Regionale Wirtschaft steckt im Konjunkturtal fest

Die konjunkturelle Lage der Unternehmen im Wirtschaftsraum Nordostniedersachsen bleibt auch im Frühjahr schwierig.
Dies zeigt die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), bei der im März und April Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige Wirtschaftslage eingeschätzt haben. „Die regionale Wirtschaft steckt weiterhin im Konjunkturtal fest. Der IHK-Konjunkturklimaindikator konnte zu Jahresbeginn nur um vier Punkte zulegen. Mit jetzt 85 Punkten liegt dieser Wert allerdings immer noch deutlich unter dem Wert von 106 Punkten im Quartal vor Beginn der Coronapandemie“, sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert.
Die IHKLW ist angesichts der geringen Investitionsbereitschaft der regionalen Wirtschaft besorgt. „Wenn wir die Strukturschwächen überwinden wollen, muss endlich wieder investiert werden“, sagt Zeinert: „Deutschland liegt bei den Anlageinvestitionen als einzige der großen Volkswirtschaften weltweit noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Wir werden gerade abgehängt.“ 38 Prozent der Unternehmen in Nordostniedersachsen beabsichtigen weniger zu investieren und nur 18 Prozent planen ihre Investitionen zu steigern. Aus guten und schlechten Bewertungen ergibt sich daraus ein Saldo von -20, der auf dem niedrigen Niveau des Vorquartals verharrt und sogar zehn Punkte unter dem Wert vor einem Jahr liegt.
„In unserer Umfrage haben die Unternehmen klar benannt, was sich ändern muss. 85 Prozent der Betriebe fordern ein Ende der richtungslosen Wirtschaftspolitik, die keine Orientierung für anstehende Investitionsentscheidungen bietet. 62 Prozent knüpfen Investitionen an eine Reduzierung von bürokratischen Belastungen. Und für 41 Prozent sind Steuererleichterungen, für gut ein Drittel niedrigere Energiepreise sowie für jeden fünften Betrieb kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren Voraussetzung für eine Auflösung des Investitionsstaus“, sagt Michael Zeinert: „Diese Zahlen belegen, dass es nun höchste Zeit ist, in der Wirtschaftspolitik einen wachstumsorientierten Kurs einzuschlagen. Den zahlreichen Ankündigungen müssen endlich Taten folgen.“ Die IHKLW verweist dabei auf den Bund-Länder-Pakt zur Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung, der im November 2023 verkündet wurde. Über einhundert Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass Planungs- und Genehmigungsverfahren in einem neuen „Deutschland-Tempo“ vorankommen. Eine Zwischenbilanz der IHK-Organisation zeigt nun aber, dass erst mit elf der insgesamt 53 zentralen Gesetzesänderungen begonnen wurde.
Bei der Einschätzung der erwarteten Geschäfte in den kommenden Monaten überwiegt die Skepsis und so rechnen nur 13 Prozent der befragten Betriebe mit Zuwachs, 49 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte und 38 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Die aktuelle Geschäftslage beurteilen 26 Prozent als gut und 47 Prozent als befriedigend, jedoch bezeichnen 27 Prozent die aktuelle Lage als schlecht.
Die unverändert geringe Dynamik des Konjunkturgeschehens zeigt auch ein Blick auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche. So liegen die Konjunkturklima-Indikatoren für alle betrachteten Branchen immer noch unter dem neutralen Wert von 100. Die Industrie steht mit 99 Punkten vergleichsweise gut da, der Indexwert ist um vier Punkte gestiegen. Zwar hat sich die Einschätzung der zukünftigen Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten weiter eingetrübt, die aktuelle Geschäftslage beurteilen allerdings 39 Prozent der Industriebetriebe als gut und 47 Prozent immerhin als befriedigend. Dagegen ist der Index der Dienstleistungswirtschaft um 18 Punkte auf aktuell 82 Punkte gefallen. Die Konjunkturklimaindikatoren des Großhandels und des Einzelhandels sind zwar um zehn bzw. vier Punkte angestiegen, bleiben aber mit 66 Punkten für den Großhandel und 81 Punkten für den Einzelhandel auf niedrigem Niveau.
Neben dem Konjunkturbericht für Nordostniedersachsen bietet die IHKLW gemeinsam mit der IHK Braunschweig einen Konjunkturbericht für den Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg an. Beide Berichte mit weiteren Daten, Grafiken und Erläuterungen sind zu finden unter: www.ihk.de/ihklw/konjunktur
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Lüneburg, 18. April 2024