7. April 2022

Sieben Prozent mehr Gründungen

IHK-Auswertung: Emscher-Lippe über Landesdurchschnitt
Emscher-Lippe/Gelsenkirchen. – In der Emscher-Lippe-Region wagen erstmals seit vier Jahren wieder mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Zahl „echter“ Unternehmensgründungen, die die IHK Nord Westfalen aus den Gewerbeanzeigen nach einem bundesweiten Standard herausgefiltert hat, ist 2021 auf 2.700 gestiegen. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr liegt dabei mit sieben Prozent sogar zwei Prozentpunkte über dem nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt. „Damit haben wir das Vor-Corona-Niveau schon fast wieder erreicht“, freut sich Sven Wolf, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmensförderung und Weiterbildung der IHK Nord Westfalen. 2019 lag die Zahl der „Unternehmensgründungen mit wirtschaftlicher Bedeutung“ in der Emscher-Lippe-Region bei 2.750.  
Als besonders positiv hebt Wolf bei der aktuellen Auswertung für 2021 hervor: „Es wird seltener als früher aus der Not heraus gegründet, wir registrieren viele sogenannte Chancengründungen, die in der Regel stabiler und nachhaltiger sind.“ Dies sei auch wichtig für eine sich positiv entwickelnde Wirtschaft, denn: „Unternehmensgründungen und Start-ups mit ihren neuen Ideen und innovativen Geschäftsmodellen sind neben dem für seine Innovationskraft bekannten Mittelstand die zweite Säule einer dynamischen Wirtschaft“.
Darüber hinaus hat sich in den vergangenen Jahren der Trend zur Gründung im Nebenerwerb weiter verstärkt. Im Jahr 2021 gab es hier mit 2.900 Gewerbeanmeldungen sogar einen Rekord. Vor zehn Jahren lag die Zahl noch bei 2.100. „Eine Gründung im Nebenerwerb ist eine hervorragende Möglichkeit, unternehmerisches Handeln auszuprobieren und dabei weiter finanziell und sozial abgesichert zu sein“, unterstreicht Wolf den Vorteil gegenüber einer Vollerwerbsgründung.
„Gründungen im Nebenerwerb sind meistens Chancengründungen, oftmals internetbasiert und mit einfachem Marktzugang“, erläutert Wolf. Oft entwickelten sich aus dem Ausprobieren von guten Ideen später vollberufliche Existenzen. Die IHK hat in den letzten Monaten ihr Beratungsangebot im Gründungsbereich speziell für diese Zielgruppe erweitert. An einer aktuell laufenden IHK-Webinar-Reihe mit wesentlichen Informationen rund um die nebenberufliche Selbstständigkeit nehmen über 200 Gründungsinteressierte teil. 
„Positive Signale also für die Emscher-Lippe-Region“, resümiert Wolf. Das spürt die IHK auch in der Beratungspraxis. Über die Erstinformation, die Erstellung des Businessplans bis zum E-Learning von zuhause bietet die IHK mit ihrem STARTERCENTER NRW Emscher-Lippe, das sie gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen betreibt, Gründenden ein umfangreiches Unterstützungsangebot. Über 700 Kontakte gab es hier im vergangenen Jahr zu Gründungsinteressierten, 170 von ihnen wurden bei ihrem Weg in die Selbstständigkeit eng begleitet.
Dennoch warnt Wolf: „Auch wenn es positiv ist, dass die Zahlen steigen und es viele Chancengründungen gibt, muss es uns in Zukunft gelingen, noch mehr Menschen davon zu überzeugen, dass die Selbstständigkeit ein lohnendes und attraktives Ziel ist“, so der IHK-Geschäftsbereichsleiter. Dafür müsse der Einstieg in die Selbstständigkeit so einfach und unbürokratisch wie möglich gemacht werden. Das sei schon mit kleinen Maßnahmen zu erreichen. „Wichtige Hebel zur Entlastung sind der Abbau von Berichts- und Aufbewahrungspflichten, die Anpassung von Schwellenwerten und Freistellungsklauseln für Gründer, wo immer diese möglich sind“, betont Wolf.