung um die Förderung eine Voraussetzung, neben der Bereitschaft und Absicht, Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft einzugehen. 
Die Start-ups die beim 12. „Accelerator Demoday“ am 26. Oktober ihre Unternehmen vor gut 100 Gästen im Jovel präsentierten, deckten dabei ein breites Spektrum an Themen ab. „Brajuu“ macht den Online-BH Kauf durch künstliche Intelligenz für Kundinnen einfach und für Händler profitabel. „DeskNow“ macht Arbeitsplätze buchbar, flexibles Arbeiten einfach und hilft damit Geld und Kohlendioxid zu sparen. „Pivoty“ hat eine Analyse-Software für Innovationspotenziale entwickelt. „Syte“ hat eine Software-Lösung für Immobilienentwickler entwickelt, um Grundstückspotenziale in Echtzeit aufzudecken. 
Weitere Informationen zum Accelerator-Programm des Digital Hub münsterLAND, welches von IHK Nord Westfalen und der NRW Bank unterstützt wird, gibt es unter: www.digitalhub.ms/accelerator 

Gründungswoche Deutschland großer Erfolg

Rund 950 Partner*innen haben sich an der diesjährigen Gründungswoche Deutschland 2022 beteiligt. Mehr als 1.500 spannende Events wurden unter dem Dach der Gründungswoche angeboten. Gut 380 Interessenten verzeichneten allein die Angebote der IHK Nord Westfalen (IHK), die überwiegend im praktischen Onlineformat geboten wurden, wie der zweite Durchgang der Webinar-Reihe zur Gründung im Nebenerwerb. „Das große Interesse an dieser Webinar-Reihe bestätigte nochmals den bundesweiten Trend, die eigene Selbstständigkeit abgesichert im Nebenerwerb zu starten“, unterstreicht IHK-Gründungsberater Christian Seega. Gründungen im Nebenerwerb sind meistens Chancengründungen, oftmals internetbasiert und mit einfachem Marktzugang. Laut IfM-Studie (Institut für Mittelstandsforschung Bonn) werden bereits mehr als 50 Prozent aller Gründungen im Nebenerwerb begonnen, Tendenz steigend. 
Dennoch warnt Seega: „Auch wenn es positiv ist, dass das Interesse hoch ist, muss es uns in Zukunft gelingen, noch mehr Menschen davon zu überzeugen, dass die Selbstständigkeit ein lohnendes und attraktives Ziel ist“, so der IHK-Gründungsexperte. Dafür müsse der Einstieg in die Selbstständigkeit so einfach und unbürokratisch wie möglich gemacht werden.

IHK-Start.up! Germany Tour 2022

Bereits zum sechsten Mal reisten ausländische Start-ups nach Nordrhein-Westfalen und vernetzten sich mit der lokalen Wirtschaft. Erneut fand die die Reise zum größten Teil virtuell statt.
Auch in diesem Jahr hat die Tour ihre wachsende Bedeutung für die globale Gründerszene gezeigt. Seit 2017 gelingt es jährlich, Start-ups aus aller Welt für den Wirtschaftsstandort NRW zu begeistern und sie mit Unternehmen vor Ort zusammenzubringen. Bisher haben sich 430 Start-ups aus 55 verschiedenen Ländern beteiligt. In diesem Jahr waren 81 Start-ups aus 37 Staaten an den regionalen Vorwettbewerben dabei.
Den Abschluss der Start.up! Germany Tour 2022, die von den IHKs in Nordrhein-Westfalen veranstaltet wird, bildete das Grand Finale. Sieger der Start.up! Germany Tour 2022 wurde das Unternehmen Hydro X aus Israel. Das Gründerteam hat eine innovative, umweltfreundliche und energieeffiziente Technologie zur Speicherung von Wasserstoff entwickelt. Platz zwei ging an N&E Innovations aus Singapur. Das Unternehmen stellt auf Grundlage eines aus Fruchtresten hergestellten antimikrobiellen Mittels medizinische Produkte her. Das drittplatzierte Start-up Green Boom aus den USA konnte mit einer Technologie punkten, die mit vollständig biologisch abbaubaren Materialien Öl absorbieren kann und damit eine kunststofffreie Lösung für Ölverschmutzungen anbietet.
Die Tour verfolgt zwei Ziele: Auf der einen Seite erhalten die lokalen Unternehmen die Möglichkeit, zahlreiche innovative Start-ups aus der ganzen Welt auf einen Schlag zu sehen und mögliche Kooperationen mit ihnen anzubahnen. Auf der anderen Seite bekommen die Start-ups einen Einblick in die Vorzüge des Standorts NRW und viele Hilfestellungen dabei, den hiesigen Markt zu erschließen.

