Konjunkturelle Lage

Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft

Hamburger Wirtschaft insgesamt

Hamburgs Wirtschaft kämpft

Eine uneinheitliche konjunkturelle Konstellation ergibt sich im Sommer 2023 in der Hamburger Wirtschaft. Während die aktuelle Geschäftslage und
die Exportaussichten alles in allem positiv sind, fallen die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate merklich pessimistisch aus. Die Personal- und Investitionsplanungen sind entsprechend verhalten.
Insgesamt 548 – zwischen dem 22. Juni und 6. Juli 2023 eingetroffene – Antworten Hamburger Unternehmen liegen dem Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des zweiten Quartals 2023 zugrunde. 
Der Geschäftsklimaindikator für die Hamburger Wirtschaft (gemessen auf einer Skala von 0 bis 200 Punkten) hat zum Ende des zweiten Quartals 2023 nachgegeben und notiert nun wieder merklich unterhalb des langfristigen Mittelwerts (108 Punkte seit dem Jahr 2000). Dieser Rückgang um 8,4 Punkte – von 104,3 Punkten zum Ende des ersten Quartals 2023 auf nunmehr 95,9 Punkte – ist auf Revisionen der Geschäftserwartungen innerhalb der letzten drei Monate zurückzuführen. Hingegen fallen die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage in der hiesigen Wirtschaft insgesamt sogar etwas besser aus als bei der vorherigen Handelskammerbefragung unter Hamburger Unternehmen.
Zum Ende des zweiten Quartals 2023 ist für mehr als die Hälfte (55,0 %) der an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen die eigene aktuelle Geschäftslage „befriedigend bzw. saisonüblich“. „Gut“ sagen 30,5 %, „schlecht“ wiederum 14,5 % der Unternehmen. Der sich hieraus ergebende Lagesaldo fällt mit +16,0 noch etwas besser aus als bei der Befragung vor drei Monaten (Saldo im Vorquartal: +14,1) und annähernd so wie im Sommer 2022 (Saldo im Vorjahresquartal: +18,7). Überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage sind hiesige
Unternehmen im Gastgewerbe (Saldo: +28,8), Verarbeitenden Gewerbe (+34,4) und vor allem im Baugewerbe (+48,0). Andererseits zählen zu jenen Branchen, in denen die Lagesalden derzeit negativ sind, die Medienwirtschaft (-10,2), der Groß- und Außenhandel (-14,9) sowie die Gesundheitswirtschaft (-20,9).
Den eher positiven Einschätzungen zur Gegenwart steht ein per saldo pessimistischer Blick in die Zukunft entgegen – wie bei den fünf Quartalsbefragungen zuvor. Während 34,8 % der antwortenden Unternehmen eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage in den kommenden
zwölf Monaten erwarten, gehen lediglich 14,1 % von einer „eher günstigeren“ Geschäftslage aus. Der daraus resultierende Saldo von -20,7 spiegelt
sichtlich pessimistische Geschäftserwartungen wider – nicht ganz so ausgeprägt wie bei der Befragung vor einem Jahr (Saldo im Vorjahresquartal: -32,8), aber deutlich stärker als bei der letzten Befragung (Saldo im Vorquartal: -4,7). Zum Ende des zweiten Quartals 2023 rechnet die Hälfte der Unternehmen (51,1 %) mit einer in etwa gleichbleibenden Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. Was einzelne Branchen anbelangt,
überwiegen jeweils pessimistische Geschäftserwartungen unter anderem im Verkehrsgewerbe (aktueller Saldo: -31,9), bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (-32,0), in der Medienwirtschaft (-35,1), im Baugewerbe (-35,2) sowie insbesondere im Einzelhandel (-45,4), im Groß- und Außenhandel (-47,4) sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen (-50,9). Optimismus dominiert hingegen bei überwiegend personenbezogenen
Dienstleistern (aktueller Saldo: +6,1), in der Gesundheitswirtschaft (+14,2) sowie im Finanzsektor (+15,3). 
Wie bei den Befragungen vor drei und zwölf Monaten bezeichnen auch zum Ende des zweiten Quartals 2023 rund zwei von drei der an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen (aktuell: 65,6 %; Vorquartal: 65,7 %; Vorjahresquartal: 67,8 %) den Fachkräftemangel als eines der größten Risiken bei der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich). Von etwa jedem zweiten Unternehmen werden jeweils die folgenden Risiken benannt: schwache Inlandsnachfrage (aktueller Wert:
50,4 %; Vorquartal: 46,4 %; Vorjahresquartal: 47,3 %), ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (49,3 %; 48,9 %; 52,5 %), Energie- und Rohstoffpreise (48,6 %; 52,6 %; 69,4 %) sowie hohe Arbeitskosten (46,6 %; 47,4 %; 45,9 %). Mit Abstand folgen im Ranking der größten Geschäftsrisiken die Aspekte schwache Auslandsnachfrage (22,2 %; 18,9 %; 19,1 %), Finanzierungsschwierigkeiten (11,0 %; 9,4 %; 9,9 %) sowie Wechselkursrisiken (2,8 %; 6,1 %; 7,8 %).
Vor dem Hintergrund insgesamt merklich pessimistischer Geschäftserwartungen fallen die Personal- und Investitionsplanungen in der Hamburger Wirtschaft zum Ende des zweiten Quartals 2023 zurückhaltend aus: 13,1 % der Unternehmen sehen eine Aufstockung, 15,0 % eine Reduzierung ihrer Beschäftigtenzahl in den kommenden zwölf Monaten vor (Saldo: -1,9; Vorquartal: +8,0; Vorjahresquartal: +4,6). Die meisten Unternehmen, sieben von zehn (71,9 %), kalkulieren mit einer in etwa gleichbleibenden Beschäftigtenzahl. Bei verhaltenen Personalplanungen einerseits und Fachkräftemangel als einem der größten Geschäftsrisiken andererseits ist zu beachten, dass angesichts von betrieblichen Fluktuationen und Renteneintritten auch dann Personal gesucht wird, wenn zum Beispiel der Beschäftigtenstand in den kommenden zwölf Monaten konstant gehalten werden soll.
In etwa gleichbleibende Ausgaben für Investitionen im Inland in den kommenden zwölf Monaten beabsichtigt rund jedes zweite Unternehmen (51,4 %). 24,1 % planen höhere, während 24,5 % der Unternehmen geringere Investitionsausgaben beabsichtigen (Saldo: -0,4; Vorquartal: +12,3; Vorjahresquartal: +11,0).
Auch zum Ende des zweiten Quartals 2023 bleiben die Exportaussichten der Hamburger Wirtschaft alles in allem optimistisch. 29,2 % der an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Unternehmen mit außenwirtschaftlichen Aktivitäten erwarten höhere, 17,2 % geringere eigene Exporte in den kommenden zwölf Monaten (aktueller Saldo: +12,0; Vorquartal: +17,0; Vorjahresquartal: +5,5). Ein in etwa gleichbleibendes Exportvolumen prognostizieren gut die Hälfte der Unternehmen (53,6 %). Bei dieser Quartalsbefragung sind die Einschätzungen im hiesigen Verarbeitenden Gewerbe (aktueller Saldo: +14,2; Vorquartal: +29,6; Vorjahresquartal: +19,5) und bei international engagierten Dienstleistungsunternehmen (+7,8; -23,5; -16,5) ähnlich.

