Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft
Hamburger Wirtschaft insgesamt
Eintrübung im Herbst
Wesentliche Konjunkturindikatoren weisen im Herbst 2025 negative Vorzeichen auf: Die aktuelle Geschäftslage, die Geschäftserwartungen sowie die Personal- und Investitionsplanungen Hamburger Unternehmen fallen dabei noch ungünstiger aus als bei der Handelskammerbefragung vor drei Monaten. Bei den Exportaussichten halten sich optimistische und pessimistische Stimmen derzeit die Waage.
Für den auf 587 Antworten basierendem Handelskammer-Konjunkturbericht zum Ende des dritten Quartals 2025 wurden Hamburger Unternehmen zwischen dem 18. September und 6. Oktober befragt – vor dem Hintergrund anhaltender Unsicherheiten durch die US-Zollpolitik, den anhaltenden Krieg in der Ukraine und die Krise im Nahen Osten.
Mit 84,4 Punkten unterschreitet das Geschäftsklima für die Hamburger Wirtschaft auch zum Ende des dritten Quartals 2025 deutlich den langfristigen Mittelwert (106,3 Punkte seit dem Jahr 2000). Auch gegenüber den Befragungen im Vorquartal (94,9 Punkte) und im Vorjahresquartal (89,5 Punkte) ist das Geschäftsklima schlechter, weil sowohl die Einschätzungen zur aktuellen als auch zur künftigen Geschäftslage ungünstiger ausfallen.

- Erläuterungen zur Berechnung des Geschäftsklimas
Der errechnete Geschäftsklimaindikator für die Hamburger Wirtschaft und die jeweiligen Branchen ergibt sich aus den Beurteilungen zur aktuellen Lage und der zukünftigen Entwicklung. Die daraus resultierenden Werte liegen zwischen 0 und 200 Indexpunkten.Beurteilung der derzeitigen Geschäftslage in %Erwartungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Geschäftslage in %GeschäftsklimaGutBefriedigendSchlechtEher günstigerEtwa gleichbleibendEher ungünstigerTestpunkte1000010000200,05050050500150,05005050050100,0050500505050,000100001000,0
Von den Umfrageteilnehmenden bewerten zum Ende des dritten Quartals 2025 rund die Hälfte (51,6 %) ihre aktuelle Geschäftslage als „befriedigend bzw. saisonüblich“. Für 19,4 % ist diese „gut“, für 29,0 % „schlecht“, woraus sich nun wieder ein negativer Saldo (-9,6) ergibt. Bei der Befragung im Vorquartal gab es in etwa gleich viele Antworten „gut“ und „schlecht“ (Saldo: +0,7), im Vorjahresquartal war der Überhang der negativen Stimmen geringer (-5,1). Deutlich mehr Antworten „schlecht“ als „gut“ sind zum Ende des dritten Quartals 2025 im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: -20,7), Gastgewerbe (-23,3), Einzelhandel (-30,6), in der Medienwirtschaft (-31,7) sowie vor allem im Groß- und Außenhandel (-46,4) zu verzeichnen. Hingegen ist vor allem im Finanzsektor (+42,9) die Stimmung insgesamt positiv.
Befragt nach den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate ergibt sich wie bei den 14 Quartalsbefragungen zuvor der gleiche Befund: Die pessimistischen Stimmen sind zahlreicher als die optimistischen. Zum Ende des dritten Quartals 2025 sehen von den an der Handelskammer-Konjunkturumfrage teilnehmenden Unternehmen 31,3 % eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage voraus, 10,2 % eine „eher günstigere“ Geschäftslage (aktueller Saldo: -21,1; Vorquartal: -10,4; Vorjahr: -15,4). Mehrheitlich gehen die hiesigen Unternehmen davon aus, dass die eigene Geschäftslage in etwa gleichbleibend sein wird (58,5 %). Besonders pessimistisch blicken zum Ende des dritten Quartals 2025 der Groß- und Außenhandel (Saldo: -30,4), die Medienwirtschaft (-35,0), das Gastgewerbe (-36,5), der Einzelhandel (-41,7) sowie das Baugewerbe (-43,4) den kommenden zwölf Monaten entgegen. Optimismus dominiert hingegen im Finanzsektor (Saldo: +6,2) und in der IT-Wirtschaft (+16,1).