Mittelstand trifft Start-ups - bundesweit

„Mittelstand trifft Start-ups – bundesweit“, ist das neue Online-Format, das von der IHK Berlin angeschoben und gemeinsam mit IHKs aus dem gesamten Bundesgebiet, so auch der IHK Nord Westfalen, auf die Bahn gebracht wurde. Ziel ist es, Start-ups und Mittelstand über regionale und unternehmenskulturelle Grenzen hinweg zueinander zu bringen.
Unter dem Fokus der ersten Runde auf die Baubranche konnten sich Start-ups aus ganz Deutschland mit ihren innovativen Lösungen um die Teilnahme bewerben. Die Einreichungen wurden von allen teilnehmenden IHK-Gründungsexperten bewertet, um die 5 Start-ups zu ermitteln, deren Ideen und Projekte besonders überzeugend waren und in der ersten Runde von „Mittelstand trifft Start-ups – bundesweit“ einem mittelständischen Fachpublikum online präsentiert wurden. In anschließenden Breakout Sessions fand ein persönlicher Austausch statt. Damit wurde der Grundstein für künftige Kooperationen gelegt. Schon die erste Ausgabe des neuen Formats kann daher als großer Erfolg gewertet werden. Weitere Runden in Planung
Die Angebote der Top 5 reichten von der digitalen Planung von Abläufen auf der Baustelle (koppla GmbH, Potsdam) und der einfachen Einholung von Leitungsauskünften (LAO Ingenieurgesellschaft mbH, Kürten) über Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Wohnquartieren (Quartiervolt GmbH, Mannheim) bis zur Reduzierung von Baumaterialengpässen durch ihre Wiederverwendung (Concular GmbH, Stuttgart).
Mit dabei aus unserem Kammerbezirk waren Lösungen wie die App-basierte Plattform zur Digitalisierung der Kommunikationsprozesse zwischen Unternehmen und (clockin GmbH),  Überblick über komplexe Unternehmensstrukturen auf Großbaustellen (Bausicht UG (haftungsbeschränkt)) sowie eine KI-gestützte SaaS Lösung für Immobilienentwickler, um Potentiale von Grundstücken aufzudecken - in Echtzeit (Syte GmbH).

