Verkehrsverband Westfalen

Unternehmensbefragung zeigt Details zu den Auswirkungen der A 45-Sperrung

Am 12. April hat der Verkehrsverband Westfalen e.V. die Ergebnisse einer Befragung bei 200 Unternehmen aus Westfalen vorgestellt und zeichnet damit ein umfassendes Bild der unternehmerischen Betroffenheit als Grundlage für politische Entscheidungen.
„Die Umfrage sollte der Wirtschaft die Möglichkeit geben, ihre Sorgen, Probleme und Bedenken im Zusammenhang mit der Sperrung zu äußern,“ skizziert der Vorstandsvorsitzende Marc Simon das Ziel der Studie.
91 % der befragten Unternehmen beunruhigt die Perspektive, dass weitere Brücken gesperrt werden könnten. Immerhin zeichnet die A 45 besonders aus, dass 10 % der Gesamtstrecke über Brückenbauwerke (in Summe 59 Talbrücken) verläuft. 81 % der befragten Unternehmen benötigen für Investitionen in den Standort Sicherheit über die Erreichbarkeit. Fehlende Verlässlichkeit in der Infrastruktur ist für die Unternehmen ein klares Investitionshemmnis. Bereits 2022 hat der Verkehrsverband Westfalen den volkswirtschaftlichen Gesamtschaden der Sperrung in Höhe von 1,8 Mrd. Euro ermittelt, falls die Sperrung nicht länger als 5 Jahre dauert.
„Ich gehe auf Basis dieser Berechnung davon aus, dass die Wertschöpfungsverluste überproportional zunehmen, wenn ein Kipppunkt erreicht wird“, sagt Stefan Peltzer, Verbandsgeschäftsführer und Autor der Untersuchung voraus. „Zwar befürchten 43 % der Unternehmen aufgrund der Sperrung starke und sehr starke Auswirkungen auf einen Imageschaden des Standortes. Dennoch setzen 75 % noch auf temporäre Maßnahmen wie alternative Transportwege oder veränderte Lieferzeiten. Dauerhafte Verlagerungen von Produktionskapazitäten oder die Anmietung von auswärtigen Büroflächen sind kaum bisher genutzte Instrumente“, so Peltzer.
„Aus diesem Grund kann man die Maßnahmen zur Klarheit und Transparenz über den weiteren Baufortschritt nicht hoch genug einschätzen. Auch als Unternehmer bin ich unmittelbar betroffen und kann voll und ganz nachvollziehen, dass die Wirtschaft verlässlich über den weiteren Zeitplan informiert werden möchte“, so Simon.
Die Gründe würden nach Einschätzung des Verkehrsverbandes Westfalen auf der Hand liegen. Die Wirtschaft spüre die Sperrung sowohl auf der Kostenseite durch längere Transportwege als auch auf der Einnahmenseite durch Umsatzverluste.
Die Befragung hat hierzu festgestellt, dass fast jedes zweite Unternehmen die Sperrung durch Umsatzverluste „in der Kasse“ spüre. Davon sehen 22 % für sich sogar ein existenzbedrohendes Ausmaß der Auswirkungen. Die befragten Unternehmen beziffern zu 62 % die Umsatzeinbußen als erheblich mit einer Höhe von mehr 10 %.
Die Einschränkungen für den Durchgangsverkehr in Lüdenscheid schaden der Wirtschaft großräumig. Gerade die am weitesten entfernten Standorte im Verbandsbezirk wie Hamm, Herne oder Siegen zeigen bei dieser Maßnahme einen starken Anstieg der Betroffenheit. Trotzdem äußern 35 % der befragten Unternehmen auch Verständnis für die getroffenen Maßnahmen.
Die Wirtschaft ist bei Sperrungen auf funktionierende Ausweichrouten angewiesen und übt hier deutliche Kritik. Mehr Priorität auf Ausweichrouten für den Güterverkehr gehört zu den häufigsten Rückmeldungen. Das Verkehrsfluss- und Baustellenmanagement muss nach Meinung der Betriebe verbessert werden.
SIHK-Geschäftsführer Christof Brünger sieht die Politik grundsätzlich gefordert, ausreichende Mittel für die Instandsetzung der Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. In NRW seien 1.300 Brücken allein des Bundes und des Landes in den nächsten 10 Jahren zu sanieren. Die Ausgabe erfordere eine deutliche Steigerung der Anstrengungen.
Der Verkehrsverband Westfalen kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die A 45 nur teilweise zum prioritären Netz des Bundes gehöre, in dem vorzugsweise die Brücken saniert würden und man die Vernetzung der Wirtschaftsräume wieder zerschneide, wenn man ab Hagen den nördlichen Teil der A 45 aus der Betrachtung fallen lasse.
12.04.2023