Unter den größten Geschäftsrisiken in den kommenden zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich) rangieren ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen auch zum Ende des dritten Quartals 2025 auf Platz eins, aktuell benannt von zwei von drei Unternehmen (66,3 %). Augenfällig ist die noch höhere Relevanz im Vergleich zu den Befragungen im Vorquartal und Vorjahresquartal (59,3 bzw. 61,4 %). Bemerkenswert ist zudem, dass seit der Implementierung der Frage nach den größten Geschäftsrisiken vor 15 Jahren nur einmal ein höherer Wert zu verzeichnen war (67,2 % zum Ende des vierten Quartals 2024). Für jeweils mehr als die Hälfte der Unternehmen zählen aktuell die Inlandsnachfrage (56,4 %; Vorquartal: 53,8 %; Vorjahresquartal: 58, 4%) bzw. Arbeitskosten (52,1 %; 47,5 %; 52,9 %) zu ihren größten Geschäftsrisiken. Zum fünften Mal in Folge hat der Fachkräftemangel etwas an Brisanz verloren (aktuell benannt von 43,5 %; Vorquartal: 47,5 %; Vorjahresquartal: 56,6 %). Zu den größten Geschäftsrisiken zählen des Weiteren Energie- und Rohstoffpreise (aktuell: 37,6 %; Vorquartal: 34,0 %; Vorjahresquartal: 32,6 %), die Auslandsnachfrage (28,3 %; 20,7 %; 21,8 %), Finanzierungsschwierigkeiten (9,3 %; 11,0 %; 9,6 %) sowie Wechselkursrisiken (6,9 %; 9,9 %; 3,4 %).

Zum Ende des dritten Quartals 2025 sind die Investitions- und Personalpläne hiesiger Unternehmen alles in allem zurückhaltend. Jeder zweite Umfrageteilnehmende (50,4 %) rechnet mit in etwa gleichbleibenden Investitionsausgaben in den kommenden zwölf Monaten. 28,6 % der Unternehmen sehen geringere und 21,0 % hingegen höhere Ausgaben vor (Saldo: -7,6). Damit hält die Investitionsschwäche weiter an (Wert im Vorquartal: -6,4; Vorjahresquartal: -5,8).
Ersatzbedarf ist auch zum Ende des dritten Quartals 2025 das am häufigsten (von 61,3 % der Antwortenden) genannte Hauptmotiv für inländische Investitionen. Weitere Hauptmotive (Mehrfachnennungen möglich) sind Rationalisierung (38,2 %), Produktinnovation (32,8 %), Kapazitätsausweitung (21,1 %) sowie Umweltschutz (15,4 %).
Während zwei von drei Unternehmen (66,2 %) einen in etwa gleichbleibenden Beschäftigtenstand in den kommenden zwölf Monaten anstreben, gehen 10,8 % von einer höheren und 23,0 % von einer geringeren Beschäftigtenzahl aus. Der aktuelle Saldo (-12,2) fällt merklich schlechter aus als im Vorquartal (+1,9) und Vorjahresquartal (-2,3). Bei der Einordnung dieser Werte ist zu berücksichtigen, dass angesichts von Fachkräftemangel, Fluktuationen und Renteneintritten insbesondere größere Unternehmen in der Regel fortlaufend Personal suchen, auch wenn zum Beispiel die Anzahl der Beschäftigten in der Summe unverändert bleibt oder gar sinkt. Branchen, in denen merkliche Beschäftigtenzuwächse in den kommenden zwölf Monaten zu erwarten sind, bleiben rar: die Gesundheitswirtschaft (Saldo: +5,1) sowie der Finanzsektor (+22,4).


Zum Ende des dritten Quartals 2025 halten sich bei den Exportaussichten optimistische und pessimistische Stimmen die Waage. Jeweils 16,2 % der international agierenden Unternehmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit einem höheren bzw. einem geringeren Exportvolumen (Saldo: 0; Vorquartal: -6,1; Vorjahresquartal: +14,1). Zwei von drei Antwortenden (67,6 %) gehen von einem in etwa gleichbleibenden Exportvolumen aus.
Bei außenwirtschaftlich aktiven Dienstleistern sind die Exportaussichten (aktueller Saldo: +7,1; Vorquartal: -8,2; Vorjahresquartal: +11,4) besser als im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: -2,7 ; -5,3 ; +15,6).

