„Kopfsteinpflaster in der Altstadt ist für manche Gäste eine Tortur"
Claas Möller ist Stadtführer in Köln und liebt seinen Job - eigentlich. Jede Woche führt er mehrere Touristengruppen durch die Stadt und zeigt ihnen die vielen Sehenswürdigkeiten von Köln. Leider gibt es auf seinem Weg aber viele Stolperfallen – und das im wörtlichen Sinne.
„Eine kaum zu überwindende und gefährliche Strecke”
In den Gassen der Altstadt, die für die meisten Gäste erste Anlaufstelle in Köln sind, sind die meisten Straßen mit holprigem Kopfsteinpflaster belegt. Was für Fußgänger vor allem urig aussieht und höchstens bei Regen eine Rutschgefahr birgt, bedeutet für ältere Menschen und Personen im Rollstuhl oder mit Rollator eine kaum zu überwindende und gefährliche Strecke.
An vielen Stellen bleiben die Räder stecken
„Es ist eine Buckelpiste, dieses alte Kopfsteinpflaster. Die Fugen sind sehr tief und breit. Es fehlen ganze Steine an manchen Stellen, sodass man wirklich mit den Rädern oder dem Stock hängen bleibt. Wir haben schon schlimme Situationen erlebt“, erzählt Möller.
Die Räder des Rollstuhls bleiben oft in den Fugen stecken.
Und es seien nicht wenige Menschen, die dieses Problem betreffe, macht Möller klar: „Erstaunlich viele unserer Gäste sind schon im vorgerückten Alter. Die sind nicht mehr so gut zu Fuß, mit Stock, Rollstuhl oder Rollator unterwegs.“ Die Stolperei sei aber nicht das einzige Problem: „Menschen im Rollstuhl haben oft Nervenschmerzen. Für sie wird die Fahrt über die holprigen Steine zur zusätzlichen Tortur“, erklärt Möller.
„Können nicht alle Sehenswürdigkeiten zeigen”
Aus den Niederlanden komme häufig ein Schiff mit Gästen im Rollstuhl, die er und seine Kolleginnen und Kollegen durch Köln führen. Das Problem: Wegen der holprigen Steine können die Gästeführer ihnen nicht alle Sehenswürdigkeiten der Altstadt zeigen. „Ich mache mittlerweile viele Umwege und gehe nur noch Strecken, die leichter zu passieren sind“, sagt Möller. Und weiter:
„Viele unsere Gäste haben Geld und möchten es auch gerne in dieser Stadt lassen, aber sie haben nicht die Gelegenheit dazu. Wir können manche Straßen in der Altstadt gar nicht zeigen, weil es zu schwierig ist, hier entlangzukommen.“
Übrigens ist das Kopfsteinpflaster nicht das einzige Problem, das den Stadtführerinnen und Stadtführern bei ihren Touren begegnet. Welche Stolperfallen es in Köln noch für Gäste gibt, haben sie bei einem Rundgang mit Politikern erzählt.
Die Lösung kommt aus Paris
Natürlich gehöre das Kopfsteinpflaster zum Charme der Altstadtgassen dazu, auch wenn es, wie Claas weiß, nicht aus dem Mittelalter stammt, sondern erst nach dem Zeiten Weltkrieg gesetzt wurde. In Paris hat er eine Lösung gesehen, die auch für Köln funktionieren könnte: Dort sind die Fugen zwischen den einzelnen Steinen aufgefüllt, so dass das Pflaster erhalten bleibt, aber trotzdem glatt ist. Das würde Möller sich auch für Köln wünschen.
In Paris sind die Fugen zwischen den Pflastersteinen aufgefüllt, sodass eine glatte Oberfläche entsteht.
Dass es bessere Möglichkeiten als in der Altstadt gibt, habe die Stadt laut Möller schon vorgemacht, zum Beispiel entlang der Via Culturalis. „Überall dort ist ein schönes Pflaster entstanden, das historisch und sehr ansprechend aussieht, aber eben viel leichter mit allen Arten von Fortbewegungsmitteln zu passieren ist.“
Auffüllen und abfräsen
Sein Wunsch an die Stadt Köln lautet deshalb: „Machen Sie es so wie in der Via Culturalis! Ein Ein glatteres Pflaster überall dort, wo ein neuer Straßenbelag verlegt wird. Und gleichzeitig das Kopfsteinpflaster in der Altstadt glätten, indem man die Buckelsteine abfräst und die Fugen mit Zement auffüllt. So kann man eine etwas gleichmäßigere Oberfläche schaffen.“
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Christopher Köhne
Verkehrspolitik, Logistik, Mobilität