Starke Wirtschaft. Starke Stadt!

Lempertz-Chef Henrik Hanstein: „Der Neumarkt ist eine Schande für Köln“

Drinnen große Kunst und ganz viel Ästhetik. Draußen offenkundige Verwahrlosung und jede Menge Dreck. Dabei sollte der Neumarkt in der Kölner Innenstadt eigentlich so etwas wie ein Aushängeschild der Stadt sein. Nicht nur für die Menschen aus aller Welt, die ins renommierten Kunsthaus Lempertz kommen.
In den Räumen geht es gediegen zu. Da ist die Verwahrlosung draußen vor der Tür ein störender Kontrast. Für Lempertz-Geschäftsführer Henrik Hanstein ein großes Problem: „Der Platz verlottert und bereitet uns große Sorge.“ Als Ursachen benennt er das ungelöste Drogenproblem und mangelnde Sicherheit. Das Drogenproblem sei in den vergangenen 20 Jahren immer schlimmer geworden, der Drogenraum im Gesundheitsamt habe „die Probleme angesaugt wie ein Staubsauger.“ So geht es auch anderen Händlerinnen und Händlern rund um den Platz, die fast täglich mit der Verschmutzung direkt vor den Ladentüren zu kämpfen haben.
Wir können unsere Kunden nicht mit der Bahn zu uns kommen lassen.
Besonders gefährlich und hässlich ist laut Hanstein die U-Bahn-Station. Hier sei das Minimum an Sauberkeit nicht gewährleistet und die Aufzüge unbenutzbar. „Wir können unsere Kunden nicht mit der Bahn zu uns kommen lassen. Es ist schon eine Zumutung und geschäftsschädigend“, sagt er resigniert. Er selbst ist auf den Treppen zur U-Bahn angegriffen worden, seine Frau geht abends schon lange nicht mehr alleine auf den Neumarkt. Weil die Stadt nichts dagegen unternimmt, sind die Anwohner und Mieter an der Ostseite des Platzes nun selbst tätig geworden und haben einen eigenen Sicherheitsdienst etabliert. „Die Stadt Köln hat hier ihr Gewaltmonopol verloren“, meint Hanstein.
Mehr als 300.000 Menschen sind täglich am Neumarkt unterwegs, der Platz ist für Hanstein wie eine Visitenkarte von Köln und zugleich „eine Schande für die Stadt“. Es fehle der Wille, den Platz zu gestalten. Ein Vorbild könnte für Hanstein der Bellevueplatz in Zürich sein, der früher ähnliche Probleme wie der Neumarkt gehabt habe. „Die Zürcher haben den Platz leer gemacht und zwei Pavillons drauf gebaut, einen mit guter Gastronomie drin und den anderen für alles Verkehrstechnische.Und dann sind Sie konsequent hingegangen und haben Wegelagerei verboten. Doch die Stadt Köln lässt es laufen“, sagt er.
In unserer Serie berichten Menschen aus der Wirtschaft, welche Auswirkungen konkrete politische Entscheidungen auf ihren Betrieb haben. Lesen Sie hier alle Geschichten: Starke Wirtschaft. Starke Stadt!
Er wünscht sich deshalb von Politik und Verwaltung mehr Konsequenz bei Sauberhaltung und Gestaltung des Neumarktes: „Ich fordere von der Stadt, dass sie die Chancen, die der Neumarkt bietet, wahrnimmt. Ich fordere, dass die Polizei stringent für Ordnung und Sicherheit sorgt und am Neumarkt eine mobile Wache aufstellt. Ich fordere, dass das Ordnungsamt genügend Rückendeckung der Verwaltung und des Rates hat, das geltende Recht zu beachten. Und ich fordere von der Staatsanwaltschaft, dass sie den Dingen mehr nachgeht, dass sie auch die Polizei mehr unterstützt. Hier muss für Ordnung und Sicherheit gesorgt werden.“
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