Konjunkturelle Lage
Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft
Hamburger Wirtschaft insgesamt
2025: Kein Aufschwung in Sicht
Zum Jahreswechsel 2024/2025 halten annähernd gleich viele Hamburger Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage für gut beziehungsweise für schlecht. Bei den Geschäftserwartungen für 2025 überwiegen laut Handelskammerumfrage merklich die pessimistischen gegenüber den optimistischen Stimmen. Die Personal- und Investitionsplanungen für das Jahr sind entsprechend gedämpft. Positive konjunkturelle Impulse könnten 2025 von den Exporten des hiesigen Verarbeitenden Gewerbes ausgehen.
Das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des vierten Quartals 2024 fußt auf 680 Antworten von Hamburger Unternehmen. Die vom 12. Dezember 2024 bis zum 8. Januar 2025 laufende Befragung fand nach dem am 6. November 2024 erfolgten Bruch der Regierungskoalition in Deutschland statt.
Die Hamburger Wirtschaft stagniert weiterhin. Im zwölften Quartal in Folge liegt das Geschäftsklima unterhalb des langfristigen Mittelwerts (107 Punkte seit dem Jahr 2000). Zum Ende des vierten Quartals 2024 sind es 93,3 Punkte, immerhin 3,8 Punkte mehr als bei der Befragung vor drei Monaten. Bei den beiden in den Handelskammer-Geschäftsklimaindikator einfließenden Größen ist auffällig, dass die aktuelle Geschäftslage sich insgesamt verbessert hat, während die Geschäftserwartungen in gleichem Ausmaß wie im Herbst per saldo im negativen Bereich verharren.
Auf die Frage „Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Lage Ihres Unternehmens?“ antworten zum Ende des vierten Quartals 2024 48,2 % der Umfrageteilnehmer mit „befriedigende bzw. saisonübliche Geschäftslage“, 27,3 % mit „gute Geschäftslage“ sowie 24,5 % mit „schlechte Geschäftslage“. Aus den beiden letztgenannten Antworten resultiert ein annähernd ausgeglichener, leicht positiver Saldo (+2,8), der merklich günstiger als im Vorquartal (-5,1) ausfällt. Auch im Vorjahresquartal ergab sich ein leichter Überhang der positiven Lageeinschätzungen (+2,4).
Zum Ende des vierten Quartals 2024 ist die gegenwärtige Lage je nach Branche recht unterschiedlich. Während unter anderem im Einzelhandel (Saldo: -5,3), Verarbeitenden Gewerbe (-7,0), Baugewerbe (-8,9), Verkehrsgewerbe (-10,7) und insbesondere im Groß- und Außenhandel (-44,9) insgesamt negative Lagebeurteilungen zu verzeichnen sind, gibt es demgegenüber mit der Gesundheitswirtschaft (Saldo: +19,5), der IT-Wirtschaft (+27,5), personenbezogenen Dienstleistern (+27,7), dem Gastgewerbe (+32,3), Grundstücks- und Wohnungswesen (+36,7) und dem Finanzsektor (+37,4) Branchen, in denen deutlich mehr Unternehmen ihre Geschäftslage mit „gut“ als mit „schlecht“ bewerten.
Von einer im Vergleich zum Ende des vierten Quartals 2024 in etwa gleichbleibenden eigenen Geschäftslage im Jahr 2025 gehen rund sechs von zehn der antwortenden Unternehmen (58,7 %) aus. Eine „eher günstigere“ Geschäftslage erwarten 13,0 %, eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage andererseits 28,3 % der Unternehmen (Saldo: -15,3). Damit sind seit nunmehr zwölf aufeinander folgenden Quartalen die Geschäftserwartungen in der Hamburger Wirtschaft insgesamt pessimistisch (Vorquartal: -15,4; Vorjahresquartal: -26,9). Der Jahresausblick 2025 fällt unter anderem im Baugewerbe (Saldo: -25,0), Groß- und Außenhandel (-29,8), in der Medienwirtschaft (-34,0) sowie im Einzelhandel (-38,8) besonders ungünstig aus. Eine merklich günstigere Geschäftslage im Vergleich zum Ende des vierten Quartals 2024 zeichnet sich für 2025 lediglich im Finanzsektor ab (Saldo: +17,8).
