Investitionen am Standort bleiben schwach – Rahmenbedingungen für Unternehmen kritisch

Konjunkturbarometer der Handelskammer Hamburg zeigt deutliche Eintrübung
Die Hamburger Wirtschaft startet mit spürbarem Gegenwind in den Herbst. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Handelskammer Hamburg zum Ende des dritten Quartals zeigt eine deutliche Eintrübung der Stimmung: Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen fallen ungünstiger aus als noch im Sommer.
Besonders alarmierend: Bei den Investitionen setzen mehr Unternehmen auf Rationalisierung und Erhalt des Status Quo, statt auf Wachstum. 66% nennen außerdem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als eines ihrer größten Geschäftsrisiken – so viele wie seit Jahren nicht mehr.
„Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen belasten die Hamburger Wirtschaft immer stärker. Unsere Unternehmen senden ein klares Alarmsignal. Sie brauchen dringend einen Befreiungsschlag bei bürokratischen Hemmnissen", ordnet Dr. Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, die Ergebnisse ein. „Hinzu kommt: Im Befragungszeitraum waren weder der Stopp der A26-Ost noch der Ausgang des sogenannten Zukunftsentscheids berücksichtigt – zwei Entwicklungen, die zusätzliche Unsicherheit für die Unternehmen mit sich bringen. Bundesregierung und Hamburger Senat müssen vertrauensbildende Signale für wettbewerbsfähige und verlässliche Rahmenbedingungen senden - jetzt! Die Hamburger Wirtschaft muss sich auf den zugesagten Erhalt und Ausbau der Infrastruktur verlassen können. Die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts hängt von einem sicheren Energieangebot, das günstig, grün und grundlastfähig ist, ab."

Sechs von zehn Unternehmen investieren in Status-Quo

Zum Ende des dritten Quartals 2025 zeigt sich: Viele Hamburger Firmen sind bei ihren Investitionen weiter vorsichtig. Rund die Hälfte der Befragten will in den kommenden Monaten ähnlich viel investieren wie bisher. Etwa 29 Prozent planen geringere Ausgaben, 21 Prozent wollen mehr investieren. Insgesamt bleibt die Investitionsbereitschaft damit schwach.
Auffällig ist außerdem: Viele Investitionen dienen nur dazu, bestehende Anlagen oder Technik zu ersetzen – also den laufenden Betrieb zu sichern, nicht um zu wachsen. Sechs von zehn investierenden Unternehmen nennen den sog. Ersatzbedarf, z.B. von Maschinen, als Hauptgrund für ihre Investitionen.

Mehr Ausgaben für Rationalisierung statt Wachstum

Binnen eines Jahres gehen Investitionen, die auf eine Ausweitung der Produktion oder neuer Geschäftsfelder abzielen, zurück. Stattdessen investieren viele Firmen in effizientere Abläufe, um Kosten zu senken. Kein Wunder: Mehr als die Hälfte der Unternehmen sieht die hohen Arbeitskosten als eines ihrer größten Risiken. Entsprechend ist der Anteil der Unternehmen, die in Rationalisierung investieren, binnen eines Jahres von 33 auf 38 Prozent gestiegen.

Weitere Ergebnisse des Konjunkturbarometers

  • Größte Risiken: wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (66 %), Inlandsnachfrage (56 %), Arbeitskosten (52 %)
  • Investitionen: 50 % gleichbleibend, 29 % rückläufig, 21 % steigend (Saldo: –7,6)
  • Beschäftigung: 66 % unverändert, 23 % rückläufig, 11 % zunehmend (Saldo: –12,2)
  • Exporte: Optimisten und Pessimisten halten sich die Waage (Saldo: 0)
  • Branchen mit besserem Geschäftsklima: Finanzsektor (123 Punkte), IT-Wirtschaft (102 Punkte), Gesundheitswirtschaft (96 Punkte)
  • Schwächste Branchen: Groß- und Außenhandel (61 Punkte), Einzelhandel (64 Punkte), Medienwirtschaft (67 Punkte)
  • Befragung: 587 Antworten Hamburger Unternehmen, erhoben zwischen dem 18. September und 6. Oktober 2025.
Das Geschäftsklima sinkt auf 84,4 Punkte – weit unter dem langfristigen Durchschnitt (106,3 Punkte) und unter dem Vorquartal (94,9 Punkte). Nur 19 % der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, 29 % als schlecht (Saldo: –9,6). Auch die Erwartungen verschlechtern sich: 31 % rechnen mit einer ungünstigeren Entwicklung, nur 10 % mit einer Verbesserung (Saldo: –21,1).
Die vollständige Auswertung mit Grafiken gibt es hier.

Hamburg braucht eine Zukunftsstrategie: Handelskammer legt Update der Standortstrategie “Hamburg 2040: Wie wollen wir künftig leben - und wovon” vor

Die Ergebnisse des Konjunkturbarometers zeigen: Hamburg braucht stabile Rahmenbedingungen – und zugleich einen klaren Zukunftskurs. Vor diesem Hintergrund und den aktuellen globalen Entwicklungen hat die Handelskammer ihre Standortstrategie überarbeitet. Resilienz, Künstliche Intelligenz und Bürokratieabbau sind jetzt zentrale Handlungsfelder, ergänzt durch Energiepreise und geopolitische Risiken. Das Zielbild: Ein resilientes, digitales, weltoffenes Hamburg, das seine Wirtschaftskraft sichert und den Wandel aktiv gestaltet.
Die überarbeitete Strategie finden Sie hier: ⁣Update der Strategie Hamburg 2040.