Bewachungsgewerbe (§ 34a Gewerbeordnung): Unterrichtung oder Sachkundeprüfung?

Das Erfordernis einer Sachkundeprüfung im Bewachungsgewerbe führt in der Praxis zu Abgrenzungsproblemen. Der nachfolgende Überblick zeigt auf, welche Nachweise für die verschiedenen Bewachungstätigkeiten (§ 34 a Gewerbeordnung) zu erbringen sind.

Überblick

Wer gewerbsmäßig Leben oder Eigentum fremder Personen bewachen will, muss eine Unterrichtung oder Sachkundeprüfung bei der IHK vorweisen (§ 34 a Gewerbeordnung (GewO)). Nur dann ist eine Tätigkeit im Bewachungsgewerbe möglich.
Für die folgenden fünf Tätigkeitsgebiete schreibt das Gesetz zwingend die Sachkundeprüfung vor:
  • Kontrollgänge im öffentlichen Verkehrsraum oder in Hausrechtsbereichen mit tatsächlich öffentlichem Verkehr,
  • Schutz vor Ladendieben,
  • Bewachung im Einlassbereich gastgewerblicher Diskotheken,
  • Bewachung von Flüchtlingsunterkünften in leitender Funktion,
  • Bewachung von zugangsgeschützten Großveranstaltungen in leitender Funktion.
Wichtig: Unabhängig von den oben genannten Tätigkeiten muss der Gewerbetreibende selbst (Unternehmensinhaber) immer den Sachkundenachweis (IHK-Prüfung) erbringen. Sie ist Voraussetzung für die Erlaubnis gemäß § 34 a GewO.
Angestellte in Bewachungsunternehmen benötigen ebenfalls die Sachkundeprüfung, wenn sie die vorgenannten Tätigkeiten ausüben. Für andere Bewachungsarbeiten genügt die Teilnahme an einer Unterrichtung bei der IHK.
Hinweis: Bewachungstätigkeiten liegen nur dann vor, wenn „fremde" Gegenstände bewacht werden. Angestellte in einem Kaufhaus, die auf die Waren aufzupassen, bewachen keine fremden Gegenstände.
Sie benötigen keine Sachkundeprüfung nach § 34a GewO. Angestellte, die Pfortendienste ausüben, bewachen ebenfalls kein fremdes Gebäude. Folglich ist eine Unterrichtung nicht erforderlich.
Die folgende unverbindliche Zuordnung verschiedener Bewachungstätigkeiten erfolgte auf Grundlage der Gesetzesbegründung nach Gesprächen mit Vertretern der Gewerbeämter. Es kommt letztlich entscheidend darauf an, wie das zuständige Gewerbeamt einzelne Tätigkeitsbereiche zuordnet. Die Industrie- und Handelskammern haben dabei lediglich beratende Funktion.

Keine erlaubnispflichtigen Bewachungstätigkeiten i.S.d. § 34a GewO

Für die folgenden Tätigkeiten benötigt der Gewerbetreibende keine Erlaubnis. Auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist weder ein Unterrichtungs- noch einen Sachkundenachweis erforderlich:
  1. Ausübung von bewachenden Tätigkeiten durch Angestellte/Mitarbeiter des Objektbetreibers
  2. ausschließliche Entgegennahme und Weiterleitung von Alarmmeldungen durch Notrufzentralen, Installation von Notruf-, Alarmanlagen
  3. Signalposten, sofern nicht im Zusammenhang damit weitere Aufgaben wahrgenommen werden, die als Bewachungstätigkeit einzustufen sind
  4. Babysitter
  5. Kinderbetreuung in Kaufhäusern
  6. Kartenabreißer (ohne Zugangskontrolle und Befugnis zur Zutrittsverweigerung; z.B. bei Konzerten oder im Stadion)
  7. Hostessendienst
  8. Auskunftserteilung bei Messen, Informationsschaltern etc.
  9. Parkplatzeinweiser/-ordner – wenn nur Zugangsberechtigung geprüft wird und geordnetes Parken ermöglicht werden soll
  10. reine Fahrer- und Kurierdiensttätigkeiten (nicht aber, wenn Personen oder besonders wertvolle Gegenstände befördert/transportiert werden und es offensichtlich bzw. vertraglich geregelt ist, dass auch Bewachungstätigkeiten vorgenommen werden sollen, vgl. III. Nr.1: Geld- und Werttransport)
  11. Geldbe- und -verarbeitung, Geldsortierung und -konfektionierung, soweit andere Personen die Bewachung der Wertgegenstände übernehmen
  12. Reine Schließdiensttätigkeiten /Revierfahrer, sofern ausschließlich im Schließdienst tätig