Im Vorfeld der anstehenden Wahlen zum Deutschen Bundestag und zur Hamburgischen Bürgerschaft zählen zum Ende des vierten Quartals 2024 zwei von drei Unternehmen (67,2 %) die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu dem oder einem der größten Risiken bei der eigenen Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich). Die Bedeutung dieses Themas hat im Vergleich zur Befragung im Vorquartal (61,4 %) und insbesondere im Vorjahresquartal (55,5 %) sichtlich zugenommen. Die Geschäftsrisiken Inlandsnachfrage und Arbeitskosten werden von 58,1 % bzw. 50,7 % der Unternehmen benannt (Werte im Vorquartal: 58,4 bzw. 52,9 %; Vorjahresquartal: 51,8 bzw. 49,3 %). Eine sinkende Tendenz ist beim Fachkräftemangel zu beobachten: Dieser ist aktuell für jedes zweite Unternehmen (49,9 %) das oder eines der größten Geschäftsrisiken – im Vorquartal (56,6 %) und im Vorjahresquartal (64,2 %) waren die Werte noch höher. Sortiert nach der Anzahl der Benennungen zum Ende des vierten Quartals 2024 folgen im Ranking der größten Geschäftsrisiken Energie- und Rohstoffpreise (aktuell: 44,1 %: Vorquartal: 32,6 %; Vorjahresquartal: 46,7 %), Auslandsnachfrage (22,2 %; 21,8 %; 24,1 %), Finanzierungsschwierigkeiten (10,2 %; 9,6 %; 10,1 %) sowie Wechselkursrisiken (3,8 %; 3,4 %; 1,7 %).
Die anhaltende Stagnation in der Hamburger Wirtschaft färbt auch auf den Arbeitsmarkt ab. Rund zwei von drei Unternehmen (64,0 %) planen zum Ende des vierten Quartals 2024 mit einem in etwa gleichbleibenden Personalbestand für das Jahr 2025. Eine höhere Beschäftigtenzahl streben 16,5 %, eine geringere Beschäftigtenzahl hingegen 19,5 % der Unternehmen an (Saldo: -3,0; Vorquartal: -2,3; Vorjahresquartal: -3,4). Bei der Einordnung dieser Werte ist zu berücksichtigen, dass angesichts von Fachkräftemangel, Fluktuationen und Renteneintritten insbesondere größere Unternehmen in der Regel fortlaufend Personal suchen, auch wenn zum Beispiel die Anzahl der Beschäftigten in der Summe unverändert bleibt oder gar sinkt. Zu den wenigen Branchen, in denen sich eine merkliche Zunahme der Beschäftigung im Jahr 2025 andeutet, zählen unternehmensbezogene Dienstleister (Saldo: +13,5), die Gesundheitswirtschaft (+19,3) sowie der Finanzsektor (+19,9).
Was die inländischen Investitionsplanungen für das Jahr 2025 anbelangt, beabsichtigen zum Ende des vierten Quartals 2024 knapp die Hälfte der an der Handelskammerbefragung teilnehmenden Unternehmen (47,1 %) in etwa gleichbleibende Ausgaben. Zudem planen mehr Unternehmen mit geringeren (28,1 %) als mit höheren Ausgaben (24,8 %). Daraus resultiert für die Hamburger Wirtschaft ein negativer Investitionssaldo (aktuell: -3,3), wie bereits im Vorquartal (-5,8) und im Vorjahresquartal (-6,1).
Das mit Abstand am häufigsten genannte Hauptmotiv für Investitionen im Inland ist Ersatzbedarf (60,3 %). Von den investierenden Hamburger Unternehmen benennen zudem 35,6 % Rationalisierung, 30,2 % Produktinnovation, 25,9 % Kapazitätsausweitung sowie 18,3 % Umweltschutz als Hauptmotive (Mehrfachnennungen möglich).
Positive konjunkturelle Impulse für die Hamburger Wirtschaft könnten 2025 von den Exporten ausgehen. Bezogen auf alle hiesigen Unternehmen mit internationalen Aktivitäten gehen zum Ende des vierten Quartals 2024 zwei Drittel (66,3 %) von einem in etwa gleichbleibenden, 23,5 % von einem höheren und 10,2 % von einem geringeren Exportvolumen in den kommenden zwölf Monaten aus (Saldo aus Zu- und Abnahme: +13,3; Vorquartal: +14,1; Vorjahresquartal: +6,2). Dieses Gesamtergebnis wird getragen vom Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: +21,6; Vorquartal: +15,6; Vorjahresquartal: +10,8), während bei Hamburger Dienstleistern mit außenwirtschaftlichen Geschäften die Exportaussichten merklich verhaltener ausfallen (-5,0; +13,0; -4,8).
