Ausbildung mit Abitur
Abiturienten müssen nicht studieren, um Karriere zu machen. Es gibt allein 150 IHK-Ausbildungsberufe, von denen die allermeisten auch für Abiturienten ein stabiles Fundament und hervorragende Perspektiven für ein erfolgreiches Berufsleben bieten – mit oder ohne anschließendem Studium.
Abiturienten bieten sich drei Karrieremöglichkeiten, wenn sie sich für eine Ausbildung entscheiden:
- entweder sie machen eine „normale“ Ausbildung, wobei sich die Ausbildungszeit durch das abgeschlossene Abitur oft auf zwei Jahre verkürzt und man schneller im Berufsleben steht.
- oder sie machen eine Ausbildung mit integrierter Weiterbildung. Berufseinsteiger werden nahtlos vom Lehrling zum Fachwirt – Ausbildereignungsprüfung inbegriffen – geführt. Und das innerhalb von nur vier Jahren.
- oder sie entscheiden sich für ein duales Studium. So lässt sich eine Ausbildung gleich mit einem Studium verbinden.
Abiturienten, die unschlüssig sind bei der Studien- oder Berufswahl, rät die IHK Nord Westfalen, sich noch einmal die eigenen Talente und Stärken deutlich zu machen, ehrliche Antworten und Einschätzungen von Eltern, Verwandten, Freunden und Bekannten dazu einzufordern und die vielfältigen Test- und Beratungsmöglichkeiten (siehe „Weitere Informationen“) zu nutzen.
Abiturienten berichten von ihrer Ausbildung
- Lisa von Uchtrup: Perspektiven nach der Turbo-Lehre
Nach dem Abitur hat Lisa von Uchtrup bei der dm Drogerie Markt GmbH in Gelsenkirchen eine Ausbildung zur Drogistin gemacht.
Warum haben Sie sich nach dem Abitur zuerst für eine klassische Ausbildung entschieden und warum haben Sie gerade diesen Beruf gewählt?
Lisa von Uchtrup: Nach dem Abitur hatte ich mich zunächst für ein Studium entschieden. Während dieser Zeit ist mir aber recht schnell klar geworden, dass ich viel lieber praktisch arbeite. Deshalb habe ich mich schließlich dazu entschlossen, das Studium aufzugeben und stattdessen eine Berufsausbildung zu absolvieren. Ich habe mich dabei für den Beruf des Drogisten entschieden, weil er viele meiner Interessen und Talente vereint und ich gerne mit Menschen zusammenarbeite.Konnten Sie sich die Lehrstelle aussuchen? Was war Ihnen besonders wichtig, unter welchen Bedingungen haben Sie sich dafür entschieden?
von Uchtrup: Ich habe mich bereits während meines Studiums bei vereinzelten Unternehmen beworben. Meine Präferenz lag allerdings von Anfang an bei dm-drogerie markt. Ich wollte in einem Unternehmen arbeiten, das Perspektiven bietet, in dem ich mich wohl fühlen kann und das sich seiner Verantwortung gegenüber den Menschen, den Ressourcen und der Umwelt bewusst ist.Als Abiturientin machen Sie ihre Ausbildung innerhalb von 2 Jahren. Was haben Sie jetzt damit vor? Welche Vorteile haben Sie von einer abgeschlossenen Lehre?
von Uchtrup: Mir wurde durch die Ausbildung bei dm ein guter Start ins berufliche Leben ermöglicht. Auch jetzt, nach der Ausbildung, unterstützt mich mein Arbeitgeber dabei, mich weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Derzeit mache ich eine Zusatzqualifiaktion zur Handelsfachwirtin. Mein Ziel ist es in Zukunft als Filialleiterin die Verantwortung für einen dm-Markt zu übernehmen.*Das Interview wurde während ihrer Ausbildung geführt. - Philipp Feller: Ausbildung mit Weiterbildung
Philipp Feller kombinierte bei der Lehnkering GmbH, Münster, eine Ausbildung mit einer Weiterbildung.
Was ist für Sie das Tolle an Ihrer Ausbildung?
