Checkliste Unternehmensübergabe

Eine Unternehmensübergabe ist eine hoch komplexe und emotionale Aufgabe einer Unternehmergeneration. Es gilt betriebswirtschaftliche, rechtliche und steuerliche Fragen zu klären, die von persönlichen Aspekten, der familiären Konstellation und emotionalen Faktoren beeinflusst werden. Nach IHK-Berechnungen stehen im IHK-Bezirk bis zum Jahr 2026 mehr als 1.800 Unternehmen zur Nachfolge an – Tendenz steigend. So werden in den nächsten zehn Jahren im IHK-Bezirk ca. 600 Unternehmer jährlich das Rentenalter erreichen.
Unsere Checkliste gibt Ihnen praktische Unterstützung bei der Vorbereitung und Übergabe eines Unternehmens.

Persönliche Überlegungen und Form der Übergabe

  • Seit wann und aus welchem Grund beschäftigen Sie sich mit der Unternehmensübergabe? 
  • Soll der Betrieb erhalten und langfristig gesichert werden? 
  • Soll der Firmenname weitergeführt werden? 
  • Welche Lösung wünschen Sie sich für die Nachfolgeregelung? 
  • Kommt eine Nachfolge innerhalb der Familie in Frage? Beabsichtigen Sie das Unternehmen zu verschenken? 
  • Möchten Sie den Betrieb verkaufen? 
  • Soll die Übergabe in Form eines Share-Deals (Verkauf der Gesellschaftsanteile) oder eines Asset-Deals (Verkauf der Wirtschaftsgüter) erfolgen? 
  • Ziehen Sie eine Fremdgeschäftsführung in Erwägung und möchten Sie (zunächst) die Firmenanteile behalten? 
  • Besteht die Möglichkeit, die Unternehmensnachfolge innerhalb der Belegschaft zu klären? 
  • Ziehen Sie eine Nachfolgelösung über Kunden, Lieferanten oder Mitbewerber in Betracht? 
  • Kommt ein Verkauf an (strategische) Investoren infrage? 
  • Wäre eine Verpachtung des Betriebes möglich? 
  • Haben Sie über eine Betriebsaufspaltung nachgedacht? 
  • Kommt eine Beteiligung oder Gesellschaftsgründung infrage? 
  • Soll der Nachfolger Eigentumsanteile sukzessive erwerben können? 
  • Haben Sie den Zeitpunkt der geplanten Übergabe bereits fixiert? 
  • Haben Sie Ihre Altersvorsorge bzw. Ihr künftiges Einkommen in ausreichender Höhe gesichert? 
  • Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach der Übergabe? 
  • Haben Sie einen Notfallplan für den Fall der unvorhergesehenen Unternehmensübertragung oder des vorübergehenden Ausfalls?

Suchen, Finden und Begleiten

  • Nutzen Sie die Unternehmensbörse nexxt-change oder individuelle Vermittlungsangebote Ihrer Kammer? 
  • Kennen Sie die verschiedenen Beratungs- und Fördermöglichkeiten für eine Unternehmensübergabe? 
  • Haben Sie bereits Beratungsangebote in Anspruch genommen? 
  • Haben Sie einen auf Unternehmensübergaben/-verkäufe spezialisierten Berater kontaktiert? 
  • Haben Sie Gespräche mit Ihrem Steuerberater, Ihrem Rechtsanwalt und Ihrer Hausbank geführt? 
  • Sollte die Kommunikation oder sollten die Verhandlungsgespräche abbrechen: Kommt eine Mediation für Sie in Frage? 
  • Wurden bereits Gespräche mit einem Nachfolger geführt? 
  • Erfüllt der Nachfolger eventuelle rechtliche Voraussetzungen (Zulassungen, Erlaubnisse)? 
  • Welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen erwarten Sie von einem Nachfolger? 
  • Ist der Nachfolger schon im Betrieb oder in wichtige Entscheidungen involviert? 

Übergabeprozess

  • Besteht ein Übergabekonzept? 
  • Gibt es einen Zeitplan für Ihren Rückzug/Austritt? 
  • Haben Sie sich bereits mit der Erstellung, Prüfung, Änderung bzw. Kündigung von Verträgen beschäftigt? 
    • Arbeitsverträge/Ausbildungsverträge
    • Kundenverträge 
    • Kreditverträge 
    • Liefer- bzw. Bezugsverträge 
    • Versicherungsverträge 
    • Mietverträge 
    • Kauf-, Schenkungs- bzw. Rentenvertrag 
    • im Falle einer Mitbeteiligung: Gesellschaftsvertrag 
  • Wie wird der Nachfolger bei Kunden und Lieferanten eingeführt? 
  • Wie stehen das Führungsteam und Ihre Mitarbeiter zur geplanten Unternehmensübergabe? 
  • Wie wird der Nachfolger bei den Führungskräften und den Mitarbeitern eingeführt?

Recht und Steuern

  • Beabsichtigen Sie eine rechtzeitige Information aller Mitarbeiter? 
  • Haben Sie die steuerlichen Auswirkungen der Unternehmensübergabe besprochen? 
  • Welche Haftungsansprüche müssen diskutiert werden und wie werden diese geregelt bzw. abgefangen? 
  • Wurden Pensionsrückstellungen gebildet oder gibt es Pensionszusagen? 
  • Bestehen Abfindungsansprüche von weichenden Erben? 
  • Hat das Unternehmen Warenzeichen, Patente und andere Schutzrechte eingetragen? 
  • Liegt eine Betriebsanlagengenehmigung vor? 
  • Besteht die Gefahr von Umweltlasten und wer haftet dafür? 
  • Stimmen Vertragspartner, Kunden und Lieferanten der Übertragung zu (im Falle eines Asset-Deals, bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften)? 
  • Werden Sie künftig wettbewerbsrelevant tätig werden? 
  • Vereinbaren Sie eine Wettbewerbsklausel und ggf. eine Vertragsstrafe? 

Unternehmensbewertung, Kaufpreis und Finanzierung

  • Liegen die Jahresabschlüsse der letzten Jahre vor? 
  • Über welche Substanzwerte verfügt Ihr Unternehmen? Liegt eine Inventarliste vor? 
  • Welche Ertragsaussichten hat das Unternehmen in den nächsten Jahren? 
  • Erfolgte eine Unternehmensbewertung durch einen Unternehmens-/Steuerberater? 
  • Welchen Kaufpreis stellen Sie sich vor? Wie errechnet sich dieser Kaufpreis? Wie begründen Sie Ihre Preisvorstellung? 
  • Ist Ihre Kaufpreisvorstellung vertretbar und ist damit Bestand und Fortführung gesichert oder droht wegen der Zahlungsverpflichtung eine Betriebsaufgabe, Insolvenz oder Verkauf? 
  • In welcher Form soll der Kaufpreis fließen? 
  • Wollen Sie den Kaufpreis auf einmal erhalten? Ziehen Sie eine Raten- oder Rentenvereinbarung in Erwägung? 
  • Wären Sie bereit dem Nachfolger ein Privatdarlehen oder ein nachrangiges Verkäuferdarlehen zu gewähren? 
  • Ist ein Teil des Kaufpreises an die künftigen Erträge gekoppelt und wird damit sukzessive und variabel zur Zahlung fällig? 
  • Welche Sicherheiten (für die Kaufpreiszahlung) erhalten Sie? 
Diese Checkliste ist ein Service der IHK. Es handelt sich hierbei um eine zusammenfassende Darstellung, die nur erste Hinweise enthält und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. 
Quelle: IHK für München und Oberbayern