Auch zum Jahreswechsel 2024/2025 halten rund drei von vier Unternehmen (76,7 %) ihre eigene Finanzlage für unproblematisch (ähnliche Befragungsergebnisse im Vorquartal und Vorjahresquartal: 73,3 bzw. 75,0 %). Auf der anderen Seite ist die aktuelle Finanzlage bei 10,5 % der Unternehmen wesentlich geprägt von Liquiditätsengpässen, bei 10,3 % sind es Eigenkapitalrückgänge und bei 8,9 % zunehmende Forderungsausfälle (Mehrfachantworten möglich). Über Fremdkapitalbelastungen berichten 7,7 %, über erschwerten Zugang zu Fremdkapital 5,9 % sowie über drohende Insolvenz 1,3 % der antwortenden Unternehmen.
Einzelne Wirtschaftszweige
Zum Jahreswechsel 2024/2025 weicht das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe (96,3 Punkte; Wert im Vorquartal: 80,4 Punkte) kaum vom Geschäftsklima in der Hamburger Wirtschaft insgesamt (93,3 Punkte) ab. Unterdurchschnittlich ist hingegen das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe (85,4 Punkte; Vorquartal: 96,9 Punkte), in der Medienwirtschaft (84,5 Punkte; 79,0 Punkte), im Baugewerbe (82,6 Punkte; 87,8 Punkte), Einzelhandel (76,2 Punkte; 80,0 Punkte) sowie vor allem im Groß- und Außenhandel (62,2 Punkte; 53,5 Punkte). Überdurchschnittliche Werte für das Geschäftsklima weisen die Wirtschaftszweige Public Relations- und Unternehmensberatungen (97,9 Punkte; Vorquartal: 93,0 Punkte), überwiegend unternehmensbezogene Dienstleister (99,1 Punkte; 98,2 Punkte), Gastgewerbe (101,6 Punkte; 75,4 Punkte), überwiegend personenbezogene Dienstleister (104,5 Punkte; 105,8 Punkte), Grundstücks- und Wohnungswesen (104,9 Punkte; 97,5 Punkte), Gesundheitswirtschaft (110,1 Punkte; 104,0 Punkte), IT-Wirtschaft (112,1 Punkte; 95,5 Punkte) und der Finanzsektor (127,2 Punkte; 121,7 Punkte) auf.
Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Politische Unsicherheiten überschatten Konjunktur 2025/26
Mit dem Aus der Ampel-Koalition haben sich die Unsicherheiten für die Konjunktur weiter erhöht. Private Verbraucher und vor allem Investoren halten sich weiter zurück. Die weiteren Konjunkturperspektiven werden durch diese wie auch die geopolitischen Unsicherheiten überschattet. Nach dem „Ampel-Aus“ stehen im Februar 2025 Neuwahlen an. Weit oben auf der Agenda der nächsten Regierung sollte eine „neue Wachstumsinitiative“ stehen. Zwar wird gewisse Zeit bis zur Regierungsbildung und bis entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden und wirken vergehen. Doch könnte dann etwa ab der Jahresmitte 2025 die momentane Lethargie in der deutschen Wirtschaft und die Investitionsschwäche der Unternehmen allmählich überwunden werden. Bis dahin dürfte lediglich der private Konsum Konjunktur stützend wirken. Zudem dürfte die geldpolitische Lockerung allmählich zu einer Stabilisierung beitra-gen. Unter diesen Bedingungen erwartet das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent und für 2026 von 1,5 Prozent.
Die Inflationsrate für die Verbraucherpreise ist im Spätsommer 2024 zeitweilig unter die Stabilitätsmarke von 2 Prozent gesunken. Dafür verantwortlich waren zunächst allerdings Basiseffekte und günstigere Kraftstoffpreise. Zuletzt hat sie sich aber wieder auf 2,6 Prozent erhöht. Die sog. Kernrate von noch 3,1 Prozent sowie deutlich gestiegene Arbeitskosten signalisieren weiterhin einigen Inflationsdruck. So ist denn auch in den kommenden Monaten noch mit Inflationsraten über 2 Prozent zu rechnen, bevor sich diese ab Mitte 2025 wieder in Richtung 2 Prozent bewegen.
Die Unsicherheiten infolge der Neuwahlen, wie auch die ungewisse künftige, eher protektionistische Handelspolitik der USA und die anhaltenden geopolitischen Konflikte beinhalten allerdings einige Unwägbarkeiten für diese Prognosen.
50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen
Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
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Teilnahme an der Hamburger Konjunkturbefragung
Teilnahme an der Hamburger Konjunkturbefragung
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2023 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht die DIHK auf ihrer Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.