Philipp Feller: An meiner Ausbildung finde ich toll, dass die Weiterbildung direkt im Anschluss an die Ausbildung fortgeführt wird. So bleibt man im Lernstadium und setzt gar nicht erst aus. Außerdem finde ich gerade die monatlichen Seminare während der regulären Ausbildung sehr sinnvoll, weil man so wichtige Grundlagen erlernt wie zum Beispiel die Ausarbeitung von Präsentationen oder den richtigen Umgang mit Kunden. Besonders toll ist für mich, dass ich mein neu erlangtes Wissen direkt mit in das Unternehmen einbringen kann und so auch selbst attraktiv für meinen jetzigen Ausbildungsbetrieb werde. Sicherlich reizt auch die Tatsache, dass das Unternehmen die kompletten Kosten für die Weiterbildung trägt und dass ich bessere Verdienstmöglichkeiten in der Zukunft habe.Wie sind Sie darauf gekommen, diese Ausbildung zu machen? Wo haben Sie sich informiert?
Feller: Unser Niederlassungsleiter hatte mir während meiner Praktikumsphase vorgeschlagen die Ausbildung zu machen. Daraufhin habe ich mich sofort auf der Internetseite der IHK Nord Westfalen über dieses Ausbildungsmodell informiert und direkt am nächsten Tag zugesagt, weil ich es für ein sehr gutes Modell halte.Wie geht es danach weiter – bleiben Sie bei Ihrem Arbeitgeber oder haben Sie etwas anderes vor? Was gibt es da für Möglichkeiten?
Feller: Nach der Ausbildung werde ich mindestens zwei weitere Jahre für meinen jetzigen Betrieb arbeiten. So habe ich eine gewisse Planungssicherheit für meine Karriere. Ich könnte mir sehr gut vorstellen bei Lehnkering weiter zu arbeiten und mich noch weiter fortzubilden, zum Beispiel zum Betriebswirt oder ein Studium anzuschließen. Ich bin in meinem Ausbildungsbetrieb ausgesprochen zufrieden und weiß, dass Lehnkering seine Mitarbeiter gerne unterstützt, gerade wenn es um qualifizierte Weiterbildungen geht. Außerdem bietet mir das Unternehmen an, andere Niederlassungen in Deutschland und in Europa kennen zu lernen und dort mein erlangtes Wissen mit einzubringen.*Das Interview führten wir während seiner Ausbildung.
- Lisa-Marie Jende: Handwerkszeug für leitende Position
Lisa-Marie Jende hat mit nach dem Abitur ein duales Studium gemacht.
Warum haben Sie sich für das Duale Studium – also die Kombination von Studium und Lehre – entschieden, und nicht für ein reines Studium an der Hochschule?
Lisa-Marie Jende: Ich habe mich für ein Duales Studium im Bereich Betriebswirtschaft entschieden, da ich den Mix von Theorie und Praxis äußerst spannend und wichtig finde. Spannend insofern, als ich diese Kombination als persönliche Herausforderung ansehe, die ich mir zu Beginn des Studiums nicht gleich zu hundert Prozent zugetraut habe - und trotzdem habe ich mich vor einem Jahr dieser Aufgabe gestellt und werde noch dieses Jahr das dritte Semester erreichen. Wichtig finde ich diese Kombination von Studium und Lehre, da man die theoretisch erarbeiteten Lerninhalte (teilweise) sofort in die Praxis umsetzen kann und somit einen wichtigen Baustein für den eigenen Erfolg im derzeitigen und vielleicht auch zukünftigen Unternehmen setzen kann.Ist diese Ausbildung gut zu schaffen oder auch manchmal anstrengend? Sind die genannten Vorteile auch Ihre Motivation während der Ausbildung?
