So wird ihr virtueller Betriebsbesuch zum Erfolg
Mit virtuellen Führungen können Unternehmen mit vergleichsweise geringem Aufwand eine große Anzahl potenzieller Ausbildungskandidaten ansprechen. Wir haben Ihnen hilfreiche Praxistipps zusammengestellt, wie Sie beim Nachwuchs punkten können.
Autorin: Katharina Gröger, 13. Dezember 2021
Für Ausbildungsbetriebe war es in Zeiten von Lockdowns und strenger Hygienevorschriften eine echte Herausforderung, Schülerinnen und Schülern einen praxisnahen Einblick ins Unternehmen zu geben und sie für freie Ausbildungsplätze zu gewinnen. Nachdem Videokonferenz-Software wie Zoom oder Microsoft Teams im Arbeits- und Schulalltag Standard wurde, nutzten mehr und mehr Unternehmen diese Tools, um Betriebsführungen virtuell zu organisieren und sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren.
Eine virtuelle Führung kann zum Beispiel eine mit einem Tablet gefilmte Live-Tour durch den Betrieb sein, bei der der Moderator die Zuschauer durch die Räumlichkeiten führen. So lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Büros kennen, sondern auch Produktionshallen oder andere Bereiche wie Labore und Lager, die normalerweise für Besucher bei Präsenzveranstaltungen nicht selbstverständlich zugänglich sind. Ein weiterer Vorteil: Mit vergleichsweise geringem Aufwand lässt sich eine große Anzahl an potenziellen Ausbildungskandidat ansprechen, die wiederum flexibel von jedem Ort aus teilnehmen können. Deshalb bleibt das Modell auch dann interessant, wenn die Coronamaßnahmen und die damit verbundenen Einschränkungen endgültig der Vergangenheit angehören.
Planung und technische Voraussetzungen
Bevor eine virtuelle Betriebsführung umgesetzt werden kann, gilt es einiges zu beachten. Ein Team aus Projektverantwortlichen und Präsentierenden muss die Tour sorgfältig planen. Das Team sollte dafür ein generelles Interesse an neuen Medien und Spaß an der Interaktion mit Jugendlichen mitbringen. Bei Veranstaltungen, mit denen potenzielle Auszubildende und duale Studierende gewonnen werden sollen, empfiehlt es sich, die eigenen Azubis oder jüngere Arbeitskräfte in die Präsentation einzubinden. Mit ihnen können sich die jungen Zuschauer oft besser identifizieren.
Die technische Ausstattung ist wichtig für den Erfolg. Daher sollte das Projektteam zuerst prüfen, ob die Internetverbindung das Leistungsniveau für eine virtuelle Führung überhaupt erfüllt. Manche Unternehmen richten sogar ein kleines Filmstudio für die virtuelle Betriebsführung ein. Dieser Aufwand ist aber nicht unbedingt notwendig. Oft reicht schon als Basisausstattung ein Programm wie Microsoft Teams oder Zoom, um eine Videokonferenz durchzuführen, und ein Tablet für die Aufnahme. Für ein stabiles Bild während der Führung eignet sich außerdem ein Handstativ. Bei der Tonqualität sollten keine Kompromisse eingegangen werden. Ein Headset sollte zur Mindestausstattung gehören, das Mikrofon eines Laptops oder Tablets reicht meist nicht aus.
Gut miteinander ins Gespräch kommen
Schon mit einfachen, aber effizienten technischen Mitteln und einer unterhaltsamen Führung kann der Funke der Begeisterung für ein Unternehmen überspringen. Damit eine gute Gesprächssituation entsteht und sie akustisch zu verstehen sind, sollten die Präsentierenden bei der Führung zwischendurch stehen bleiben, um mit ihren Zuschauern zu sprechen. Damit möglichst viele potenzielle Auszubildende an einer virtuellen Betriebsführung teilnehmen, bieten sich Kooperationen mit Schulen an. Dort sollte es einen festen Ansprechpartner geben, mit dem im Vorfeld Ablauf und Dauer der Veranstaltung abgeklärt werden. In der Regel empfiehlt sich eine Führung von 1,5 Stunden, was einer Doppelstunde Unterricht entspricht. In dieser Zeit können Unternehmen sich kurz präsentieren, die Zuschauer virtuell in den Räumlichkeiten herumführen und anschließend die Ausbildungsberufe und dualen Studiengänge vorstellen, die das Unternehmen Nachwuchskräften anbietet. Danach sollte noch genügend Zeit geblockt werden, um einen Austausch mit den Auszubildenden und dual Studierenden zu ermöglichen. Wer Zeit sparen und direkt mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch gehen möchte, kann auch ein kurzes Video drehen, in dem das Unternehmen vorgestellt wird, und dieses der Schule vorab zur Verfügung stellen.