Bewachungstätigkeiten nach § 34a GewO, für die die Unterrichtung ausreicht und die nicht der Sachkundeprüfung unterliegen:

  1. Geld- und Werttransporte
  2. Pfortendienste, soweit eine Zugangskontrolle und nicht nur reine Informationsvergabe vorgenommen wird
  3. Tätigkeit im Auslassbereich einer Diskothek, die von dem Einlassbereich getrennt ist (dort wird häufig die Verzehrrechnung kassiert)
  4. Zugangskontrolle bei Gaststätten (soweit keine Diskothek, vgl. unten IV.3.)
  5. Zugangskontrolle mit ggf. Zutrittsverweigerung bei sonstigen Veranstaltungen (z.B. Konzerten), inkl. Durchsuchungen nach unerlaubten Gegenständen am Eingang
  6. Zugangskontrolle mit ggf. Zutrittsverweigerung zum (Fußball-)Stadion
  7. Posten an den Stadiontoren, die als Fluchtweg nicht verschlossen sind, der unberechtigte Zutritt jedoch verhindert werden muss
  8. Bewachungspersonal direkt vor der Bühne oder vor dem Backstage-Bereich (z. B. zum Schutz der Musiker)
  9. Bewachungspersonal bei Veranstaltungen direkt in den sog. Wellenbrechern, die für Ordnung sorgen und ggf. bewusstlose Besucher bergen sollen
  10. Zugangskontrolle mit ggf. Zutrittsverweigerung wegen Überfüllung in Bierzelten
  11. "Revierwachmann" nach Dienstschluss in verschlossenen öffentlichen Gebäuden sowie in und um abgezäunten Firmengebäuden
  12. Personenschützer unabhängig von öffentlichem oder nicht-öffentlichem Verkehrsraum
  13. Haushüter mit Schwerpunkt Bewachungstätigkeit
  14. Tätigkeit als Museumswächter (hier sitzt die Wachperson in einem Raum, der ab und zu gewechselt wird – Hauptleistung bleibt aber die Bewachung der Museumsräume in abwechselnder Reihenfolge – also „im Stand“).
    Anmerkung: Die Tätigkeit in Museen wird von den zuständigen Behörden teils unterschiedlich eingestuft.
    Deshalb sollten sich Bewachungsunternehmer erkundigen, was tatsächlich als Nachweis gefordert wird.
Hier muss die Unterrichtungsbescheinigung nach § 34a GewO vorgelegt werden.
Hinweis zu Punkt 5 bis 9: Personal in leitender Bewachungsfunktion von zugangsgeschützten Großveranstaltungen benötigt den Sachkundenachweis.

Tätigkeiten, für die die Sachkundeprüfung vorliegen muss:

1. Kontrollgänge im öffentlichen Verkehrsraum und in Hausrechtsbereichen mit tatsächlich öffentlichem Verkehr

Kontrollgänge:

Wachpersonal muss einen größeren Raum durch Umhergehen oder Umherfahren bewachen. Die Bewachung besteht gerade im Kontrollgehen; nicht, wenn verschiedene Gebäude in einer Straße/Stadt (stationär) bewacht und die Wege zwischen den verschiedenen Gebäuden von Zeit zu Zeit zu Fuß oder mittels Autos zurückgelegt werden. Kontrollgänge müssen dabei die Hauptleistung der Bewachung sein.
Regelmäßige Raumwechsel, z.B. im Museum (verschiedene Räume werden abwechselnd bewacht), werden in der Regel nicht als Kontrollgang eingeordnet (Achtung: Bitte bei zuständiger Behörde erkunden).

Öffentlicher Verkehrsraum:

Öffentliche Straßen, Bahnhöfe, Wege, Parkanlagen, Vorplätze von öffentlich zugänglichen Gebäuden (z.B. Rathaus u.ä.).

