IHK Düsseldorf - Jahresbericht 2020

International


Zahlen, Daten, Fakten


  • 43.500 Außenwirtschaftsdokumente (Ursprungszeugnisse, Bescheinigungen, Carnets) 
  • 26.000 Einzelauskünfte im Zoll- und Außenwirtschaftsrecht  
  • 7 Federführungen in NRW für die Länder Indien, Israel, Japan, Korea, Russland, Ukraine, USA 
  • 83 digitale und physische Außenwirtschaftsveranstaltungen mit 5.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern 
  • 3 digitale Unternehmerreisen mit 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmern 
  • 420 ausländerrechtliche Beratungen und Stellungnahmen zur Tätigkeit von ausländischen Unternehmen  
  • 70 Beratungen ausländischer Unternehmen zu Ansiedlungsfragen  
  • 5.000 Auskünfte und Beratungen zu internationalen Märkten und Geschäftskontakten sowie zu internationalen Rechtsfragen  
  • 270 Intensivberatungen zum Auslandsgeschäft  
  • 22 Firmenbesuche (physisch)  
  • 5 Sitzungen von Ausschüssen und Arbeitskreisen  
  • 140 Kontakte zu ausländischen Institutionen und Regionen gepflegt, insbesondere Delegationsbesuche und Informationsaustausch  
  • 120 Politikberatungen gegenüber Gebietskörperschaften im IHK-Bezirk, Landes- und Bundesregierung (Sitzungen, Arbeitsbesprechungen und Informationsaustausch)  

Außenwirtschaft in Corona-Zeiten

Wie schwer ist der IHK-Bezirk Düsseldorf betroffen?  

Dass eine Pandemie vornehmlich diejenigen Wirtschaftssektoren beeinträchtigt, bei denen viele Menschen zusammenkommen, haben die Gastronomie, der stationäre Einzelhandel und die Veranstaltungswirtschaft 2020 sehr schmerzlich erfahren müssen. Doch was bedeutet eine globale Pandemie für die Außenwirtschaft?
Die Auswirkungen sind vielfältig: Aufträge brechen weg, Lieferketten werden unterbrochen, die grenzüberschreitende Erbringung von Dienstleistungen wird erschwert und in der Logistik tun sich Engpässe auf. Ein stark international geprägter Wirtschaftsstandort wie der IHK-Bezirk Düsseldorf erleidet zweifelsohne starken Schaden, wenn Geschäftstourismus kaum noch möglich ist, Messen und Kongresse ausfallen müssen und der Flughafen seinen Betrieb weitgehend einstellen muss.  
Um einen aktuellen Gradmesser über die Exporttätigkeit der heimischen Unternehmen zu bekommen, hat die IHK mit dem Ursprungszeugnisbarometer darüber informiert, wie viele Außenwirtschaftsdokumente im eigenen Haus ausgestellt wurden. Zwar stieg das Aufkommen nach der ersten Shutdown-Phase wieder erstaunlich schnell an, letztlich muss für das Jahr 2020 insgesamt ein Minus von etwa 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden.  
Bereits am 25. März hat die IHK gemeinsam mit den deutschen Auslandshandelskammern in einem Adhoc-Webinar 180 Unternehmerinnen und Unternehmer über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wichtigsten deutschen Auslandsmärkte informiert.
Beispiele weiterer Informationsangebote mit direktem Bezug zu den direkten Auswirkungen der Covid-19-Pandemie waren ein Webinar in englischer Sprache zu Hilfsmaßnahmen oder ein Webinar zur Absicherung von Exportfinanzierungen, unter anderem mit den Hilfen der Bundesregierung. Viele Anfragen erreichten die IHK auch rund um die internationale Beschaffung von persönlichen Schutzausrüstungen. 
Der Außenhandel Nordrhein-Westfalens ist 2020 gegenüber dem Vorjahr um etwa zwölf Prozent gesunken, sowohl beim Export als auch beim Import. Bleibt zu hoffen, dass das internationale Geschäft möglichst bald wieder Fahrt aufnimmt und die bitteren Einbußen des letzten Jahres bei möglichst vielen Unternehmen kompensiert werden können.

In Corona-Zeiten geht die Außenwirtschaft digitale Wege    

Die elektronische Antragstellung von Ursprungszeugnissen (eUZ) und außenwirtschaftlichen Bescheinigungen stellt gerade in Zeiten von Covid-19 eine erhebliche Erleichterung für die IHK-Mitgliedsunternehmen dar. Die Zahl der eUZ-Nutzer in der IHK Düsseldorf wuchs nahezu täglich, im Vergleich zu 2019 um das Fünffache.
Die auch mobil nutzbare Webanwendung im Zusammenspiel mit der Ende 2019 eingeführten passwortgeschützten Benutzerkennung bietet eine maximale Flexibilität bei der Antragstellung. Der Anteil der elektronisch ausgestellten Außenwirtschaftsdokumente lag dadurch ab der zweiten Jahreshälfte bei rund 50 Prozent, mit steigender Tendenz. Das im Dezember überarbeitete Verifizierungsportal, mit dem die Gültigkeit eines elektronisch signierten Ursprungszeugnisses überprüft werden kann, wird in Zukunft zu noch größerer Akzeptanz der eUZ bei den ausländischen Zollbehörden führen. 
 