Chat im Auge behalten und auch den Datenschutz
Die virtuelle Führung sollte so interaktiv wie möglich gestaltet werden. Daher sind längere Monologe fehl am Platz, der Austausch mit den Zuschauern sollte in jedem Fall im Fokus stehen. Dafür sollte auch die Chatfunktion genutzt werden. Hierfür empfiehlt es sich, einen Moderator aus dem Unternehmen zu bestimmen, der den Chat im Auge hat und Fragen und Kommentare sichtet, beantwortet oder an die Kolleginnen und Kollegen weiterreicht. Darüber hinaus ist es ratsam, in der Videokonferenz einen Referentenstatus festzulegen und die Zuschauer auch als solche zu definieren. Zuletzt sind auch noch Fragen des Datenschutzes wichtig. Die Veranstaltung darf zum Beispiel nicht ungenehmigt aufgezeichnet werden, und die Schülerinnen und Schüler sollten nicht mit vollem Klarnamen teilnehmen. Das dürfte aber für den Erfolg der Präsentation nicht entscheidend sein, denn schließlich geht es vor allem um die Vorstellung des Unternehmens und die Frage, warum sich der Nachwuchs für eine Ausbildung bei Ihnen entscheiden sollte. Damit man diese Frage authentisch beantworten kann, lohnt es sich im Übrigen, im Vorfeld der Veranstaltung mal bei den eigenen Nachwuchskräften nachzufragen.
Sie wünschen sich für Ihren ersten virtuellen Betriebsbesuch Unterstützung?
Um Unternehmen bei ihren ersten Schritten rund um virtuelle Betriebsbesuche zu unterstützen, bietet das Projektbüro Berufliche Orientierung Hessen die „Virtuellen Betriebsbesuche to go“ an. Jeden Donnerstag zwischen 10 und 11 Uhr erhält hier ein Unternehmen die Möglichkeit, seine Türen für eine virtuelle Führung zu öffnen. Das Projektbüro sorgt für die Bewerbung der Veranstaltung und Kooperationen mit Schulen, um möglichst viele interessierte Teilnehmer zu erreichen. Auch unterstützt das Team beim möglichst reibungslosen Ablauf und stellt einen Praxisleitfaden sowie eine Checkliste zur Verfügung.
Um Unternehmen bei ihren ersten Schritten rund um virtuelle Betriebsbesuche zu unterstützen, bietet das Projektbüro Berufliche Orientierung Hessen die „Virtuellen Betriebsbesuche to go“ an. Jeden Donnerstag zwischen 10 und 11 Uhr erhält hier ein Unternehmen die Möglichkeit, seine Türen für eine virtuelle Führung zu öffnen. Das Projektbüro sorgt für die Bewerbung der Veranstaltung und Kooperationen mit Schulen, um möglichst viele interessierte Teilnehmer zu erreichen. Auch unterstützt das Team beim möglichst reibungslosen Ablauf und stellt einen Praxisleitfaden sowie eine Checkliste zur Verfügung.
