Klimabilanz als Kompass: So steuert Ihr Unternehmen Richtung Zukunft
Mit der Klimabilanzierung machen Sie die Emissionen Ihres Unternehmens sichtbar – von der eigenen Produktion über den Energiebezug bis zur Lieferkette. So lassen sich gezielt Einsparpotenziale bei Energie und Emissionen aufdecken und Maßnahmen entwickeln. Immer mehr KMU nutzen dieses strategische Instrument und zeigen damit, dass Klimaziele auch im Mittelstand lohnend sind.
Ziele und Bedeutung von Klimabilanzierung für KMU
Unternehmerische Klimaziele sind kein Selbstzweck – sie schaffen Verbindlichkeit und erleichtern entschlossenes Handeln. Wenn Sie regelmäßig die Emissionen Ihres Betriebs überprüfen, erkennen Sie Fortschritte und Schwachstellen und können Prozesse gezielt verbessern.
Genau hier liegt die Stärke der Klimabilanzierung. Sie macht messbar, wo Ihr Unternehmen steht, und eröffnet zugleich praktische Chancen: niedrigere Energiekosten, eine stärkere Marktposition, Zugang zu neuen Kundengruppen oder eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber. Mit einer Klimabilanzierung lassen sich zielstrebige und realistische Zwischenziele festlegen, um Schritt für Schritt auf Net Zero, also Klimaneutralität hinzuarbeiten.
In Hamburg erwirtschaften rund 100.000 kleine und mittlere Unternehmen mehr als 20 Prozent der Bruttowertschöpfung und beschäftigen 59 Prozent aller Arbeitnehmenden. Gleichzeitig verursachen KMU in den OECD-Staaten mindestens die Hälfte der CO₂-Emissionen – auch in Hamburg ist von einem ähnlich hohen Anteil auszugehen. Damit haben sie einen enormen Hebel, die Klimatransformation der Hamburger Wirtschaft voranzubringen.
Wie starten?
Für den Einstieg genügt es, sich auf die eigenen Emissionen (Scope 1) und den Energiebezug (Scope 2) zu konzentrieren – also zum Beispiel Heizungen, Fahrzeuge, Strom oder Wärme. Diese Daten sind meist leicht zugänglich und bilden eine solide Grundlage für erste Maßnahmen.
Im nächsten Schritt lohnt der Blick auf indirekte Emissionen in der Lieferkette (Scope 3): Hier geht es um eingekaufte Materialien und Dienstleistungen sowie Transport oder Nutzung von Produkten. Bislang berücksichtigen nur 45 Prozent der Unternehmen Scope 3. Starten Sie mit einer groben Schätzung, die Sie später nach und nach verfeinern können.
Wenn Sie als KMU bislang noch keine unternehmerischen Klimakennzahlen erfasst haben, könnte der freiwillige Berichtsstandard des „Voluntary Sustainability Reporting Standard for Small and Medium Enterprise“ (VSME) mit modularem Baukasten für Sie interessant sein. Für die Erfassung sind Bilanzierungstools vorhanden, die speziell für kleine und mittlere Unternehmen entwickelt worden sind. Viele dieser Tools bieten praxisnahe Leitfäden, um Daten strukturiert zu erfassen und vergleichbar zu machen.
Schritt für Schritt zur Klimabilanz
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Scope 1 und 2 bilanzieren
Erfassen Sie mit Scope 1 Ihre direkten Emissionen und mit Scope 2 den Energieverbrauch – das ist der schnellste Einstieg mit spürbarem Nutzen. -
Tools nutzen
Spezielle Bilanzierungshilfen für KMU erleichtern die Erfassung, Auswertung und Vergleichbarkeit der Daten. -
Maßnahmen planen
Definieren Sie konkrete Maßnahmen wie Energieeffizienz, Mobilität oder Prozessoptimierung. Priorisieren Sie, was sofort umsetzbar ist. -
Klimastrategie erstellen
Erstellen Sie aufbauend auf den Maßnahmen eine Klimastrategie mit Ihrem unternehmerischen Klimaziel. -
Zwischenziele setzen
Kleine, messbare Schritte machen den Fortschritt sichtbar und halten Ihr Klimaziel realistisch im Blick. -
Scope 3 schrittweise einbeziehen
Schätzen Sie die Emissionen in ihrer Lieferkette und verbessern Sie diese nach und nach. Zum Einstieg sind Schätzungen ausreichend, die über die Zeit belastbarer und mit mehr Details hinterlegt werden können. -
Kompensation gezielt einsetzen
Unvermeidbare Emissionen können über vertrauenswürdigen Partner ausgeglichen werden. Dies ist nur als Ergänzung zu eigenen Reduktionsmaßnahmen zu sehen. -
Erfolge kommunizieren
Teilen Sie Fortschritte mit Kundschaft und Mitarbeitenden – das stärkt Motivation, Vertrauen und das Unternehmensimage.
Best Practice: atlantis dx
Wie ambitionierte Klimaziele in der Praxis aussehen können, zeigt das Hamburger IT-Unternehmen atlantis dx. Dort werden Verbrauchsdaten systematisch ausgewertet und Einsparpotenziale identifiziert. Der größte Hebel liegt im Einsatz erneuerbarer Energien: Seit Jahren setzt das Unternehmen intern auf 100 Prozent Ökostrom, auch die genutzten Rechenzentren und Server und laufen vollständig CO₂-neutral.
„Wir nutzen die neuen Möglichkeiten, um datenbasiert alle Verbräuche zu analysieren und an möglichst relevanten Stellen zu vermeiden. Das, was sich dennoch nicht vermeiden lässt, gleichen wir gemeinsam mit Partnern wie ClimatePartner oder atmosfair aus.“ – Michael Märtin, Geschäftsführer der atlantis dx GmbH
Dieses Beispiel zeigt, dass Net-Zero-Strategien auch für KMU machbar sind und sich modular auf andere Unternehmen übertragen lassen.
Klimabilanz als Sprungbrett für Effizienz und Wettbewerb
Die klimaneutrale Transformation eröffnet Hamburger Unternehmen erhebliche Chancen. Wer frühzeitig auf Klimabilanzierung und messbare Klimaziele setzt, profitiert von höherer Ressourceneffizienz, neuen Märkten und einer stärkeren Wettbewerbsposition – und ist bestens auf regulatorische Anforderungen wie die CSRD, die EU-Taxonomie oder künftige Berichtspflichten vorbereitet.
Auch für KMU gilt: Sie können mit vergleichsweise kleinen Schritten große Wirkung erzielen. Je systematischer Emissionen erfasst, Maßnahmen umgesetzt und Fortschritte dokumentiert werden, desto einfacher lassen sich Einsparpotenziale nutzen und langfristige Erfolge sichern.
Starten Sie zeitnah mit der Erfassung Ihrer Emissionen und setzen Sie klare, messbare Klimaziele. So legen Sie den Grundstein für kontinuierliche Verbesserung sichern sich Wettbewerbsvorteile und arbeiten langfristig auf net zero bis 2040 hin.