6. IHK-Forum Unternehmensnachfolge in Münster mit 250 Teilnehmenden

Kaum eine Veranstaltung in der IHK ist so unglaublich schnell ausgebucht wie diese hier“, stellte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel in seiner Begrüßung am 26. Oktober im Bildungszentrum der IHK fest. Kein Wunder, denn bei fast 40 Prozent der 89000 Familienunternehmen im Bezirk der IHK Nord Westfalen ist die Führung älter als 55 Jahre und damit in dem Alter, in dem der Nachfolgeprozess geplant werden sollte. Denn meistens ist „ein Nachfolgeprozess im Familienunternehmen kein Selbstläufer“, erläuterte eindringlich Prof. Dr. Tom A. Rüsen, geschäftsführender Direktor des Wittener Institutes für Familienunternehmen (WIFU): „Nur zehn Prozent der Familienunternehmen schaffen es bis in die vierte Generation.“ Rüsen warnte davor, von einem reibungslosen Nachfolgeprozess innerhalb der Familie auszugehen, „weil wir uns ja gut verstehen“. Familienkontext und Unternehmenskontext sollten streng getrennt werden, damit familiäre Konflikte nicht zulasten des Unternehmens gehen. Außerdem müssten die Geschwister womöglich mal ungleich behandelt werden, was oft als ungerecht empfunden werde.
Gelungene Beispiele
Drei Unternehmen gaben in der Veranstaltung Beispiele für einen Generationswechsel an der Spitze. Nachfolgeregelungen außerhalb der Familie haben die RDN Agentur für Public Relations GmbH & Co. KG in Recklinghausen und auch Rusche Fashion GmbH in Oelde gefunden. Bei der Agentur hatte der Seniorchef Stefan Prott seiner ehemaligen Volontärin Tatjana Hetfeld über Jahre immer mehr Verantwortung übertragen, bis sie vor anderthalb Jahren auch Anteile am Unternehmen kaufte und seitdem Mitinhaberin ist. Hetfeld, die vorher schon angestellte Geschäftsführerin war, bekannte: „Ich hätte nie gedacht, dass das so ein Unterschied ist.“
Eine familienexterne Lösung gab es auch beim Modehaus Rusche in Oelde. Hier hatte sich der designierte Nachfolger dann doch für einen anderen Lebensweg entschieden. Stefan Vogelsberg und seine Frau übernahmen das Haus Anfang 2020, nur wenige Wochen vor Ausbruch der Coronakrise. „Aber wir haben es trotzdem nicht bereut. Wir waren sehr aktiv in der Zeit für die Kundinnen und Kunden da, und das haben sie uns danach auch gedankt.“ Die Vogelsbergs hatten schon vorher in verantwortlichen Positionen in der Modebranche gearbeitet, was ihnen sicher auch die Akzeptanz im Betrieb erleichterte. Ein Beispiel für die klassische Nachfolge innerhalb des Unternehmens gab Gerrit Ahrens, in dritter Generation Chef im Familienunternehmen Ahrens Garten und Landschaftsbau GmbH & Co. KG, Münster. Er hatte den gesamten Prozess der Nachfolgeregelung des elterlichen Betriebs bereits in seiner Diplomarbeit durchgeplant. Er bestätigte den Rat von Rüsen, Familie und Unternehmen zu trennen: „Es kann nicht gerecht verteilt werden.“ Drei „Prachtexemplare der Unternehmensnachfolge“, wie Rüsen sie nannte, stellten sich in der IHK vor. Die Teilnehmer beim IHK-Forum Unternehmensnachfolge haben zumindest schon einmal den ersten Schritt getan, um ihnen auf dem Weg zur gelungenen Nachfolge nachzueifern – sie haben sich informiert.

NRW-Nachfolgepreis erstmalig vergeben

Sabine Brüggemann-Heuser aus Laer (Kreis Steinfurt) hat am 22. September in Düsseldorf im Finale um den NRW-Nachfolgepreis den dritten Platz belegt. Für die Inhaberin der Hirsch Natur GmbH ist die Ehrung auch „ein Denkanstoß an alle Familienmitglieder von Unternehmensinhabern, zu prüfen, ob sie wie ich die familieninterne Nachfolge antreten können“. Mit dem Preis, der erstmals verliehen wurde, ehren IHK NRW und Bürgschaftsbank NRW Unternehmerinnen und Unternehmer, die einen Betrieb übernommen und damit den Generationenwechsel gemeistert haben. 
Wir freuen uns über die Auszeichnung für Sabine Brüggemann-Heuser. „Da steht die Richtige mit auf dem Siegertreppchen“, ist Sven Wolf überzeugt. Der Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Unternehmensförderung und Weiterbildung wertet die Ehrung als „Zeichen für die Wirksamkeit“ der umfassenden IHK-Serviceangebote im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region, die auch die Preisträgerin genutzt hat. Sabine Brüggemann-Heuser hatte die Strumpffabrik von ihrem zehn Jahre älteren Bruder übernommen. Er war schon in Kontakt mit einem Hamburger Geschäftsmann, der das Unternehmen kaufen wollte. Da ist sie aktiv geworden, denn sie wollte, dass das Lebenswerk in Familienhand bleibt. Um den Bruder von der familieninternen Nachfolge zu überzeugen, wandte sich Brüggemann-Heuser vor drei Jahren an die IHK Nord Westfalen. Sie nutzte den IHK-Experten-Sprechtag Unternehmensnachfolge, um sich externe Expertise für die Verhandlungen und die professionelle Vorbereitung der Nachfolgeregelung zu besorgen. Danach ging es mit Unterstützung eines Unternehmensberaters in die vertiefenden Gespräche. Schlussendlich konnte Sabine Brüggemann-Heuser das Unternehmen von ihrem Bruder kaufen. Ein Finanzierungsbaustein war die Bürgschaft der Bürgschaftsbank NRW, zu der die IHK eine Stellungnahme für das Vorhaben abgegeben hat.   
Bereits das dritte Mal geht mit diesem dritten Platz eine Auszeichnung für eine Unternehmensnachfolgerin nach Nordwestfalen. 2019 bzw. 2020 wurden die Unternehmensnachfolgerinnen Heike Lewedag (Kock GmbH, Lengerich) und Melanie Baum (Baum Zerspanungstechnik, Marl) als „Unternehmensnachfolgerin des Jahres“ vom Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) ausgezeichnet. 2019 hat Heike Lewedag (Kock GmbH, Lengerich) den Award in der Sparte „externe Nachfolge“ gewonnen. Sie war über den IHK-Nachfolger-Club mit dem Altinhaber des Unternehmens ins Gespräch gekommen. 2020 gewann Melanie Baum, (Baum Zerspanungstechnik, Marl) die Sparte „interne Nachfolge“. Sie hat nach einer geordneten Übergangsphase 2016 das Unternehmen von ihrem Vater übernommen.