Jende: Die Ausbildung ist anstrengend. Nicht immer, aber manchmal. Allerdings spätestens nach Abschluss des ersten Semesters hat man sich an diesen Zustand von Arbeiten, Lernen, Uni, Berufsschule, Klausurphase gewöhnt und entwickelt so seine ganz persönliche Art damit umzugehen. Klar ist auch, dass an der einen oder anderen Stelle auf eine Party verzichtet werden muss, allerdings hält sich der Verzicht in Grenzen und mit ein bisschen Geschick lässt sich die Freizeit auch gut zwischen Studium und Ausbildung unterbringen. Meine persönliche Motivation sind die bereits genannten Vorteile von der Mischung aus Theorie und Praxis. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass man heutzutage einfach Nichts mehr geschenkt bekommt - und schon gar nicht in der Wirtschaft.Was können Sie mit Ihrem Berufs- und Studienabschluss erreichen, was bietet „Ihr“ Unternehmen?
Jende: Mit der abgeschlossenen Berufsausbildung im Bereich Groß- und Außenhandel sowie dem angestrebten Bachelor-/Masterabschluss werde ich hoffentlich das nötige Handwerkszeug erlangen, mit dem ich später in einer leitenden Position angestellt werden könnte. „Mein" Unternehmen ist die Coler GmbH & Co. KG, ein mittelständischer Betrieb im Bereich Großhandel im KFZ-Aftermarket. Hier werden wir zusätzlich in unserer Selbstständigkeit gefördert: Coler bietet uns Studenten und Auszubildenden bereits nach kurzer Zeit die Chance, an Projekten teilzunehmen, die die internen Prozesse vereinfachen, Kosten reduzieren und so weiter und können diese sogar eigenständig leiten und organisieren. Außerdem werden wir in den Abteilungsbereichen eingesetzt, in denen sich nach unserem Studium ein freier Verantwortungsbereich ergibt. So soll gewährleistet werden, dass jeder duale Student bei Coler seine persönlichen und seine während des Studiums erlernten Fähigkeiten optimal anwenden kann – eine Win-win-Situation für das Unternehmen wie auch für die Studenten.*Das Interview führten wir während ihrer Ausbildung.
Bilder: Sie haben Abitur und machen eine Ausbildung!
Auszubildende von Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region haben sich am Arbeitsplatz fotografieren lassen, um für eine Karriere mit Aus- und Weiterbildung zu werben.
Ausbildung mit Abitur: Lara Schwarzenberg (l.) und Frauke Behrens haben bei der BASF Coatings GmbH in Münster eine Ausbildung zur Lacklaborantin gemacht.
Lehrling mit Abitur: Friso Funk hat bei der Beresa GmbH & Co. KG eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolviert.
Lisa Wehmeyer hat mit dem Abitur in der Tasche eine Ausbildung zur Automobilkauffrau bei der Beresa GmbH & Co. KG gemacht.
Andreas Herzog (l.) und Kevin Stuckenschneider haben sich nach dem Abitur für eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei der BEUMER Maschinenfabrik GmbH & Co. KG) entschieden.
Auszubildende mit Abitur: Alexandra Ress hat bei der Bischof + Klein GmbH & Co. KG Industriekauffrau gelernt. Ihr Ausbilder hieß Uwe Wiegand.
Anne Stuckenberg (r.) hat nach dem Abitur eine Ausbildung zur Verfahrensmechnikerin bei der Bischof+Klein GmbH & Co. KG gemacht und die Ausbildung mit einem Studium (Bachelor of Science, Kunststofftechnik) kombiniert.
Lehrlinge mit Abitur: Lisa Schulting und Michael Arlt haben sich nach dem Abitur für eine bürokaufmännische Ausbildung bei der Creditreform Riegel & Riegel KG Münster entschieden.
Lina-Nadine Duwendag hat mit dem Abi in der Tasche eine Ausbildung zur Chemielaborantin bei der Dyckerhoff AG in Lengerich gemacht.
Lehrling mit Abitur: Iris Rotert hat nach dem Abitur eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der FRIWO Gerätebau GmbH gemacht und ihre Ausbildung mit einer Weiterbildung zur Betriebswirtin verbunden.
Lehrling mit Abitur: Johannes Reker, Ausbildung zum Fachinformatiker (KTR Kupplungstechnik, Rheine).
