Update der Strategie Hamburg 2040
Die Standortstrategie der Handelskammer „Hamburg 2040: Wie wollen wir künftig leben – und wovon?“ wurde 2020 inmitten der Coronapandemie ins Leben gerufen, um die langfristige wirtschaftliche Entwicklung der Stadt aktiv zu gestalten und Hamburg als führenden Wirtschaftsstandort zu positionieren. Schon vor fünf Jahren war klar: Wir benötigen eine Strategie mit Weitblick, die strukturelle Probleme adressiert.
Seither haben sich die globalen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend verändert: Energiekrise, Inflation und zunehmende geopolitische Spannungen, unter anderem durch den Ukraine-Krieg, haben zu Unsicherheit geführt. Bestehende Herausforderungen wurden verschärft und neue Fragestellungen aufgeworfen. Hamburg hat sich in vielen Bereichen positiv entwickelt, doch international wächst der Wettbewerbsdruck – Deutschland droht wirtschaftlich zurückzufallen. Als größter Industrie- und Außenwirtschaftsstandort spielt Hamburg eine herausgehobene Rolle für Deutschland insgesamt. Eine langfristige Strategie ist wichtiger denn je, das bestätigt auch eine aktuelle Forsa-Umfrage unter Hamburger Unternehmen. Demnach erkennen 63 Prozent der Unternehmen keine solche Strategie der Politik für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Hamburg.
Aktuelle Rahmenbedingungen für Unternehmen
- Ein großes Hemmnis ist die Bürokratie: 95 Prozent der Betriebe in Deutschland halten laut DIHK-Unternehmensbarometer − an dem sich auch Hamburger Unternehmen beteiligt haben − den Abbau bürokratischer Hürden für eine der wichtigsten Aufgaben der Politik.
- Fehlende Innovationskraft ist ein weiterer Faktor, der Hamburg gefährdet. Wir rangieren beim Regional Competitiveness Index der EU nur auf Platz 15, weit hinter Städten wie Utrecht oder Kopenhagen. Auch bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung bleibt Hamburg deutlich hinter den südlichen Bundesländern und anderen Stadtstaaten zurück. Unternehmen in Baden-Württemberg investieren beispielsweise anteilig fast das Fünffache des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung.
- Resilienz und Sicherheit unserer Wirtschaft stehen heute stärker im Fokus. Lieferkettenkrisen, geopolitische Spannungen und neue Sicherheitsrisiken, wie Angriffe auf maritime Handelsrouten, erfordern eine strategische Neuausrichtung. Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit unserer Wirtschaft muss daher höchste Priorität haben. Hamburg muss sich zudem stärker in der Bundespolitik positionieren, um eine wirtschaftsfreundliche Agenda und internationale Wettbewerbsfähigkeit voranzutreiben. Dieses Thema gerät in aktuellen politischen Debatten in den Hintergrund.
Unser Zielbild
Die bereits umgesetzten Maßnahmen, erreichten Meilensteine und bestehenden Herausforderungen zeigen, dass das Standortmanagement immer komplexer wird. Seit 2020 sind keine Themen entfallen – im Gegenteil, neue sind hinzugekommen. Um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Transformation erfolgreich zu gestalten, müssen wir gezielt handeln: Stärken ausbauen, strukturelle Barrieren abbauen und neue Wachstumsfelder erschließen. Genau hier setzt unser überarbeitetes Zielbild an.
Acht Handlungsfelder für Hamburgs Zukunft
- Handlungsfeld 1: Innovationen & Startups fördern - Unternehmen transformieren und neu ansiedeln
- Hamburger Zukunftsstiftung zur Innovationsförderung gründen, finanziert aus zukünftigen Dividenden und aus den privatwirtschaftlichen Beteiligungen der Stadt in Verbindung mit privatem Kapital
- Sonderinnovationszonen für beschleunigte Technologieentwicklung einrichten
- Risikokapital-Zugang verbessern, Finanzbranche stärker in Innovationsförderung einbinden
- Datenwissenschaften & KI als Innovationsmotoren stärken
- Hamburg als KI-/AI-Standort aufstellen
- Informatik- & Datenwissenschaft-Studiengänge ausbauen
- Kinder & Jugendliche für MINT begeistern (z. B. Hacker School, TUMO)
- Fachkräfte aus dem Ausland gezielt gewinnen
- Chancenfelder & Schlüsseltechnologien weiter gezielt fördern
- Starke Ökosysteme fördern bei KI, Quantentechnologie, Materialforschung und 3D-Druck
- Mobilität (z. B. autonome Transportsysteme)
- Nachhaltigkeit (z. B. Food Innovation)
- Urbanisierung (z. B. nachhaltiges Bauen)
- Gesundheit (z. B. Infektionsforschung)
- Innovationsagentur der Metropolregion als Wissens- & Technologietransfer-Treiber wie geplant umsetzen
- Öffentliche Daten bereitstellen & Urban Data Platform Hamburg ausbauen
- Unternehmensdaten integrieren
- Mittelfristig: Auf einen gemeinsamen und einheitlichen Datenhaushalt in Norddeutschland ausweiten
- Regionale Innovationsstrategie mit Stakeholdern evaluieren & weiterentwickeln