Nachfolgeprojekte NextStep und Gründergeist #Youngstarts Münsterland

Seit 2021 verantwortet Juliane Melchers-Hürkamp innerhalb des IHK NRW Projekts „NextStep_Neue Wege in der Sicherung der Unternehmensnachfolge“ den Baustein „Qualifizieren“. Sie ist räumlich an das Team Unternehmensförderung der IHK Nord Westfalen in Münster angeschlossen. In enger Zusammenarbeit mit dem Teamleiter Gründung und Unternehmensförderung Michael Meese sowie dem Team Weiterbildung wurden in den Jahren 2021 und 2022 die neue Seminarreihe Unternehmensnachfolge KOMPAKT erfolgreich durchgeführt. Die angehenden Nachfolgenden erhielten in den Tageseminaren komprimiertes Fachwissen zu den Themen „Der Nachfolgeprozess“, „Finanzen“, „Recht und Steuern“ sowie zu „begleitenden Aspekten“. Aufgrund des positiven Feedbacks der Teilnehmer wird das Angebot seit Ende 2022 über die IHK-Weiterbildung in Münster angeboten. 
Darüber hinaus werden seit 2022 neuartige Lehrgangsformate zum Thema Unternehmensnachfolge für die Fortbildungslehrgänge der IHK-Weiterbildung entwickelt und erprobt. Falls diese Angebote ebenfalls positiv angenommen werden, ist geplant, das Thema Nachfolge zukünftig in den Fortbildungslehrgänge der IHK-Weiterbildung zu integrieren.
Die beiden anderen Säulen des Projektes „Coachen“ und „Vernetzen“ entwickeln neuartige Tools, Konzepte und Veranstaltungsformate für NRW. Beispielsweise konnten wir gemeinsam mit dem Projekt den Workshop „Fördermöglichkeiten und Businessplan in der Unternehmensübernahme“ an unserem Standort für potenzielle Nachfolgekandidaten in Gelsenkirchen erfolgreich durchführen.
Mit dem Projekt Gründergeist #Youngstarts Münsterland, bei dem die IHK assoziierter Partner ist, soll die Gründungsintensität im Münsterland gestärkt und neue Nachfolgepotenziale erschlossen werden. Im Bereich Unternehmensnachfolge wurden unter anderem 12 Webinare und Präsenzveranstaltungen zu Spezialthemen angeboten. Erneut haben Michael Meese, Teamleiter Gründung und Unternehmensförderung, und Britta Schulz von der Handwerkskammer Münster bei einer Präsenzveranstaltung praxisnah über die wichtigsten Eckpunkte, eventuelle Fallstricke und grundlegende Aspekte einer Unternehmensübernahme informiert. Dazu gab es eine digitale Veranstaltung „Eine Runde Nachfolge“. Insgesamt nahmen 405 potenzielle Nachfolgekandidaten an den Veranstaltungen im Jahr 2022 teil. Dazu erschien monatlich ein neuer Podcast, bei dem Nachfolgende über ihren Weg in die Selbstständigkeit berichten. Unter anderem wurde die 1. Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen Johanna Münzer aus Emsdetten interviewt. Die Podcasts des Jahres 2022 wurden bisher von 6.000 Menschen angehört.

