Energiepreise senken, Angebot ausweiten und Grundlast sichern

Energie für eine nachhaltige Industrie – die heute startende Hannover Messe setzt einen klaren Fokus, der auch die regionale Wirtschaft umtreibt, oder besser: unter Druck setzt. „Die Energiepreise sind weiterhin viel zu hoch und befinden sich spürbar oberhalb des Vorkrisenniveaus. So liegt der Börsenstrompreis trotz Preissenkungen in 2023 doppelt so hoch wie 2019. Industriekunden zahlen in unserem Nachbarland Frankreich die Hälfte. Zusammen mit Steuern, Netzentgelten und Umlagen sind die Energiekosten bis zu viermal so hoch wie in anderen Ländern. Allerdings kann nur eine wettbewerbsfähige deutsche Wirtschaft durch wirtschaftlichen Erfolg Wohlstand sichern und Investitionen in Klimaschutz ermöglichen“, kommentiert Andreas Kirschenmann, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW). „Der Umbau unserer Energieversorgung wird noch Jahre dauern. Damit die hohen Energiekosten unseren Industrie- und Wirtschaftsstandort nicht dauerhaft schwächen, muss die Politik alles daransetzen, das Energieangebot massiv auszubauen und Steuern und Abgaben zu senken.“
Ein erheblicher Anteil der Stromkosten ist – vor allem im Norden Deutschlands – auf die Netzentgelte zurückzuführen, die zum Jahreswechsel 2023/2024 um rund 25 Prozent gestiegen sind. Die IHKLW kritisiert, dass aktuell diejenigen Länder besonders stark durch die Netzentgelte belastet werden, in denen viel Erneuerbare Energie erzeugt wird. „Wir brauchen eine bundesweite Regelung, die die Kosten für die Energiewende fair verteilt“, so Kirschenmann.
Wie stark sich die hohen Stromkosten auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken, zeigt das DIHK-Energiewende-Barometer 2023. Demnach erwägen 32 Prozent aller Unternehmen, Kapazitäten aufgrund gestiegener Energiepreise ins Ausland zu verlagern. Insbesondere die Industrie fährt zudem ihre Investitionen in Kernprozesse wie Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen zurück.
Andreas Kirschenmann: „Unsere Unternehmen brauchen im Vergleich mit den USA, Asien und mit unseren europäischen Nachbarn langfristig wettbewerbsfähige Energiepreise und eine verlässliche, wetterunabhängige und damit sichere Energieversorgung. Kraftwerke sollten wir erst dann abschalten, wenn Ersatz durch Energieerzeugungskapazitäten in mindestens gleichem Umfang bereitgestellt wird.“
Mit Blick auf das Partnerland Norwegen der diesjährigen Hannover Messe wird aus Sicht der regionalen Wirtschaft deutlich: „Die norwegischen Energieimporte sichern unsere Wettbewerbsfähigkeit. Gas ist als Brückentechnologie und zur Grundlastsicherung unverzichtbar so lange nicht genügend Energiespeicherkapazitäten und smarte Netze zur Verfügung stehen. Als einzige Brücke ist Gas jedoch nicht ausreichend. Für einen resilienten Energiemix zu wettbewerbsfähigen Preisen brauchen wir mehr wetterunabhängige Energieträger wie Geothermie, Biomasse und auch Kohlekraftwerke“, schlussfolgert Kirschenmann.
Die IHKLW fordert zusammen mit der DIHK zur Senkung der Energiepreise, die Stromsteuer nicht nur für die Industrie, sondern für alle Branchen zu senken und die Netzentgelte deutlich zu reduzieren.
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Lüneburg, 22. April 2024