Einzelne Wirtschaftszweige
Zu den Branchen, in denen zum Ende des dritten Quartals 2025 das Geschäftsklima besser als in der Hamburger Wirtschaft insgesamt (84,4 Punkte) ist, zählen überwiegend personen- sowie unternehmensbezogene Dienstleistungen (94,0 bzw. 94,3 Punkte; Vorquartal: 108,7 bzw. 105,9 Punkte), das Grundstücks- und Wohnungswesen (95,4 Punkte; Vorquartal: 104,9 Punkte), die Gesundheitswirtschaft (95,5 Punkte; 127,8 Punkte), die IT-Wirtschaft (102,3 Punkte; 115,9 Punkte) sowie der Finanzsektor (123,2 Punkte; 131,6 Punkte). Merklich schlechter ist das Geschäftsklima hingegen im Verarbeitenden Gewerbe (aktuell: 81,2 Punkte; Vorquartal: 91,4 Punkte), Verkehrsgewerbe (80,9 Punkte; 87,6 Punkte), Baugewerbe (74,4 Punkte; 110,0 Punkte), Gastgewerbe (69,8 Punkte; 70,5 Punkte), in der Medienwirtschaft (66,6 Punkte; 81,8 Punkte), im Einzelhandel (63,6 Punkte; 76,4 Punkte) sowie im Groß- und Außenhandel (61,0 Punkte; 68,7 Punkte).













Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Fiskalpolitik wird deutscher Wirtschaft neue Impulse geben
Die deutsche Wirtschaft stagnierte insgesamt im 1. Halbjahr 2025; das reale Bruttoinlandsprodukt sank im 2. Quartal um 0,3 %, wie es im ersten gestiegen war. Dabei spielten teils Sondereffekte eine Rolle, zudem hat die neue Regierung erst im Mai ihre Arbeit aufgenommen und die Wirtschaft wartete noch ab. Nachdem die Koalitionsparteien schon vor Amtsantritt der Regierung die Verschuldungsmöglichkeiten für die Bereiche Infrastruktur und Verteidigung stark erweitert hatte, hat sie inzwischen auch Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen eingeleitet. Dies sollte die Zurückhaltung bei Investoren lockern und künftig für Wachstumsimpulse sorgen. Der private Konsum stützt seit geraumer Zeit die Konjunktur. Weiter dämpfende Einflüsse kommen jedoch von der Exportseite, denn trotz des Zoll-Deals mit den USA sind die Zölle auf US-Exporte nun höher als in der Vor-Trump-Ära. Insgesamt werden künftig aber die positiven die negativen Impulse überwiegen, so dass noch dieses Jahres mit einer allmählichen Wiederbelebung der Wirtschaft zu rechnen ist, die sich im nächsten Jahr dann verstärkt fortsetzt. Das HWWI rechnet für 2025 im Jahresdurchschnitt mit einem Wirtschaftswachstum von 0,25 % und für 2026 mit 1,5 %.
Die Inflationsrate lag in den vergangenen Monaten nahe der Stabilitätsmarke von 2 %. Die Kernrate hält sich allerdings weiterhin bei 2,75 %. Mit nachlassendem Druck seitens der Arbeitskosten dürfte sich aber die Inflationsrate bei 2 % stabilisieren.
Die Risiken für diese Prognose bleiben angesichts vielfältiger geopolitischer Spannungen hoch. Der Zoll-Deal mit den USA ist recht unzuverlässig. Von der neuen Regierung ist die wirtschaftspolitische Wende eingeleitet, aber trotz der Sonderverschuldungsmöglichkeiten für Infrastruktur und Verteidigung zeichnen sich zunehmend Finanzierungsengpässe und Meinungsverschiedenheiten zur Steuer- und Sozialpolitik unter den Koalitionspartnern ab.
50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen
Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
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Teilnahme an der Hamburger Konjunkturbefragung
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Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2023 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht die DIHK auf ihrer Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.