Pandemiehilfen - nach wie vor ein Thema

Die IHK-Finanzierungshotline, die seit Ausbruch der Corona-Krise seit März 2020 weit über 43.000 Anrufe verbuchte, blieb noch bis Mitte 2022 geschaltet. Unter der Rufnummer 0251 707-111 informierten die Finanzierungsexperten der IHK zu den Corona-Hilfsprogrammen und zu anderen Förderprogramme, berieten bei der Antragstellung, gaben Tipps für das weitere Vorgehen sowie zur Vorbereitung auf nötige Bankgespräche. Ab Mitte 2022 wurde die Hotline auf die persönliche Ansprache der Finanzierungsexperten Reinhard Schulten und Andreas Mümken umgestellt.
Darüber hinaus wurden unsere Mitgliedsunternehmen zur Corona-Förderung über die dafür geschaffenen Internetseiten als auch durch den separat angelegten E-Mail-Verteiler mit in der Spitze mehr als 1.000 Adressen informiert. Allein über 100 Mal wurde über Neues zu den Förderprogrammen berichtet.
Die Übersicht der einzuhaltenden Fristen wurde letztmalig zum Ende des vergangenen Jahres angepasst. Die Verlängerung des Rückmeldezeitpunktes bis zum 30. Juni 2023 war wichtig für Unternehmen und Steuerberater. Zunehmend wurde Hilfe nachgefragt bei Anträgen, die aus Sicht unserer Mitglieder zu lange in der Bearbeitung waren. In nicht wenigen Fällen konnten wir helfen, Durchlaufzeiten zu verkürzen.

Ukraine-Krieg und Energiekrise

Schon wenige Wochen nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine gab es Hilfsangebote vom Bund und den regionalen Bürgschaftsbanken. Es wurde gesetzt auf zinsgünstige und laufzeitvorteilhafte Darlehen, für die zu großen Teilen keine Sicherheiten gestellt werden brauchten. Mitte des vergangenen Jahres kam als Zuschussvariante das Energiekostendämpfungsprogramm mit der Abwicklung über das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) dazu. Zum Ende des Jahres wurden dann die Energiepreisbremsen umgesetzt, die für mindestens ein Jahr für Kalkulationssicherheit sorgen.
Einen Überblick mit Links zu den wichtigsten Förderinformationen haben wir hier zusammengestellt. Die IHK-Organisation hat sich für eine schlanke Abwicklung über die Energieversorger eingesetzt.

200. Finanzierungssprechtag

Über Geld spricht man nicht? Doch, jedenfalls beim IHK-Finanzierungssprechtag der IHK Nord Westfalen, der zum 200. Mal am 16. November stattfand. Die Förderexperten von NRW.BANK und Bürgschaftsbank NRW waren vor Ort am Standort in Bocholt. Die Unternehmensvertreter konnten aussuchen, ob sie lieber kommen oder virtuell dabei sein wollten. Die vertraulichen Einzelgespräche zu konkreten Vorhaben werden seit fast 20 Jahren angeboten; aktuell zwölf Mal im Jahr. In dieser Zeit wurden fast 1.000 Vorhaben mit 900 Mio. Euro Kapitalbedarf besprochen.
Coronabedingt hat das Jahr 2021 mit 100 Mio. Euro vom Volumen her für einen neuen Höchstwert gesorgt. Spitze war im abgelaufenen Jahr mit 63 die Zahl der Teilnehmenden und Investitionsüberlegungen in Höhe von 72 Mio. Euro.
Die IHK nutzt das Beratungsformat, um Unternehmen auf öffentliche Fördermittel aufmerksam zu machen und in Einzelgesprächen das Vorhaben gemeinsam mit den Experten der NRW.BANK und der Bürgschaftsbank NRW einschätzen zu lassen. Es dient häufig gleichzeitig zur guten Vorbereitung auf die folgenden Gespräche mit der heimischen Kreditwirtschaft.
Angeboten wird der IHK-Finanzierungssprechtag sowohl in Präsenz als auch als Online-Format. Grundsätzlich beträgt das Investment mindestens 150.000 Euro. Bei fast jedem Sprechtag sind aber auch Planungen von Unternehmen dabei, bei denen es um mehrere Millionen Euro geht.