Einzelne Wirtschaftszweige

Weitgehend in Einklang mit dem Geschäftsklima für die Hamburger Wirtschaft insgesamt (95,9 Punkte; Vorquartal: 104,3 Punkte) bewegen sich zum Ende des zweiten Quartals 2023 die Klimawerte für die Gesundheitswirtschaft (95 Punkte; Vorquartal: 117,0 Punkte) und das Baugewerbe (97,9 Punkte; 118,3 Punkte). Vergleichsweise günstig ist das Geschäftsklima bei überwiegend unternehmens- und personenbezogenen Dienstleistern (105,2 bzw. 105,9 Punkte; Vorquartal: 102,4 bzw. 105,0 Punkte), in der IT-Wirtschaft (106,2 Punkte; 118,1 Punkte), im Gastgewerbe (108,4 Punkte; 128,4 Punkte), Verarbeitenden Gewerbe (112,6 Punkte; 127,1 Punkte) sowie im Finanzsektor (118,1 Punkte; 125,3 Punkte). Vergleichsweise ungünstig ist das Geschäftsklima zum Ende des zweiten Quartals 2023 hingegen bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (91,8 Punkte; Vorquartal: 106,7 Punkte), im Verkehrsgewerbe (84,9 Punkte; 88,2 Punkte), Grundstücks- und Wohnungswesen (78,5 Punkte; 78,0 Punkte), in der Medienwirtschaft (76,4 Punkte; 65,9 Punkte), im Einzelhandel (76,2 Punkte; 79,9 Punkte) sowie insbesondere im Groß- und Außenhandel (67,0 Punkte; 87,0 Punkte).

Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: 2023 bleibt für deutsche Wirtschaft schwierig

  • Inflationsdruck verringert sich erst langsam
  • Bremseffekte durch restriktive Geldpolitik
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) rechnet im weiteren Jahresverlauf 2023 allenfalls mit einer graduellen Erholung der deutschen Wirtschaft. Die Bremseffekte werden durch eine restriktive Geldpolitik ausgelöst. Das HWWI erwartet für 2023 insgesamt ein negatives Wirtschaftswachstum von –0,5 Prozent. 2024 könnte die Wirtschaft mit 1,25 Prozent wieder merklich wachsen. Voraussetzungen dafür sind keine weitere Verschärfung der Geldpolitik oder der geopolitischen Unsicherheiten.
Der Inflationshöhepunkt ist überschritten, der Anstieg der Verbraucherpreise ist mit 6,4 Prozent aber noch hoch. Gesunkene Energie- und andere Rohstoffpreise lassen einen weiteren Rückgang erwarten. Bis Ende dieses Jahres könnte die Inflationsrate unter 4 Prozent sinken, aber auch bis Ende 2024 mit 2,5 Prozent noch nicht ganz wieder die 2-Prozent-Stabilitätsmarke erreichen.
Die Risiken für eine ungünstigere Entwicklung sind allerdings erheblich. Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nun vor der Herausforderung, weitere geldpolitische Impulse so zu richten, dass einerseits der eingeleitete Disinflationsprozess erfolgreich abgeschlossen werden kann, andererseits die Konjunktur nicht völlig abgewürgt wird. Im Lichte der kräftigen Lohnsteigerungen werden im laufenden Jahr eher noch weitere Zinsschritte nötig
sein, um das Ziel der Stabilisierung des Preisniveaus im nächsten Jahr zumindest annähernd zu erreichen.

50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen  

Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist im Jubiläumsjahr 2021 die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2020 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Das Online-Prognosetool Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg finden Sie unter www.fkm-hamburg.de.

Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer

Seit Herbst 1977 führt der DIHK zweimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht der DIHK auf seiner Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.