Dass die Corona-Krise für Wirtschaft und Gesellschaft ein Fluch, aber für die Digitalisierung ein Segen ist, wirkte sich maßgeblich auf die Informationsarbeit zum internationalen Geschäft aus.
5.300 Teilnehmer bei 83 Außenwirtschaftsveranstaltungen sind zwar ein historischer Rekord für die IHK Düsseldorf, jedoch waren die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer “nur” digital dabei. Neben typischen Webinaren konnten auch Konzepte für weitere Veranstaltungsformen umgesetzt werden, etwa digitale Besuche internationaler Delegationen, Unternehmerreisen, Beratungsformate oder Matchmakings.
Auf lange Sicht ist der persönliche Kontakt zu Geschäftspartnern in aller Welt nicht zu ersetzen.

Wer darf wohin? - Konfusion bei Reise- und Entsenderegelungen 

Nachdem nach Ausbruch der Pandemie viele Länder ihre Grenzen geschlossen hatten, erließ die Bundesregierung am 17. März ein weitgehendes Verbot für Einreisen aus Drittstatten. Zudem wurde im Anschluss an den meisten Grenzen innerhalb der EU kontrolliert. Ab Juni wurden verschiedene Reisebeschränkungen dann zwar zurückgenommen, dafür allerdings zunehmend Quarantäneverpflichtungen oder Pflichten zu Covid-19-Tests eingeführt.  
Das “New Normal” bringt mit sich, dass sich Unternehmen, die international Mitarbeiter entsenden oder Geschäftspartnern begegnen, sich von der gewohnten Reisefreiheit trennen mussten. Letztlich müssen heute die Möglichkeit und die Sinnhaftigkeit fast jeden Grenzübertritts genau überprüft werden und das auf Basis national, regional oder sogar kommunal greifender Bestimmungen sowohl in Deutschland als auch im Zielland.
Um hierbei Orientierung zu erhalten, haben sich viele Ratsuchende direkt an die IHK gewandt oder konsultierten die IHK-Website Corona: Internationale Geschäfte - IHK Düsseldorf. 230  Teilnehmer waren bei vier Webinaren dabei, die über diesen Themenkomplex in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Düsseldorf informierten.
Die Grenze zu unseren niederländischen Nachbarn ist 2020 trotz Corona zwar durchgehend offengeblieben, viele Anfragen an die IHK bezogen sich jedoch auf Mitarbeiterentsendungen, die seit dem 1. März zumeist vorab angemeldet werden mussten.
Die IHK informierte dazu auf ihrer Website Mitarbeiterentsendung Niederlande und in zwei Webinaren. 

Brexit 

Seit Ende Januar 2020 ist das Vereinigte Königreich nicht mehr Mitglied der Europäischen Union. Weil es bis dahin nicht gelungen war, in einem Austrittsabkommen wesentliche Dinge zum künftigen wirtschaftlichen Verhältnis zur EU zu vereinbaren, ist eine Übergangsperiode bis Ende 2020 vereinbart worden, in der Großbritannien im Europäischen Binnenmarkt und in der Zollunion verblieben ist. Für Unternehmen sind damit im abgelaufenen Jahr zwar die bisherigen Spielregeln bestehen geblieben, leider aber auch die nun schon seit über viereinhalb Jahren bestehende Unsicherheit über den langfristigen wirtschaftlichen Status von UK.
Eine Einigung dazu gab es erst am 24. Dezember mit dem Handels- und Kooperationsabkommen („Deal“).
Die IHK Düsseldorf hat auf ihrer Brexit-Website und in insgesamt 14 digitalen Veranstaltungs- und Austauschformaten umfassend über die bestehenden und künftigen Regelungen informiert.
Die Arbeitsgruppe der Border Delivery Group des britischen Zolls wählte die IHK Düsseldorf als ersten Partner in der EU aus, um Unternehmen auf das künftige Procedere bei der Zollabwicklung vorzubereiten. Das gemeinsame Webinar am 19. Oktober war mit fast 500 Teilnehmern ausgebucht.
Die gute Kooperation mit der IHK Düsseldorf hat auch die neue britischen Botschafterin Jill Gallard erreicht, die am 24. November IHK-Präsident Andreas Schmitz einen digitalen Antrittsbesuch abgestattet hat.