- Katharina Preßler
„Berufliche Orientierung trotz Corona – gewusst wie, mit den virtuellen Betriebsbesuchen der IHK. Für uns von der Schenck Process kam dieses Angebot genau zur rechten Zeit. Viele Berufsorientierungsangebote wurden aufgrund der Corona-Pandemie ersatzlos gestrichen. Gleichzeitig konnten wir mit den virtuellen Betriebsbesuchen die Berufsorientierung von Schülern, die uns sehr wichtig ist, weiterführen. Über die vielen spannenden Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten aufklären, mit Auszubildenden ins Gespräch kommen und trotz der Pandemie einen Blick in das Unternehmen erhalten, das waren unter anderem Elemente des virtuellen Betriebsbesuches bei uns. Ein großer Mehrwert für alle Beteiligten und dank des digitalen Formats sowohl für uns als auch für die Teilnehmenden gut in den Tag zu integrieren.“Katharina Preßler, Ausbildungsleiterin bei der Schenck Process Europe GmbH, Darmstadt
- Wolfgang Michel
„Eine technische Ausbildung eröffnet gute Zukunftsperspektiven. Aber wie kann man für etwas begeistert werden, das man nie kennen gelernt hat? Ein virtueller Betriebsbesuch eröffnet die Möglichkeit, einen Einblick in ein Unternehmen zu bekommen und mit Auszubildenden und Ausbildungsverantwortlichen zu kommunizieren – trotz Corona. Ausbildung kann „live“ gezeigt werden und ein Dialog auf Augenhöhe stattfinden. Auch wenn er die Präsenz vor Ort nicht voll ersetzen kann, ist der virtuelle Betriebsbesuch eine weitere Möglichkeit im Rahmen der Berufsorientierung. Zurzeit ist er besonders wichtig, da Facharbeiter immer stärker gesucht werden, aber auch ohne die Pandemiesituation wird er in unserer zunehmend digitalisierten Welt Bestand haben.“Wolfgang Michel, Ausbildungsleiter bei der Continental Automotive GmbH, Babenhausen
- Matthias Haas
„Weil es zurzeit nicht möglich ist Unternehmen in Präsenz zu besichtigen, Berufsorientierungsmessen zu besuchen oder Praktika durchzuführen hat die ENTEGA schon frühzeitig ein Konzept entwickelt, um Jugendliche trotzdem intensiv und nachhaltig zu erreichen. Aus einem hauseigenen Studio werden die Gäste per Green-Screen-Technik mit optisch veränderbaren Hintergrundinformationen empfangen, begleitet und über die „Ausbildungswelten“ der ENTEGA informiert. Die Resonanz der teilnehmenden Schulen, der Schülerinnen und Schüler, auf die virtuellen Betriebsbesuche ist überwiegend positiv. Die etwas „andere Art“ der Darstellung der ENTEGA-Berufswelt kommt gut an. Der Mix zwischen Grundinformationen und Live-Reportagen von Auszubildenden trifft offensichtlich genau das Informationsbedürfnis der Gäste.“Matthias Haas, Ausbildungsleiter bei der ENTEGA AG, Darmstadt
- Helena Renz und Eileen Leichner
„Die allgemeine Corona-Situation erschwert natürlich, mit Schülerinnen und Schülern sowie potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern in Kontakt zu treten. Deshalb sind virtuelle Betriebsbesuche für uns eine gute Gelegenheit, um unser Unternehmen vorzustellen. Auf diesem Wege können wir einen sicheren Blick hinter die Kulissen ermöglichen und über die Arbeitswelt bei Deichmann informieren. Der Vorteil: Wir erreichen verschiedene Gruppen wie Lehrer, Eltern, Schüler oder Berufsberater mithilfe einer Videokonferenz einfach und ortsunabhängig. Natürlich freuen wir uns schon darauf, Veranstaltungen wieder in Präsenz durchzuführen. Virtuelle Betriebsbesuche werden aber sicher auch in Zukunft Teil unseres Angebotes bleiben.“Helena Renz und Eileen Leichner, Recruiterinnen für Südhessen bei DEICHMANN SE
- Tim Schicker
„Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist angespannt. Corona hat diese Situation nochmals verschärft. Im Wesentlichen durch ausgefallene Praktika, Messen und Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen sind Schüler nur wenig über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten nach dem Schulabschluss informiert. Um diesem Problem entgegenzuwirken führen wir virtuelle Betriebsbesuche durch. Dabei ermöglichen wir den Schülerern auch einen Liveeinblick in den Ausbildungsalltag und bieten eine Plattform zur Kommunikation zwischen Schülern und Auszubildenden und somit eine „Kommunikation auf Augenhöhe“. Unser Ziel ist die umfassende Information der Schülern und natürlich das Gewinnen von neuen Nachwuchskräften.“Tim Schicker, Technischer Ausbilder bei Dentsply Sirona, Bensheim
