Unternehmensservice - Ausgabe 09-10/2021

"Wir machen weiter"

“Das Ahrtal mit seiner malerischen Kulisse aus Weinbergen, Tälern und historischen Ortskernen ist normalerweise ein Magnet für wanderfreudige Touristen und Weinliebhabende. Doch die Nacht vom 14. auf den 15. Juli hat das Ahrtal „in ein Katastrophengebiet mit kriegsähnlichem Zustand“ verwandelt.”
So beschreibt es Michael Lentz, Inhaber des “Hotel Central” in Bad Neuenahr.
Genießen seine Gäste sonst den Ausblick auf das historische Kurhaus und die Brücke zum Kurgarten, erlebten sie in der Nacht des 14. Juli die sonst eher beschauliche Ahr als reißenden Fluss. „Die Ahr war zu einem AHRmazonas angewachsen“, skizziert Michael Lentz den Anblick am Morgen. Das Hotel war geflutet, die Kurgartenbrücke wurde von den Wassermassen weggerissen, die Ahrpromenade war zerstört. Ob es wieder einen Tourismus in bekannter Form geben wird? Diese Frage stellen sich viele Hoteliers und Gastronomen im Ahrtal.
Hochwasser2
© Dr. Susanne Scheppe
So auch Franziska Schnitzler, Inhaberin des „Kölner Hof“ in Dernau. Das 300-Jahre alte Gebäude war nach den Fluten massiv einsturzgefährdet und musste abgerissen werden. Bislang führte Vater Peter den Betrieb, nun übernimmt die nächste Generation die Geschäfte – zwei Jahre früher als ursprünglich geplant. Für Franziska Schnitzler ist jedoch klar, dass sie trotz aller Widrigkeiten und Ungewissheiten in Dernau bleiben will:
„Wir machen weiter und bauen wieder auf! Dernau ist unsere Heimat, woanders hingehen, ist für uns keine Option“.
Handel, Gastgewerbe und Dienstleistungen dominieren die Branchenstruktur entlang der Ahr. Der Anteil der Industrieunternehmen ist im Vergleich dazu gering. Eine Ausnahme bildet die Lackfabrik Jansen. Die Firma Jansen entwickelt, produziert und vertreibt Spezialprodukte für das Malerhandwerk. Das seit 1874 in Ahrweiler ansässige Familienunternehmen beschäftigt ca. 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Obwohl das Hochwasser in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli das 20.000 qm umfassende Werksgelände überflutet hat, ist man sich auch dort einig:
“Es geht weiter - aber wir brauchen Zeit“.
Man will nun schnell wieder die Lieferfähigkeit herstellen und die nun so dringend im Ahrtal benötigten Maler und Händler mit Produkten und Informationen versorgen. „Man sagt ja, dass man im Leben immer einmal mehr aufstehen muss, als das man fällt“, zeigt sich Geschäftsführer Peter Jansen entschlossen, das Projekt Wiederaufbau gemeinsam mit seinem Team anzugehen.