IHK Nord Westfalen im Bürgschaftsausschuss vertreten

Die Bürgschaftsbank NRW entscheidet die vorliegenden und aufbereiteten Anträge für Investitionen in NRW üblicherweise in Ausschusssitzungen oder rollierenden Verfahren. Als ordentliches Mitglied in diesem Gremium fungiert dort seit dem 1. April der IHK-Finanzierungsexperte Reinhard Schulten, der dort vorher bereits einige Jahre als Stellvertreter Haftungsübernahmen für die nordrhein-westfälische Wirtschaft begleitet hat. Einmal im Monat geht es dann um externe Sicherheiten für zukunftsfähige Gründungen, Übernahmen oder auch Erweiterungen von Unternehmen.

Regionale Wirtschaftsförderung: Hohe Investitionsanreize auch 2022

Zu Beginn des Jahres 2022 haben Bund und Land das Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm für strukturschwachen Regionen (RWP), das seit September des Vorjahres wegen Budgetüberschreitung ausgesetzt war, neu aktiviert. Die Förderzuschüsse für gewerbliche Investitionen können in der Emscher-Lippe-Region im Einzelfall bis zu 50% betragen, wenn dadurch Arbeits- oder Ausbildungsplätze geschaffen oder erhalten werden.
Die IHK hat über die Änderungen informiert und ihre Mitgliedsunternehmen in zahlreichen Telefonaten, Einzelgesprächen und Intensivberatungen in den Finanzierungssprechtagen mit den Zuschussmöglichkeiten vertraut gemacht. Darüber hinaus gibt die IHK Nord Westfalen fachliche Stellungnahmen für das RWP-Programm ab. Im Jahr 2022 begleiteten die IHK-Förderexperten RWP-Anträge Ihrer Mitgliedsunternehmen mit einem Investitionsvolumen von 31 Mio. Euro. Die Vorhaben werden bei Umsetzung mit Zuschüssen von rund 7 Mio. Euro unterstützt. Dabei haben die aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten durch Ukraine-Krieg, Energiekrise, Lieferengpässe und noch nicht ausgestandener Pandemie die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen beeinträchtigt.

Förder- und Finanzierungstag in Gelsenkirchen

Über aktuelle Highlights aus der Förderlandschaft informierten Finanzierungsexperten und Förderberater von NRW.BANK, Bürgschaftsbank NRW, PricewaterhouseCoopers (PwC) und IHK Nord Westfalen am 6. Dezember in der IHK in Gelsenkirchen. Ein besonderer Fokus lag in diesem Jahr auf aktuelle Förderprogramme in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation. Darüber hinaus erfuhren die rund 60 Teilnehmenden aus Unternehmen und Kreditwirtschaft, wie externe Sicherheiten über Bürgschaften und Landesbürgschaften in Finanzierungen eingebunden werden können und welche Zuschussmöglichkeiten das Programm Regionale Wirtschaftsförderung bietet.

