Mehr Chancen durch Vereinbarkeit

Die Lage in vielen Betrieben bleibt trotz Wachstumsprognose für das nächste Jahr angespannt. Jenseits von Auftragslage, Konjunktur und Transformation wird zudem der Fachkräftemangel ein immer größeres Problem, nicht zuletzt wegen des beruflichen Abgangs der Boomer-Generation. Die neue Aktivrente wird hier einiges, aber nicht alles abfangen können.
Um Wachstum und Beschäftigung zu stärken, hat die Bundesregierung bereits eine ganze Serie an Maßnahmen auf den Weg gebracht. Von der Senkung der Energiepreise über den konkreten Rückbau von Bürokratie bis hin zu Milliarden für die flächendeckende Sanierung der Infrastruktur – wir wollen unsere Wirtschaft international konkurrenzfähig halten und damit Millionen Arbeitsplätze sichern.

Frauen als Schlüssel für mehr Fachkräfte

Dabei gilt: Angesichts der Auswirkung der demografischen Entwicklung wird es immer wichtiger, vorhandene Potenziale besser zu nutzen, und neue zu erschließen. Und Deutschlands größtes Potenzial für mehr qualifizierte Beschäftigte sind die qualifizierten Frauen.
Deutschland hat zwar mit knapp 78 Prozent eine der höchsten Erwerbstätigenquoten von Frauen in Europa. Aber das ist nicht das komplette Bild – denn fast jede zweite Frau arbeitet (nur) in Teilzeit. Der Hauptgrund dafür ist die aus Sicht der Familien unzureichende Betreuung der Kinder. Aus Umfragen wissen wir, dass Millionen teilzeitbeschäftigte Mütter mit Verantwortung in beiden Welten, Familie und Beruf, gerne mehr arbeiten würden, wenn dies nicht zulasten ihrer Kinder geht.
Zentrale Voraussetzung dafür, dass Mütter mehr arbeiten wollen und können, ist eine verlässliche Kinderbetreuung. Deshalb investiert die Bundesregierung auch in den nächsten Jahren sehr stark in Kitas und Schulen. Zudem wird das Elterngeld aus dem Familienressort noch stärker an Partnerschaft orientiert, um das Engagement der Väter zu Hause weiter zu stärken.
Klar ist dabei: Der Staat kann und soll nicht alles machen. Umso ermutigender und wichtiger sind deshalb Betriebe, die selbst an Stellschrauben zur Verbesserung der Lage drehen.
Laut Prognos würde nahezu die Hälfte der teilzeitbeschäftigten Mütter ihre Arbeitszeit erhöhen, wenn
im Betrieb bekannte Themen wie flexiblere Arbeitszeiten, Kommunikation und Perspektive auf Aufstieg besser passen. Insgesamt entspricht das Potenzial der möglichen Mehrarbeit von Müttern laut Prognos etwa 350.000 zusätzlichen Vollzeitäquivalenten.

Was Betriebe selbst bewegen können

Dabei sind mögliche Veränderungen oft weniger aufwändig als gedacht. Laut Prognos hilft bereits freundliche, einfache Ansprache vonseiten der Arbeitgeber oft, um Mütter zur Erhöhung ihrer Arbeitszeiten zu motivieren. Weil das so ist, können sich insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen professionell und kostenlos von unserem Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ mit bereits über 9.000 Mitgliedern zu Fragen familienfreundlicher Personalpolitik beraten lassen.
Es bleibt eine zentrale und gemeinsame Zukunftsaufgabe von Politik und Wirtschaft, noch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen. Hierbei sind gerade der Mittelstand und die Kammern vor Ort unverzichtbare Partner; in Osthessen hat diese starke Verbindung ein ums andere Mal (vor)gezeigt, was alles möglich ist.
Für den Standort Deutschland insgesamt gilt: Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind keine (oder zumindest nicht nur) politische Schlagworte. Es rechnet sich konkret und langfristig für uns alle, wenn Beschäftigte mit Familien im Betrieb noch besser eingebunden werden können.
Michael Brand MdB
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend