Stärkung des heimischen Industriestandorts muss höchste Priorität haben

Zur ersten gemeinsamen Präsenzsitzung der rheinland-pfälzischen Industrieausschüsse kamen rund 50 Teilnehmer nach Mainz, um unter der Sitzungsleitung des Ausschussvorsitzenden Markus Mann die Frage zu diskutieren, was unternommen werden muss, um Rheinland-Pfalz als Industrie- und Innovationsstandort nachhaltig zu kräftigen. Als Vortragende waren Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt und der Leiter des Forschungszentrums Mittelstand der Universität, Professor Jörn Block eingeladen.

Industrie steht vor immensen Herausforderungen

In seinem Eingangsstatement unterstrich Markus Mann die zentrale Rolle der Industrie für den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz: „Ein Drittel unserer Wertschöpfung kommt aus dem Produzierenden Gewerbe. Rund 2.200 Industriebetriebe mit 300.000 Mitarbeitern erwirtschaften einen Jahresumsatz von mehr als 100 Milliarden Euro.“ Der dadurch geschaffene Wohlstand sei aber durch zahlreiche Risikofaktoren, wie geopolitische Spannungen, zu viel Dirigismus in der Wirtschaftspolitik, überbordende Bürokratie, eine hohe Steuerlast, die weltweite Zunahme von Protektionismus und ausbleibende wirtschaftspolitische Strukturreformen bedroht. Es bedürfe nun raschen Handelns, um nach Jahren der Stagnation wieder zu mehr Wachstum zu gelangen.

Ministerin Schmitt für enge Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft

Daniela Schmitt plädierte für eine stärker markt- und weniger subventionsorientierte Wirtschaftspolitik in Deutschland. Es bedürfe einer stärkeren Leistungsorientierung in der Breite der Gesellschaft sowie einer engen Kooperation zwischen Politik und Unternehmerschaft, um die notwendigen Strukturreformen anzugehen. Als Aktionsfelder der Landespolitik zur Stärkung industrieller Wertschöpfung identifizierte die Ministerin den Ausweis von Ansiedlungsflächen für das Verarbeitende Gewerbe, die Arbeits- und Fachkräftesicherung, den Bürokratieabbau sowie die Stärkung der Innovationsfähigkeit. Die rheinland-pfälzischen Welcome Center und die Innovationsagentur seien hierbei unterstützende Institutionen. Seitens der Ausschussmitglieder wurden in der anschließenden Diskussionsrunde zahlreiche Problembereiche genannt, die dringend einer Lösung bedürften. Die Spannbreite reichte dabei von den hohen und volatilen Energiepreisen über die Belastung durch bürokratische Vorschriften bis hin zu langwierigen Genehmigungsverfahren.

Professor Block: PS auf die Straße bringen!

Anschaulich legte Professor Block dar, woran es in puncto Innovationskraft hierzulande hapert: „Deutschland ist – auch im Vergleich zu den USA – eine forschungsstarke Volkswirtschaft, fällt aber hinsichtlich der Kommerzialisierung von Erfindungen und Patenten in Relation zu den Vereinigten Staaten weit zurück.“ Die Gründe hierfür seien in Mentalitätsunterschieden, institutionellen Strukturen sowie der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Wagniskapital zu suchen. „Wir schaffen es bisher nur unzureichend, die PS auf die Straße zu bringen“, so sein Fazit. Damit dies besser gelingen könne, sollte die Vernetzung der Innovationsakteure optimiert, Skalierungspotenziale aktiviert und die Innovationskraft der heimischen Hochschulen gestärkt werden. Zuvor hatte Professor Block die rheinland-pfälzische Unternehmenslandschaft hinsichtlich Patentanmeldungen und Standortstruktur der heimischen Hidden Champions skizziert. Alle wesentlichen Informationen hierzu sind über den Online-Mittelstandsatlas auf der Homepage des Forschungszentrums Mittelstand frei zugänglich. Die Sitzung fand ihren Abschluss bei einem Get-together, das den Teilnehmern die Gelegenheit bot, sich über die Grenzen der IHK-Regionen hinweg zu vernetzen.
Autor: Matthias Schmitt, IHK Trier