Sanitätshaus-Chef: „Neumarkt ist zur No-go-Area geworden"

In ein Sanitätshaus kommen oft Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Das Sanitätshaus Stortz in der Nähe vom Neumarkt ist eigentlich gut erreichbar, groß und hell. Seit 1959 gibt es diese Filiale hier schon. Doch seit einiger Zeit haben die Kunden Angst, das Geschäft zu besuchen, weil es rund um den Neumarkt immer mehr Drogenabhängige gibt.
Das Geschäft liegt genau zwischen dem Drogenkonsumraum am Neumarkt und der Substitutionsambulanz in der Lungengasse. Die Folge: Vor der Tür halten sich schon morgens sehr viele drogenabhängige Menschen auf. Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter fühlen sich davon zunehmend belästigt und bedroht.

„So schlimm wie jetzt war es noch nie"

Daniel Niklas ist einer der Geschäftsführer des Sanitätshauses Stortz und arbeitet schon seit 19 Jahren in der Innenstadt-Filiale. Er weiß: „So schlimm wie jetzt war es noch nie. Unsere Kunden sagen ganz klar: Sie haben Angst, zu uns zu kommen.“ Vor allem in den vergangenen eineinhalb Jahren habe sich die Drogenszene massiv verändert und die Abhängigen seien immer aggressiver geworden.
„Unsere Kunden müssen mit ihrem Rollator oder mit ihrem Rollstuhl teilweise über die Drogenabhängigen klettern.“

Zwischen Drogenkonsumraum und Substitutionsambulanz

Mit Einrichtung des Drogenkonsumraum vor drei Jahren sei auch die Anzahl der Abhängigen exorbitant gestiegen. Und es gibt ein weiteres Problem: „Neben unserem Personaleingang befindet sich die Methadonstation. Das heißt: Wir haben ein Gesamtpaket, wo Abhängige Drogen konsumieren können oder Ersatzstoffe bekommen – und das mitten im Stadtzentrum von Köln. Das ist kein Zustand mehr. Der Neumarkt selbst und die Nebenstraßen entwickeln sich immer mehr zur No-Go-Area“, macht Niklas klar.

Unternehmen fühlen sich von der Stadt allein gelassen

Die Unternehmen in der Gegend fühlen sie sich mit ihren Sorgen allein gelassen. „Wir müssen uns überlegen, welche Sicherheitsmaßnahmen wir einführen. Leider erhalten wir keine Unterstützung der Stadt Köln“, sagt Niklas. Es gebe zwar eine Zusammenarbeit mit der Polizei, allerdings sei die Drogenszene zu groß, um die Zustände in den Griff zu bekommen. „Für uns ist die einzige Lösung, den Drogenkonsumraum aus der Innenstadt hinaus zu verlagern und dort soziale Angebote für die Drogenabhängigen anzubieten.“
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