Hausrechtsbereiche mit tatsächlich öffentlichem Verkehr:

In den Hausrechtsbereich mit tatsächlich öffentlichem Verkehr fallen private Räumlichkeiten oder privates Gelände, die der Eigentümer der Allgemeinheit, also keinem speziell vorab feststellbaren Personenkreis, zugänglich macht.
Beispiele sind:
  • Aufenthaltsräume und Empfangshallen, die jedermann zugänglich sind (z.B. in Flughäfen ohne Flugticket),
  • Schulgebäude,
  • Krankenhäuser,
  • z. T. Universitäten und Kongresshallen
    und - soweit frei zugänglich-
  • Gerichte,
  • Sportanlagen aller Art
  • Einkaufszentren, Kaufhäuser, Geschäfte, bestimmte Ladenpassagen etc.
Beispiele für sachkundepflichtige Kontrollgänge sind:
  • Kontrollgänge auf U-Bahnhöfen und in S-Bahnen
  • Kontrollgänge in Fußgängerzonen
  • Kontrollgänge in Empfangshallen von Flughäfen etc.
  • sog. Citystreifen
  • Kontrollgänge in Kaufhäuser
  • Kontrollgänge in Ladenpassagen

2. Schutz vor Ladendieben

Hierbei handelt es sich um die sog. Kaufhausdetektive, d.h. Personal von gewerblichen Bewachungsunternehmen, das Kaufhäuser bewacht (Achtung: Die Tätigkeit von Detektiven, die bei einem Kaufhaus angestellt sind, ist keine Bewachung gemäß § 34 a GewO! Denn Angestellte in einem Kaufhaus, die die Aufgabe haben, auf die Waren aufzupassen, bewachen keine fremden Gegenstände; siehe oben unter I.).

3. Einlassbereich von gastgewerblichen Diskotheken

Erfasst werden nur gastgewerbliche Diskotheken. Sie sind insbesondere durch groß dimensionierte Musikanlagen, eine Tanzfläche, Auftreten eines Diskjockeys, überdurchschnittlich laute Musikbeschallung geringes Angebot an Speisen usw. gekennzeichnet.
Achtung: Hier gibt es regionale Unterschiede; Gewerbetreibende sollten sich daher bei ihrer zuständigen Behörde nach der rechtlichen Einordnung erkundigen).
Nicht erfasst sind gewerbliche Veranstaltungen der „mehr ruhigen Art“, also ohne Diskothekencharakter,
z.B. Tanztees, Bälle, Senioren- oder Jugendtanzveranstaltungen, auch wenn sie sich nach außen als Diskotheken bezeichnen. Für Nachtlokale besteht ebenfalls keine Pflicht zur Sachkundeprüfung, auch wenn sie Türsteher beschäftigen. Auch bei Einlasskontrollen von Bierzelten und anderen Festzelten ist kein Sachkundenachweis erforderlich.
Hinweis: Gewerbeämter können bei der Erlaubniserteilung für Diskotheken anordnen, dass die Zugangskontrolle zur Diskothek von Personal ausgeübt wird, das die Sachkundeprüfung nach § 34a Abs. 1 Satz 5 GewO absolviert haben muss, auch wenn das Personal bei dem Diskothekenbesitzer angestellt ist. Solche Auflagen seitens der Gewerbeämter können auch bei anderen Veranstaltungen erteilt werden.

Bewachung von Flüchtlingsunterkünften in leitender Funktion

Die detaillierte Aufzählung im Gesetzestext (vgl. § 34a I 2 Nr.4 GewO) soll alle Einrichtungen dieser Art erfassen. Unter „leitender Funktion“ sind die Personen zu verstehen, die für die Organisation der Bewachung vor Ort verantwortlich und weisungsbefugt sind.

Bewachung von zugangsgeschützten Großveranstaltungen in leitender Funktion

Veranstaltungen sind organisierte Ereignisse insbesondere sportlicher, kultureller, kirchlicher, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Art, ohne Versammlung im Sinne des Artikels 8 Grundgesetz zu sein. Von einer zugangsgeschützten Veranstaltung unter freiem Himmel ist in der Regel ab 5.000 Besucher auszugehen, die dem Wachschutz besondere Qualifikationsanforderungen stellt. Unter „leitender Funktion“ sind die Personen zu verstehen, die für die Organisation der Bewachung vor Ort verantwortlich und weisungsbefugt sind.