19. März 2024

IHK-Veranstaltung: NRW-weites Netzwerk gründen

Ukraine: „Es geht viel mehr als gedacht“
Münsterland/Emscher-Lippe-Region. - Als Appell zur Gründung eines „Ukraine-Netzwerks für NRW“ werteten die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum und der Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, Dr. Fritz Jaeckel, das heutige (19. März) „Business Breakfast Ukraine“ in Münster. Erst vor drei Wochen hatte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur nach ihrer Rückkehr aus der Ukraine die IHKs in NRW dazu aufgerufen, gemeinsam mit dem Generalkonsulat Veranstaltungen zur Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen durchzuführen. 
Shum betonte die Chancen eines solchen Netzwerkes für die deutschen Unternehmen, „da sich die ukrainische Wirtschaft als sehr resilient erwiesen hat“. Die Wirtschaftsleistung, die nach offiziellen Angaben bei 70 bis 80 Prozent des Vorkriegsniveaus liegt, sei „deutlicher weniger zurückgegangen als vorhergesagt“, betonte Shum. Die Generalkonsulin verwies auf den hohen Bildungsstand in der Ukraine und die hohe Zahl von 300.000 IT-Fachkräften sowie die guten Deutsch-Kenntnisse bei einem Großteil der Bevölkerung, die zudem „sehr aufbauwillig“ sei. 
Unterstützung bot der IHK-Hauptgeschäftsführer spontan für ein jüngst in Düsseldorf gegründetes Netzwerk ukrainischer Gründerinnen, auf das Shum hinwies. „Seit Anfang 2023 werden über 50 Prozent der neu gegründeten Unternehmen in der Ukraine von Frauen geführt“, betonte die Generalkonsulin die „große Bedeutung dieser Gründungen für die Wirtschafts- und Widerstandskraft unseres Landes“.
Nataliia Velychko von der landeseigenen Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.Global Business unterstrich das „enorme Potenzial für die wirtschaftlichen Beziehungen“, das sie nicht nur beim Wiederaufbau, sondern auch bei der Dekarbonisierung sowie in der „blühenden digitalen Start-up-Szene“ sah. Dass auch bei der Finanzierung „viel mehr geht und mehr Instrumente zur Verfügung stehen, als vielen bekannt ist“, verdeutlichte Stefan E. Zurawka von der S-International Rhein-Ruhr GmbH. Unter welchen Bedingungen die Transporte Richtung Ukraine derzeit gemeistert werden, erläuterte Michael Pollok von der LOXX Logistics GmbH in Gelsenkirchen. Jeder Auftrag müsse individuell kalkuliert werden und jeder Transport sei aufgrund fehlender Empfangspartner ein Direkttransport, „was die Sache verteuert“, so Pollok.
Ein Unternehmer, der sich von den Schwierigkeiten nicht abhalten lässt, ist Peter Mackenrodt. Der Geschäftsführer der m+f KEG-Technik GmbH & Co KG (Bottrop), die vor allem für die Getränkeindustrie und Brauereien KEG-Anlagen, KEG-Reinigungs- und Abfüllanlagen produziert, betonte: „Ein gutes und belastbares Vertrauensverhältnis zwischen dem deutschen und ukrainischen Geschäftspartner ist essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg.“ Er berichtete, wie sein Auslandsumsatz mit Partnern in der Ukraine trotz einer „unglaublichen Bürokratie“ wächst. 500 Seiten umfassen die Zollunterlagen „und zwar pro Lkw“, betonte Mackenrodt.
„Die Handelsbeziehungen sind aufwendiger geworden, aber laufen durchaus weiter“, erläuterte Mackenrodt. Er hat im Herbst vergangenen Jahres eine KEG-Abfüllanlage an einen langjährigen ukrainischen Kunden verkauft und diese kurze Zeit später bereits erweitert. In Betrieb genommen wurde die Getränkeabfüllanlage digitalisiert per Fernwartung und Kameraüberwachung. Angesichts seiner Erfahrungen bei der Zusammenarbeit empfahl er, „den Stolz und das Fachwissen der Ukrainer nicht zu unterschätzen“.
Die Veranstaltung wurde unterstützt von der landeseigenen Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.Global Business und dem Generalkonsulat der Ukraine in Düsseldorf.