Sustainable Finance: EU lenkt Wirtschaft zur Nachhaltigkeit

Mit umfangreichen neuen gesetzlichen Vorgaben für Unternehmen und Finanzinstitute zielt die EU im Rahmen ihres Aktionsplans „Sustainable Finance“ auf die Neuausrichtung der Kapitalflüsse in Richtung Nachhaltigkeit.
Anhand von detaillierten Kriterien wird in einem komplexen Rahmenwerk festgelegt, was als ökonomisch nachhaltig gilt (EU-Taxonomie). Flankierend müssen Unternehmen zukünftig umfangreiche Berichtspflichten der CSRD (Corporate Sustainable Reporting Directive) berücksichtigen. Die Vorgaben gelten zunächst nur für große bzw. kapitalmarktorientierte Unternehmen. Indirekt werden aber zunehmend auch kleine und mittlere Betriebe betroffen sein, wenn Finanzinstitute und große Abnehmer im Rahmen der Lieferketten die an sie gestellten Anforderungen weitergeben.
Im Jahr 2022 hat die IHK Nord Westfalen ihre Mitgliedsunternehmen im Wirtschaftsspiegel (Schwerpunktthema 7-8/2022) auf ihrer Webseite, in Webinaren und in sozialen Medien über das komplexe Spezialthema „Sustainable Finance“ informiert und für die hohen zukünftigen Anforderungen an Unternehmen sensibilisiert. Diese Aufklärungsarbeit soll 2023 verstärkt fortgesetzt werden.
Durch fachliche Mitarbeit in einer überregionalen Arbeitsgruppe unterstützen wir zudem die aktiven Bemühungen der IHK-Organisation auf EU- und bundespolitischer Ebene, auf praxisnahe und von der Realwirtschaft leistbare Regulierungen hinzuwirken.

Informationsveranstaltung „Transformationsberatung NRW“

Seit Juli 2022 bietet das neue Förderprogramm „Transformationsberatung NRW“ Unternehmen die Möglichkeit, bis zu 40% Beratungskostenzuschüsse für eine strategische Neuausrichtung im Themenfeld Green Economy zu beantragen. Die von der IHK Nord Westfalen mit Unterstützung von IHK NRW organisierte Online-Informationsveranstaltung zu diesem Förderprogramm stieß auf ein so großes Interesse, dass ein Zusatztermin angeboten wurde. Die insgesamt 170 Teilnehmenden erhielten Informationen zu Förderzielen, -bedingungen und Antragstellung aus erster Hand vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW und der Landesberatung GI.B. NRW, ergänzt durfwich ein anschauliches Praxisbeispiel aus der Region.

Zahlen, Daten, Fakten

Gründung
Rund 2500 Gründende wandten sich an die beiden STARTERCENTER NRW der IHK, 130 Gründungsvorhaben wurden intensiv betreut, weitere 120 nutzten die Möglichkeit, über das Online-Portal Gründungswerkstatt der IHK ihren Business- und Finanzplan aufzustellen. Insgesamt erreichten die Veranstaltungen im Gründungsbereich gut 1400 Teilnehmende. 
Finanzierung und Förderung
132 Anträge auf öffentliche Finanzierungshilfen begleitete die IHK. Davon hatten 60 Kredit- und Bürgschaftsstellungnahmen ein Finanzierungsvolumen von 100 Millionen Euro. Darin enthalten sind Investitionen von etwas über 31 Mio. Euro in der Emscher-Lippe-Region, für die Zuschüsse in Höhe von 7,4 Mio. Euro aus dem Programm Regionale Wirtschaftsförderung (RWP) beantragt wurden. 
63 Betriebe mit einem Kapitalbedarf von über 70 Millionen Euro informierte die IHK bei den Finanzierungssprechtagen mit NRW.BANK und Bürgschaftsbank über öffentliche Förderprogramme. Das ist ein Rekord, die höchste Zahl an Projekten, über die hier jemals in einem Jahr bei den Finanzierungssprechtagen gesprochen wurde. Dazu kommen weitere 100 persönliche und virtuelle Finanzierungsberatungen, die überwiegend mit der Pandemie und dem Ukraine-Krieg zu tun hatten.  Best Practice Fördermittel
Unternehmensnachfolge
Rund 1800 Kontakte hatte die IHK zu Seniorunternehmer*innen sowie potenzielle Nachfolger*innen , 164 Nachfolgefälle wurden intensiv betreut. Im Nachfolge-Club sind aktuell 130 Personen gelistet, die ein Unternehmen zur Nachfolge suchen und die von der IHK auf ihre fachliche wie persönliche Eignung als externe Nachfolgekandidat*innen geprüft wurden. Insgesamt erreichten die eigenen IHK-Veranstaltungen und die Angebote mit Kooperationspartnern im Nachfolgebereich fast 900 Teilnehmende.