Dauerbrenner USA – vor und nach den Wahlen

Die USA sind ein wichtiger und dynamischer Wirtschaftspartner für Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Düsseldorf.
Die IHK unterstützte mit einem breiten Informations-, Beratungs- und Veranstaltungsangebot, um praxisnahes und aktuelles Wissen für das US-Geschäft zu vermitteln. Im November fand die Unternehmerreise an die Ostküste der USA erstmals virtuell statt.
Auf dem Programm standen Unternehmensbesuche, Experten- und Strategiegespräche sowie Workshops und Briefings, um innovative Geschäftsmodelle und neue Technologien kennenzulernen und daraus Ideen für die eigenen Geschäftsstrategien zu entwickeln.
Webinare vermittelten unter anderem Spezialkenntnisse in den Bereichen Recht und Steuern, Vertrieb, HR-Management, Kommunikation, branchenspezifische Kenntnisse über die Zulassungsbehörde FDA. Eine ganze Reihe von Spezialthemen wurden von Unternehmen abgerufen, zum Beispiel zum Thema Einreise im Rahmen der National Interest Exception oder im Bereich E-Commerce USA oder zu Fragen der Datenübermittlung in die USA.
Mit Spannung wurden nicht nur die Wahlen in den USA erwartet, sondern auch zum 1. Juli 2020 das Inkrafttreten des Handelsabkommens USMCA zwischen den USA, Kanada und Mexiko.

Asien - Wie funktioniert das Geschäft ohne Begegnungen?

Zugegeben, wenn man nachhaltige und langfristige Kontakte in Asien aufbauen will, ist nichts ist so wichtig wie gute Netzwerke und gute Beziehungen. Aber was, wenn man nicht reisen kann? Dann müssen digitale Formate Präsenzveranstaltungen und Begegnungen ersetzen und teilweise auch ergänzen.
Erfreulicherweise haben Unternehmen aller Größen Flexibilität gezeigt und sich auf virtuelle Markterkundungen begeben, zum Beispiel nach Indien zu Themen wie Bahntechnik und Energie, haben an virtuellen Messen und Kongressen teilgenommen, wie dem NRW-India Virtual Summit, oder mit Experten und Unternehmensvertreterinnen und -vertretern bei virtuellen Round Tables über Thailand, Vietnam, Japan und China diskutiert. Virtuelle Beratungstage rundeten das Angebot der IHK Düsseldorf ab.
Aber auch eine Reihe von Spezialthemen standen im Fokus der Unternehmen. Eine große Nachfrage gab und gibt es rund um das Thema “Lieferkettengesetz”. Hier fand im Oktober ein Erfahrungsaustausch mit Unternehmen, aber auch mit den Honorarkonsulaten Pakistan, Myanmar und Bangladesch statt.
Der Botschafter von Pakistan besuchte die IHK Düsseldorf, um über Geschäftskooperationen, aber auch um über Herausforderungen in der Lieferkette zu sprechen.

Neue Herausforderungen im Russland-Geschäft 

Die Corona-Krise hatte 2020 auch das Russlandgeschäft fest im Griff. Die Aktivitäten der IHK Düsseldorf, die mit den Partnern Stadt Düsseldorf, Messe Düsseldorf sowie Deutsch-Russische Auslandshandelskammer das Russland Kompetenzzentrum (RKD) trägt, wurden dementsprechend ausgerichtet. So wurden zum Beispiel mit dem Ursprungszeugnis-Barometer die Auswirkung auf die russlandbezogenen Exporttätigkeiten der hiesigen Unternehmen untersucht.
Gleichzeitig beriet das RKD weiterhin Unternehmen zu den „klassischen“ Themen der Einfuhrbestimmungen  und Produktzertifizierung.
Die Russland-Konferenz im Januar war abermals der traditionelle Auftakt in das neue Jahr des Russlandgeschäfts.
Mit (unter anderem zu Umsatzsteuerfragen) sowie digitalen Veranstaltungsformaten war das RKD darüber hinaus kompetenter Ansprechpartner auf Deutsch, Russisch und Englisch zu Fragen des Vertriebs, Exports und der Ansiedlung von Investoren. Ungeachtet eines schwierigen Messejahres konnten erneut im Rahmen der Messe „Medica“ Unternehmen zum Medizintechnikmarkt beraten werden.
Trotz pandemiebedingter Reisebeschränkungen führte die von der IHK koordinierte digitale Unternehmerreise zum Thema Gebäudetechnik NRW-Unternehmen nach Moskau, Krasnodar sowie St. Petersburg.
Highlight war die Live-Begehung eines sich im Bau befindlichen Wohnkomplexes, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen Presslufthammer und Kabelverlegern live ihre Fragen diskutieren konnten - nur der Geruch nach Staub fehlte. 
Nach wie vor beeinflussen Sanktionen Unternehmen im Russlandgeschäft. Dass die deutsche Wirtschaft jährlich rund 5,4 Milliarden Euro und der Regierungsbezirk Düsseldorf rund 318 Millionen Euro an Sanktionskosten zu tragen hat, errechnete eine von der IHK Düsseldorf beim ifo Institut in Auftrag gegebene Studie.
Dieses Ergebnis war Grundlage der Online-Diskussion „Russland-Sanktionen auf dem Prüfstand“