Krisenmanagement

Kennzahlen zur Früherkennung von Krisen

Um rechtzeitig eine unternehmerische Schieflage zu erkennen, gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Instrumenten. Wir stellen neun Kennzahlen zur Früherkennung von Krisenpotentialen vor.

A. Liquidität

1.) Betriebskapital = Umlaufvermögen - kurzfristiges Fremdkapital

Diese Kennzahl, auch Working Capital genannt, gibt einen Hinweis auf die kurzfristige Entwicklung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens und steht ganz besonders im Interesse von Fremdkapitalgebern. Ein negatives Betriebskapital deutet auf eine angespannte Liquiditätssituation hin.

2.) Kontokorrentlinie der Hausbank

Eine dauerhaft hohe Inanspruchnahme (im Durchschnitt 80%-90%) oder Überziehung der zugesagten Linie, deutet auf einen Liquiditätsengpass im Unternehmen hin.

3.) Cash-Flow-Rate = (Cash-Flow * 100) / Gesamtumsatz (Gesamtleistung)

Die Kennzahl gibt an, welche Mittel aus dem Ertrag dem Unternehmen für Investitionen, Zins- und Tilgungszahlungen sowie Gewinnausschüttungen zur Verfügung stehen. Bei einer Cash-Flow-Rate unter 5% sollte ein enges Monitoring erfolgen. Je höher die Cashflow-Rate, desto eher ist das Unternehmen in der Lage, zukünftig Chancen zu nutzen und Risiken abzuwehren. 

B. Umsatz- und Ertragsentwicklung

4.) Umsatz und Jahresüberschuss

Die Veränderung des Umsatzes im Zeitverlauf der Geschäftsjahre ist zu prüfen. Ein Umsatzrückgang von 10-20% könnte z.B. existenzgefährdend sein, wenn die Fixkosten nicht schnell genug angepasst werden können. Ein weiteres Warnsignal könnte der Rückgang des Jahresüberschusses von über 50% im Vergleich zum Vorjahr (oder innerhalb von 3 Jahren um mehr als 30%) sein.

5.) Umsatzrendite = (EBT * 100) / Umsatz

Die Umsatzrentabilität, auch Umsatzrendite genannt, stellt den auf den Umsatz bezogenen Gewinnanteil dar. Diese Kennzahl lässt also erkennen, wieviel das Unternehmen in Bezug auf 1 € Umsatz verdient hat. Eine Umsatzrendite von 10% bedeutet, dass mit jedem umgesetzten Euro ein Gewinn von 10 Cent erwirtschaftet wurde. Eine steigende Umsatzrentabilität deutet bei unverändertem Verkaufspreis auf eine zunehmende Produktivität im Unternehmen hin, während eine sinkende Umsatzrentabilität auf sinkende Produktivität und damit auf steigende Kosten hinweist. Zudem sollten die Schwankungen der AfA-Positionen (AfA = Absetzung für Abnutzung / Abschreibungen), der sonst. betrieblichen Erträge und des sonstigen betrieblichen Aufwands im Mehrjahresvergleich des EBT (Earnings Before Taxes = Gewinn vor Steuern/Vorsteuergewinn) geprüft werden, da diese in Krisensituationen stärker ausgeprägt sein können. Der Unternehmer sollte regelmäßig prüfen, ob die Umsatzrendite im Branchenvergleich angemessen ist. Bei Umsatzrenditen von unter 5% sollte darüber hinaus ein enges Monitoring erfolgen.

6.) EBITDA-Marge (Zinsdeckungsgrad)= EBITDA / Gesamtleistung

Diese Kennzahl gibt Auskunft über die operative Ertragskraft im Verhältnis zum Umsatz. Je höher die EBITDA (Earnings Before Interest, Tax, Depreciation and Amortisation = Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte) – Marge ist, desto niedriger ist die Ausfallwahrscheinlichkeit. Eine hohe Marge stellt eine Pufferwirkung bei Umsatz-, Material- und Personalschwankungen dar. Je höher die Prozentzahl, desto profitabler ist das Unternehmen.

7.) EBIT-Zinsdeckung = EBIT / Zinsaufwand

Die Kennzahl, auch  Zinsdeckungsgrad genannt, gibt Auskunft darüber, wie gut das Unternehmen in der Lage ist, seine Zinsen zu bedienen. Je höher der Zinsdeckungsgrad ist, umso leichter können die Zinsen aus dem im operativen Geschäft erwirtschafteten Ergebnis – dem EBIT ( Earnings Before Interest and Taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern) gespeist werden. Die Kennziffer beantwortet damit die Frage, wie oft der Zinsaufwand durch das EBIT gedeckt ist. Je größer das Verhältnis ist, desto sicherer kann der Kreditnehmer die Zinszahlungen leisten und desto geringer ist die Ausfallwahrscheinlichkeit. 

C. Betriebsvermögen

8.) Eigenmittelquote = (Eigenmittel * 100) / Bilanzsumme*

Die Eigenmittelquote dient zur Beurteilung der finanziellen Stabilität eines Unternehmens. Eine niedrige Quote zeugt von einer hohen Abhängigkeit, erschwert die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital und gefährdet die Stabilität des Unternehmens. Eigenmittel sind gegenüber dem Eigenkapital bspw. um immaterielle Vermögensgegenstände, selbst erschaffene Geschäfts- und Firmenwerte bereinigt und stellen die reine Haftungsmasse dar. Bei einer möglichen Liquidation haben diese immateriellen Werte häufig keinen Verkehrswert! Krisensignale könnten u.a. negatives Eigenkapital oder der Rückgang des Eigenkapitals im Vergleich zum Vorjahr um >25% (bzw. um mehr als 50% innerhalb von drei Jahren) sein.
 * nur für Unternehmen, die bilanzieren

 9.) Entschuldungsdauer = Nettoverschuldung / EBITDA

Die Entschuldungsdauer gibt an, in wie vielen Jahren ein Unternehmen das Fremdkapital an externe Gläubiger durch den Cashflow (EBITDA) zurückzahlen kann, falls dieser ausschließlich dafür verwendet würde. Die Kennzahl drückt somit aus, in wie viel Jahren die Nettoverschuldung (Verbindlichkeiten > 1 Jahr abzgl. liquide Mittel) theoretisch durch das cashflownahe EBITDA (s.o.) getilgt werden könnte.  Die Entschuldungsdauer sollte maximal 7 Jahre betragen. Die Aussagekraft ist besonders in Zeitreihenvergleichen sehr groß, weil bei wachsender Gefährdung des Unternehmens der Zähler (Effektivverschuldung) steigt und gleichzeitig der Nenner (Cashflow) sinkt. Damit wird die ungünstige finanzielle Entwicklung besonders hervorgehoben.
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Quelle: IHK München und Oberbayern

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