IHK-Standortanalyse 2019
Größter Handlungsbedarf bei Fachkräften und Infrastruktur
Beim Thema gewerblich-technische Fachkräfte sehen die heimischen Unternehmer den größten Handlungsbedarf, wenn es um die Qualität des heimischen Wirtschaftsstandortes geht. Dies zeigt die Auswertung der aktuellen IHK-Standortanalyse.
Die Studie, die Prof. Dr. Stefan Hennemann (Professor für Wirtschaftsgeographie an der Justus-Liebig-Universität Gießen) im Auftrag der IHK Lahn-Dill durchgeführt hat, wurde bereits zum dritten Mal gemeinsam erstellt. Im Rahmen der konstituierenden Vollversammlungssitzung im April stellte Prof. Dr. Hennemann die wichtigsten Ergebnisse der IHK-Standortanalyse 2019 für den Bezirk der IHK Lahn-Dill vor. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die gemeinsam mit den Kommunen unternommenen Anstrengungen gelohnt haben.
Den größten Handlungsdruck haben die teilnehmenden Unternehmen bei den Standortfaktoren gewerblich-technische Fachkräfte, Breitband/Mobilfunk, Gewerbesteuer, Energiekosten, lokales Straßenverkehrsnetz und Lehrstellenbewerber/Berufseinsteiger identifiziert.
Zu insgesamt 38 Standortfaktoren wurde jeweils die Zufriedenheit und die Relevanz aus Sicht der Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen abgefragt. Der Handlungsdruck ergibt sich aus der Differenz zwischen Zufriedenheit und Relevanz. Bei den Standortfaktoren mit einer geringen Zufriedenheit und einer hohen Relevanz besteht aus Sicht der Unternehmen der größte Handlungsdruck.
Abgefragt wurden Standortfaktoren aus den sechs Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt, Marktnähe und Netzwerke, Standortkosten, Standortklima, Infrastruktur und Standortattraktivität. Im Ergebnis sehen die IHK-Mitgliedsunternehmen insbesondere in den Handlungsfeldern Bildung und Arbeitsmarkt, Standortkosten und Infrastruktur Handlungsbedarf. Die 450 Unternehmensantworten stehen für ca. ein Drittel der regionalen Arbeitsplätze und haben eine repräsentative hohe Aussagekraft.

Den größten Handlungsdruck sehen die heimischen Unternehmen bei der Verfügbarkeit von gewerblich-technischen Fachkräften. 2014 lag dieser Standortfaktor noch auf Rang 4. Die Bedeutung dieses Standortfaktors zeigt sich auch im IHK-Konjunkturbericht, wo die teilnehmenden Unternehmen bereits seit zwei Jahren das größte Risiko für ihre Geschäftsentwicklung im Fachkräftemangel sehen.
Auf Position zwei folgt die Breitband-Internetanbindung. Hier ist die Zufriedenheit der Unternehmen zwar gestiegen, gleichzeitig aber auch die Bedeutung dieses Standortfaktors. Daraus lässt sich ableiten, dass das intensive gemeinsame Engagement von IHK, Kommunen und Landkreisen zum Breitbandausbau von den Unternehmen honoriert wird und die Unternehmen eine Verbesserung der Situation wahrnehmen. Das Thema bleibt jedoch aufgrund der sich schnell ändernden Rahmenbedingungen und Anforderungen weiterhin von herausragender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaftsregion.
Die in diesem Jahr zum ersten Mal gestellte Frage nach der Mobilfunk-Netzabdeckung ist gleich an Position drei eingestiegen. Hier besteht aus Sicht der Umfrageteilnehmer großer Verbesserungsbedarf.
Es folgen die Gewerbesteuer auf Rang vier und die Energiekosten an Position fünf. Bei den Energiekosten ist anzumerken, dass der Handlungsdruck insgesamt abgenommen hat. Bei der Umfrage aus dem Jahr 2014 war die Höhe der Energiekosten noch der Standortfaktor mit dem größten Handlungsdruck.
Auf Rang 6 folgt der Standortfaktor Leistungsfähigkeit und Zustand des lokalen Straßenverkehrsnetzes, bei dem sich der Handlungsdruck insbesondere durch eine gestiegene Relevanz erhöht hat.
Auf Rang 7 reiht sich die Verfügbarkeit von geeigneten Lehrstellenbewerbern und Berufseinsteigern ein. Erhöht hat sich der Handlungsdruck auch bei der Grundsteuer, die sich auf Rang 8 wiederfindet. Hier ist insbesondere die Relevanz aus Sicht der Unternehmen gestiegen. 2014 lag dieser Standortfaktor noch auf Rang 13.
Punkten kann die Region aus Sicht der Unternehmen, bezogen auf die Zufriedenheit, insbesondere bei der Umwelt- und Lebensqualität, der Nähe zu wichtigen Absatz- und Beschaffungsmärkten, dem Angebot an allgemeinbildenden Schulen und der Kooperation zwischen Unternehmen und Hochschulen.
Positiv entwickelt haben sich in der Einschätzung der Unternehmen auch das wirtschaftspolitische Klima am Standort und die Unternehmerfreundlichkeit der Kommunalverwaltung. Bezogen auf das Freizeit-, Kultur- und Sportangebot nehmen die Unternehmen ebenfalls eine Verbesserung wahr.
Die Gesamtzufriedenheit mit ihrem Standort haben die teilnehmenden Unternehmen etwas besser als in der Vorumfrage eingeschätzt.
Bereits in den Jahren 2010 und 2014 hat die IHK Lahn-Dill jeweils in Kooperation mit der Universität Gießen eine Stärken-/Schwächen-Analyse der Wirtschaftsregion Lahn-Dill erstellt – mit tatkräftiger Unterstützung von zahlreichen Unternehmen und großer Resonanz bei der Kommunalpolitik. Mit Hilfe dieser Bewertung konnten wir die richtigen Schwerpunkte für die IHK-Arbeit setzen, um wirkungsvoll für unsere Mitgliedsunternehmen einzutreten. Die Ergebnisse waren auch Grundlage zahlreicher konstruktiver Gespräche mit der Kommunalpolitik – mit beachtlichem Erfolg. Der von den Unternehmen als besonders dringlich benannte Breitbandausbau zum Beispiel bekam – mit heute sichtbarem Erfolg – höchste Priorität. 2018/2019 ist turnusgemäß die Neuauflage unserer Standortanalyse erfolgt. Um festzustellen, was besser geworden ist und wo nach wie vor Handlungsbedarf besteht, haben wir gemeinsam mit der Universität Gießen wieder unsere Mitgliedsunternehmen befragt. Erstmals haben wir zusätzlich auch persönliche Gespräche mit Unternehmen geführt, um noch gezielter Handlungsnotwendigkeiten zu identifizieren.
Ziel ist es, mit Hilfe dieser Bewertung weiterhin die richtigen Schwerpunkte für die IHK-Arbeit zu setzen, um im Sinne unserer Mitgliedsunternehmen für eine wettbewerbsfähige Region Lahn-Dill eintreten zu können. Die Ergebnisse der Standortanalyse werden wir nicht nur für die Schwerpunktsetzung der IHK-Arbeit, sondern auch für den bewährt konstruktiven Dialog mit der Kommunalpolitik nutzen.
Die ausführlichen Ergebnisse finden Sie unter “Weitere Informationen”.