Lehrlinge mit Abitur: Florian Robert und Ilona Hense, zum/zur Industriekaufmann/-frau (Schäfer Bauten GmbH, Ibbenbüren).
Christian Ebbeler hat nach dem Abitur bei der Schmitz Werke GmbH & Co. KG in Emsdetten eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Links neben ihm: sein Ausbilder Matthias Plagge.
Isabel Dietz hat sich trotz Abitur zu einer Ausbildung zur Industriekauffrau entschieden. Sie hat bei der Schmitz-Werke GmbH & Co. KG gelernt.
Lisa-Kristin Köster hat sich für ein duales Studium entschieden: Sie hat eine Ausbildung zur Technischen Zeichnerin und ihren Bachelor of Science in Elektrotechnik gemacht.
Nach der Schule hat Victor Haseloff sich mit dem Abi in der Tasche für eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik entschieden. Er hat bei der Voigt & Schweitzer GmbH & Co. KG in Gelsenkirchen gelernt.
Lehrling mit Abitur: Alina Frieling hat bei der Wessling GmbH in Altenberge eine Ausbildung zur Chemielaborantin gemacht.
Auch Tim Wewering hat bei der Wessling GmbH in Altenberge eine Ausbildung zum Chemielaborant gemacht.
Lehrling mit Abitur: David Kötter hat bei der Metallwerke Renner GmbH & Co. KG eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Mit ihm auf dem Bild sieht man Geschäftsführer Jürgen Henke.
Sieben Gründe für eine Ausbildung
- 1. Unsicherheit bei der Studienwahl
Ich mach’ irgendwas mit Medien! Wer das sagt, sollte besser gleich die Finger vom Studium lassen. Enttäuschung oder Abbruch vorprogrammiert. Eine betriebliche Ausbildung, eventuell sogar verkürzt, bringt oft Klarheit - und dauerhaft Zählbares auf der beruflichen Habenseite.
- 2. Keine Lust auf überfüllte Hörsäle
Seit Jahren vermelden die Universitäten in Deutschland steigende Immatrikulationszahlen. Zum Wintersemester 2017/2018 waren es knapp 2,84 Millionen Studierende. Die Hörsäle sind meist proppenvoll.
- 3. Eigenes Geld verdienen
680 Euro haben oder nicht haben. So viel verdient im Durchschnitt ein Auszubildender hier im Monat. Manche auch mehr. Das reicht unter Umständen sogar für eine eigene Wohnung.
- 4. Den passenden Beruf finden
Es gibt mehr als 350 Ausbildungsberufe. Da ist für jeden etwas dabei. Für Techniker, Rechner, Kreative, Praktiker, Organisationstalente, Fitnessfreaks, …
- 5. Etwas Praktisches machen
Wie viele vollgeschriebene Collegeblöcke landen wohl im Laufe eines Schülerlebens unbeachtet im Container? Lehrlinge arbeiten nicht für den Papierkorb. Sie schaffen im Team mit ausgebildeten Fachkräften echte Werte, von denen andere Menschen etwas haben. Das macht stolz.
- 6. Karriere machen
Dass eine Ausbildung die berufliche Karriere limitiert, ist doch Schnee von gestern. Mit einem Ausbildungsabschluss stehen alle Wege offen. Man kann sich zum Meister oder Fachwirt fortbilden, im Ausland arbeiten, ein eigenes Unternehmen gründen oder ein Studium draufsatteln.
- 7. Qualifizierte Fachkräfte sind stark gefragt
Mit dem Master ins Praktikum - immer mehr Hochschulabsolventen müssen sich heute unter Wert verkaufen. Qualifizierte Fachkräfte sind dagegen gefragt wie nie. Meister und Fachwirte verdienen heute oft sogar mehr als Akademiker.
Freundeskreis, Eltern, Verwandte - alle studieren. Wieso solltet ihr also eine Ausbildung machen? Ist es nicht richtig cool euer eigenes Geld zu verdienen oder schon Erfahrung in eurem zukünftigen Beruf zu haben? Und das sind nur zwei Gründe. In diesem Video zeigen wir euch fünf Gründe, warum eine Ausbildung sinnvoll ist.