- Handlunsgfeld 2: Lebenswerte Metropole entwickeln – Attraktivität Hamburgs steigern
- 15-Minuten-Stadt-Prinzip umsetzen, mehr öffentliche Investitionen in professionelles Quartiersmanagement investieren, Unternehmen stärker einbinden
- Nutzungsmischung & Infrastruktur durch Mapping-Tools (z. B. HK Maps) analysieren & optimieren
- Kulturelle & touristische Highlights ausbauen
- Museen & Kunstszene stärken
- Innenstadt als Leuchtturmprojekt etablieren
- Medienwirtschaft als Standortfaktor sichern
- Sport als Imagefaktor nutzen
- Internationale Großsportevents ausrichten
- Olympische & Paralympische Spiele 2040 als strategisches Ziel und Katalysator für die gesamte Standortentwicklung anvisieren
- Handlungsfeld 3: Internationale Vernetzung ausbauen – Resilienz sichern
- Resilienz der Hamburger Wirtschaft gegenüber externen Krisen, geopolitischen Spannungen und Handelsbarrieren stärken
- Hamburgs Außenwirtschaftsförderung neu ausrichten
- Fokus auf Diversifizierung, Innovationsfähigkeit & Nachhaltigkeit sowie die Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen legen
- Kritische Infrastruktur gegen Cyber- & geopolitische Risiken schützen, einseitige Abhängigkeiten vermeiden
- Neben der Pflege traditioneller Beziehungen auch neue internationale Partnerschaften mit zukunftsorientierten Regionen forcieren (z. B. Dubai, Tel Aviv, Boston)
- Handlungsfeld 4: Mobilität – Verkehr der Zukunft etablieren
- Neue Verkehrs- und Mobilitätslösungen im Hafen und der gesamten Stadt etablieren (z. B. eine Magnetschwebebahn)
- Hamburg als führende Verkehrshauptstadt für KI-gestützte Mobilität etablieren
- Autonome Transportsysteme fördern
- Verkehrsanbindungen verbessern
- Mehr interkontinentale Direktflüge anbieten & Hochgeschwindigkeitszüge einsetzen
- Kooperationen mit internationalen Flughäfen (z. B. Kopenhagen) durchführen, Flugverbindungen ausbauen, Betriebszeiten am HAM sicherstellen
- Handlungsfeld 5: Klimaneutral werden – Energieversorgung sichern
- Klimaneutrale Wirtschaft bis 2040 – Zusammenarbeit mit OECD: Hamburg als Vorreiter für Klimaschutz, Nachhaltigkeit & Wettbewerbsfähigkeit positionieren
- Unternehmen aktiv in die Klimatransformation einbinden
- Unterstützende Wirtschaftspolitik ermöglichen, geeignete Rahmenbedingungen schaffen – ohne Überregulierung oder starre Beitragspflichten
- Erneuerbare Energie-Infrastruktur ausbauen, preislich wettbewerbsfähige Strompreise schaffen
- Wasserstoff- & Verkehrsinfrastruktur ausbauen
- Fokus auf Hamburger Industrie richten
- Kreislaufwirtschaft stärken
- Bei industriellen Prozessen auf regenerative Energieträger, insbesondere auf grünen Strom, Wasserstoff und dessen Derivate, setzen •
- Grundvoraussetzung: Grundlastfähigen, grünen Strom für alle Unternehmen zugänglich machen
- Handlungsfeld 6: Hafen transformieren
- Digitalisierung & KI im Hafen konsequent vorantreiben
- Hafen als „Energiehafen“ entwickeln
- Importterminals, Lagerstätten & Landstromversorgung ausbauen
- Flächennutzung für Green Technology optimieren
- Hafeninfrastruktur modernisieren
- Importterminals für erneuerbare Energien entwickeln
- Geeignete Lagerstätten schaffen
- Landstromversorgung für Schiffe vollständig ausbauen
- E-Ladesäulen für Lkw installieren Mutiger Flächenzuschnitt für Steinwerder als Innovations- und Wachstumskern Bund stärker in Verantwortung nehmen (u.a. Hafenlastenausgleich)
- Handlungsfeld 7: Fachkräfte gewinnen – Lebenslang lernen
- Fachkräftemangel bekämpfen
- Duale Berufsausbildung stärken
- Fachkräfte qualifizieren
- Erwerbsbeteiligung erhöhen
- Zuwanderung von Fachkräften steigern
- KI und Automatisierung vorantreiben
- Arbeitsbedingungen attraktiv gestalten
- Schulbildung auf nationales Spitzenniveau bringen
- Berufsorientierung verbessern, Existenzgründung als Option etablieren
- MINT- & digitale Bildung stärken
- Attraktive Ausbildungswege mit hoher Durchlässigkeit schaffen
- Azubi-Wohnheime & bezahlbaren Wohnraum fördern
- Lebenslanges Lernen durch flexible Fortbildungen verankern
- Fachkräftemangel bekämpfen
- Handlungsfeld 8: Bürokratie abbauen – Effizienz steigern
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Paradigmenwechsel zur Ermöglichungskultur
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Digitalisierung der Verwaltung beschleunigen
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Planungs- & Genehmigungsprozesse radikal verschlanken
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Transparente Kommunikation & Bürgerbeteiligung optimieren
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Partikularinteressen hinter gesamtstädtische Entwicklung zurückstellen
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