- Katrin Herberg
„Für uns als Ausbildungsunternehmen ist es wichtig, beim Thema Berufsorientierung einen nachhaltigen Beitrag zu leisten. Gerade in diesen turbulenten Zeiten ist es umso wichtiger, die Schülerinnen und Schüler bei der beruflichen Orientierung zu unterstützen. Die geplanten Praktika konnten in den meisten Fällen nicht stattfinden und es fehlten somit wertvolle Einblicke in die unterschiedlichen Berufsbilder. Gemeinsam mit unseren Auszubildenden haben wir für die Schülerinnen und Schüler ein virtuelles Programm geplant und konnten somit Einblicke in die Techem Ausbildungswelt geben. Durch das virtuelle Format konnten wir hunderte von Schülerinnen und Schüler gleichzeitig erreichen. Wir werden auf jeden Fall wieder an diesem tollen Format teilnehmen.“Katrin Herberg, Ausbildungsleiterin bei der Techem Energy Services GmbH, Eschborn
- Alexandra Bieber
„Einblicke, die man sonst nicht bekommt – digital und unkompliziert. Unsere virtuellen Betriebsbesuche bieten eine tolle Möglichkeit, hinter die Kulissen eines global agierenden Unternehmens zu blicken und unseren technischen Ausbilder Heiner in die Welt der Herstellung natürlicher Ingredients für Lebensmittel- und Getränke zu begleiten. Im direkten Austausch werden zudem alle Fragen beantwortet. Auf diese Weise können sich Schülerinnen und Schüler auch in dieser herausfordernden Zeit umfassend über Unternehmen und deren Ausbildungs- sowie Studienmöglichkeiten informieren. Ob aus dem Klassenzimmer, auf der Couch oder gemeinsam mit den Eltern am Esstisch – wir freuen uns über jeden virtuellen Gast in unserem Haus!“Alexandra Bieber, HR Business Partner bei der Döhler GmbH, Darmstadt
- Damaris Reichert
“Virtuelle Betriebsbesuchen sind eine tolle Gelegenheit für das Importhaus Wilms, um Ausbildungsinteressierte zu erreichen. Es ergeben sich ganz neue Perspektiven und Prozesse lassen sich weiter digitalisieren. Wir können viel mehr Menschen auf einmal erreichen und virtuelle Umfrage-Tools nutzen, um alle mit einzubeziehen. Aus einem Vortrag wird ein aktives Miteinander. Es macht uns Spaß über unseren Ausbildungsberuf zu informieren und dabei im Austausch mit den Jugendlichen eine Resonanz zu bekommen. So ist beim virtuellen Betriebsbesuch das Handy eines jeden ein wichtiges Tool und nicht wie in einem Präsenz-Termin ablenkend. Wir freuen uns auf weitere Erfahrungen und das Vergnügen, Licht in das Berufsbild „Kaufmann und Kauffrau im Groß- und Außenhandelsmanagement“ zu bringen.“Damaris Reichert, Office-Managerin im Importhaus Wilms
- Benjamin Heger
„Wir von der BARMER unterstützen die Idee der virtuellen Betriebsbesichtigungen sehr. Dadurch bekommen die Schüler die Möglichkeit auch in Zeiten wie diesen potenzielle Ausbildungsbetriebe und Praktikumsstellen kennenzulernen. Themen wie zum Beispiel berufliche Perspektiven und die Zeit nach der Schule liegen uns sehr am Herzen. Sie erhalten einen Einblick in die Räumlichkeiten, bekommen grundlegende Arbeitsprozesse erklärt und können etwas von der Luft der jeweiligen Firma zu schnuppern. Für die BARMER sind die virtuellen Betriebsbesichtigungen eine tolle Möglichkeit, unsere abwechslungsreichen Ausbildungsberufe vorzustellen. Oftmals begleiten unsere eigenen Auszubildenden diese Betriebsbesichtigungen und geben den Schüler dann auch die Möglichkeit, sie mit Fragen zu löchern.“Benjamin Heger, Sales Consultant der BARMER in Wiesbaden
Kontakt
Annette Adamczyk
Bereich:
Aus- und Weiterbildung
Themen: Berufliche Orientierung, Kooperation Schule-Unternehmen
Torsten Heinzmann
Teamleiter
Bereich: Aus- und Weiterbildung
Themen: Team Ausbildung, Ausbildungsberatung für kaufmännische Berufe